Liebe Leserinnen und Leser
Die Stiftung digiVolution ist am 4. Dezember 2020 entstanden. Am 4. Januar 2021 wurde die 0-Nummer des Newsletters veröffentlicht, um dessen Ziele anzukündigen, und am 8. Januar erschien die Nr. 1, in einer Welt, die verblüfft die Erstürmung des Kapitols in Washington realisierte. Am 1. April 2021 begann die konkrete Arbeit der Stiftung. Ab dem Newsletter 27 wurde der anfänglich «verrückte» einwöchige Rhythmus auf zwei Wochen umgestellt. Und heute, am 26. April 2024, feiern wir bereits die 100. dV-News (09-2024) mit der inzwischen traditionellen Auswahl an Artikeln und Links.
Jede Ausgabe erfordert inklusiv Publikation auf den Kanälen Website, LinkedIn und dVPedia knapp 4 Arbeitstage. Dabei werden regelmässig ca. 900 Mitteilungen analysiert, die jeweils in mehreren Dutzend Informationen, Artikeln, Berichten und Büchern resultieren. Seit Herbst 2022 wird auch die Rubrik dVTopics in unserer Cybersuite dVPedia genutzt, die in Echtzeit alle gewählten offenen Quellen scannt.
Die Medien sind voll von qualitativ hochwertigen Informationen über Cyberangriffe, Schwachstellen usw. Unser Ziel ist es allerdings nicht, diese Akteure zu konkurrenzieren, sondern dazu beizutragen, dass die Entscheidungsträger, die uns folgen, (besser) informierte Akteure in Bezug auf die digitale Mutation werden und zu diesem Zweck den Beobachtungs- und Untersuchungsradius erweitern [link]. Ein holistischer Ansatz ist in der Tat zwingend nötig und unser Anspruch ist es – wie in der Informationspyramide unten dargestellt – mit einem systemischen Verständnis der Herausforderungen der digitalen Mutation zum Wissen beizutragen.
Unser Newsletter ist das Ergebnis eines rigorosen, langfristigen Prozesses, der darauf abzielt, wichtige Entwicklungen zu verstehen, zu hinterfragen und darauf aufmerksam zu machen. Es soll ein strategisches Bild entstehen und nicht einfach nur eine Aufzählung der technisch / taktischen Vorfälle des Alltags bilden.
Ist uns dies gelungen? Ja, wenn man die vielen positiven Reaktionen und Kommentare betrachtet, die wir erhalten haben. Nein, wenn man bedenkt, dass wir trotz der Arbeit, die nun von mehreren tausend Menschen gelesen wird, immer wieder das Gleiche wiederholen müssen. Ja, angesichts der Qualität unseres Beitrags, die immer besser wird und nun auch eine internationale Leserschaft hat (siehe die englische Version). Aber nein, weil die Herausforderungen noch lange nicht bewältigt sind.
Von den Hunderten von Meldungen, die wir bearbeiten, stammen viele von Personen, die mit unserer Arbeit solidarisch sind und uns ihre Fundstücke und Gedanken mitteilen. Dies gilt insbesondere für unseren Beirat. Ohne dieses Netzwerk von Freunden und Experten stände digiVolution sehr allein…!
Ein grosses DANKESCHÖN an sie und unsere vier Initialspender – die im Hintergrund bleiben möchten – ohne die dies alles nicht möglich gewesen wäre.
digiVolution hat die Phase 1.0 geschafft. Jetzt geht es um den Übergang zu Phase 2.0. Erlauben Sie uns, Sie um eine grosszügige Unterstützung zu bitten
Seit der Gründung von digiVolution wurde immer wieder auf diese Fakten hingewiesen und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen und systemischen Ansatzes betont. Die Sicherheitsprobleme der digitalen Gesellschaft sind nicht nur technologischer Art. Sie werden gleichermassen durch politische, personelle, materielle und energetische Probleme verursacht.
Was wird wirklich unternommen, um diese Situation, die alle Symptome einer angekündigten Katastrophe aufweist, unter Kontrolle zu bringen? Was muss getan werden, damit die Schweiz endlich massiv in echte Lösungen für ihre Sicherheit im digitalen Zeitalter investiert? Wir brauchen viel mehr neue Ideen.
Digitales Vertrauen, Resilienz und Souveränität werden nicht durch Schlagworte, sondern durch konkrete Massnahmen geschaffen. digiVolution hat seit ihrer Gründung immer wieder betont, dass dies STRATEGISCHE, LEBENSWICHTIGE und DRINGENDE Themen sind. Und es wurden viele Vorschläge gemacht. Der Westen fürchtet den Ansturm russischer Panzerhorden.
Vielleicht in ein paar Jahren, aber unsere Gesellschaft jetzt angegriffen, und zwar in zunehmendem Masse dort, wo sie am schwächsten ist, in ihren informationellen und digitalen Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten. Es ist Zeit, aufzuwachen, den Problemen ins Auge zu sehen und echte Prioritäten zu setzen.
BOOKS & REPORTS
Dies ist eine Liste relevanter Bücher und Publikationen, auf die wir bei unseren Recher-chen der letzten Wochen gestossen sind. Sie finden sie auf dVPedia unter dVLibrary.
► Gedächtnis der Menschheit – Die Speichertechnologien – Disketten, ZIP-Disketten, USB-Sticks, CD-ROMs etc. – überleben zwischen 5 und 10 Jahren. Was passiert danach? Sie veralten, werden entmagnetisiert und vor allem schnell durch andere Standards und Technologien ersetzt. Im Klartext: Sie sind einfach nur zum Wegwerfen geeignet, und ihr Inhalt gleich mit, da die Kompatibilität mit früheren Versionen oftmals nicht gegeben ist. Für verzweifelte Fälle gibt es das Bolo-Museum der EPFL, aber wie lange wird es selbst überleben? Der Beruf des Archäologen könnte frustrierend werden, wenn es keine Schriftstücke mehr gibt…! Jetzt hat bereits die Karibikinsel Aruba ein Internet-Portal zum digitalen Kulturerbe geschaffen und bewahrt so seine Geschichte und Kultur für den weltweiten Zugang. Damit erweitert das Internet Archive seine ohnehin schon grosse Rolle bei der Bewahrung der digitalen Welt für die Nachwelt. Die UNESCO fordert seit langem eine Lösung für den Erhalt des Gedächtnisses der Menschheit. Das Beispiel von Aruba erinnert uns an diese Forderung.
► Europäische Energieverteilungsnetze – Seit den Anfängen von digiVolution gibt es ein Thema, das immer wieder auftaucht: die Gleichung «NO POWER – NO CYBER». Wenn es um den Strombedarf geht, wird oft ein Schlüsselelement vergessen: der Transport. In Bereich Stromtransport ist das Hochspannungsnetz (110-400 kV) ein Schlüsselelement, das erheblich ausgebaut werden muss. Laut dem letzten Bericht von EMBER, einem Think Tank zur Beschleunigung des Energiewandels, könnte das europäische Hochspannungsnetz die zusätzliche Leistung aus Wind und Sonne nicht bewältigen. Da das gesamte europäische Netz verbunden ist und nicht nur aus guten Leistungsträgern besteht, ist das Risiko eines Ausfalls nicht unerheblich
► AI Index Report der Standford University – Die 2024-Ausgabe, die siebte, erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem der Einfluss der KI auf die Gesellschaft noch nie so deutlich war wie heute. Wir haben die 10 wichtigsten Ergebnisse des Berichts zusammengefasst.
- KI übertrifft den Menschen bei einigen Aufgaben, hinkt aber bei komplexeren Aufgaben hinterher, insbesondere wenn es um logisches Denken und Planung geht.
- Die Industrie dominierte die Forschung in 2023 mit 51 Modellen für maschinelles Lernen, während die Wissenschaft nur 15 Modelle hervorbrachte.
- Pioniermodelle werden immer teurer. Allein das Training von GPT-4 kostete 78 Millionen Dollar, während Googles Gemini Ultra 191 Millionen Dollar kostete.
- Die USA liegen vor China, der EU und Grossbritannien. Im Jahr 2023 kamen 61 fortschrittliche KI-Modelle aus den USA, 21 aus der EU und 15 aus China.
- Es fehlt an robusten, standardisierten Bewertungen der LLM-Haftung, so dass es schwierig ist, Risiken und Grenzen zwischen KI-Modellen zu vergleichen.
- Die Investitionen in generative KI explodieren (25,2 Milliarden Dollar, das 8-fache des Wertes von 2022), obwohl die KI-Investitionen insgesamt zurückgehen.
- Laut mehreren Studien macht KI die Arbeitnehmer produktiver. Diese Studien haben gezeigt, dass KI die Kluft zwischen tief und hoch qualifizierten Mitarbeiter überbrückt, aber andere Studien stellen fest, dass ein grosser Bedarf an Kontrolle besteht.
- Der wissenschaftliche Fortschritt beschleunigt sich dank der KI weiter, und 2023 kamen mehr wichtige wissenschaftliche KI-Anwendungen auf den Markt, zum Beispiel in der Materialwissenschaft.
- Die Zahl der KI-bezogenen Vorschriften in den USA nimmt rapide zu. Bis 2023 wurden es 25, verglichen mit nur einer im Jahr 2016.
- Überall auf der Welt sind sich die Menschen der potenziellen Auswirkungen der KI stärker bewusst. In den USA sagen 52% der Amerikaner, dass sie eher besorgt, als begeistert über KI sind, verglichen mit 37% im Jahr 2022.
Das war’s für diese Ausgabe. Wir hoffen, dass Sie wieder inspiriert wurden. Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Erkenntnisse mit den ausgewählten Artikeln und Links und sehen uns in zwei Wochen wieder.
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