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TALENTS?

TALENTS? 2000 1505 digiVolution

Wir freuen uns, Ihnen unsere 103. dV-News (12-2024) mit einer Auswahl an Artikeln und Links  zukommen zu lassen.

Seit der Gründung macht digiVolution immer wieder auf die Personalproblematik bei Berufen aufmerksam, die für das Funktionieren unserer digitalen Gesellschaft mittlerweile existentiell sind.

Als nationale Organisation für die Informations- und Kommunikationstechnologie hat ICT Berufsbildung Schweiz die aktuellen Zahlen für diesen Bereich.

Dieser Verband sagt uns seit 2022, dass unser Land bis 2030 120’000 neue Berufsleute braucht, sowohl um natürliche Abgänge wie Pensionierungen und berufliche Neuorientierungen auszugleichen als auch um den durch die Digitalisierung ausgelösten erhöhten Bedarf zu decken.

Während unser Bildungssystem 40’000 Personen ausbildet, hofft man, ebenso viele dank der (dauerhaften?) Vorteile unseres Arbeitsmarktes aus dem Ausland anzuziehen, und es werden noch einmal so viele fehlen. Wie eine wachsende Zahl von Studien zu diesem Thema zeigt, ist die Schweiz in dieser Situation nicht allein. Die USA suchen sogar 500’000 Personen im Bereich Cybersicherheit und die EU sieht sich einer vergleichbare Situation gegenüber mit einer Schätzung für 2022 von 260’000 bis 500’000 fehlenden Fachkräften. Für die Schweiz könnte es also schwieriger werden, Personal im Ausland zu rekrutieren. Im Jahr 2030 könnte die Lücke sogar noch grösser sein als bisher angenommen. Und für die KMU kommt noch der Re-krutierungswettbewerb durch die öffentliche Hand hinzu.

Sind in diesen Zahlen ausserdem die zahlreichen “Nicht-IT”-Stellen berücksichtigt, die für Produkte, Dienstleistungen und Innovationen der Unternehmen zentral sind? Wie steht es mit den transversalen Informationsberufen, die sich rasant entwickeln, und den Auswirkungen der Alterung der Gesellschaft, um nur zwei Schlüsselthemen zu nennen? In diesem Kompetenzbereich, der für die Gesellschaft jedoch lebenswichtig ist, fehlt die systemische Sichtweise, ebenso wie bei der Stromversorgung.

Der Fachpersonalmangel wird für Unternehmen und Staat immer schwerere Auswirkungen in Bezug auf die Arbeits- und Innovationsfähigkeit haben. Die Abhängigkeit von Technologieanbietern wird zudem ihre Souveränität erheblich schwächen. Und wer wird am Ende der Kette die Sicherheit der digitalen Gesellschaft gewährleisten?

In der Diskussion ist häufig von «Talenten» die Rede. Aus unserer Sicht ist es falsch, diesen Begriff zu verwenden, und deshalb haben wir im Titel dieses Beitrags ein Fragezeichen gesetzt.

Wir sind nämlich der Meinung, dass dieser Begriff uns in die falsche Richtung lenkt. Wir werden zwar immer ein paar kleine und grosse Genies brauchen, aber wir brauchen keine Individualisten, sondern Teams und ein funktionierendes Gesellschaftssystem. Die ganze Schweiz muss talentiert sein. In Übereinstimmung mit der Vision von digiVolution, die Cyberverteidigung des Landes in die Tiefe zu tragen.

Es sind nämlich nicht ein paar einzelne Talente, die unser wachsendes Defizit an Fachleuten nachhaltig verringern werden, und es ist auch nicht die ICT-Branche, die die Verantwortung für die gesamte Last tragen muss. Wie bei den Gesundheitsberufen braucht die Schweiz eine gelebte Strategie, um ihren Mangel an digitalen Kompetenzen in den Griff zu bekommen, und die Gleichung umfasst viele Variablen, wie hier vereineinfacht veranschaulicht wird.

Die wenigen Initiativen, die derzeit laufen, sind alle lobenswert, aber selbst ihre Summe kratzt nur an der Oberfläche. Schulkinder ein paar Zeilen Code schreiben zu lassen, wird das Problem nicht lösen. Wir müssen eine digitale Kultur und eine digitale Alphabetisierung entwickeln und uns von der Zermürbungslogik lösen, bei der wir auf Probleme nur mit linearen Lösungen reagieren. Das Problem wurde vor 25 Jahren erkannt und keine der ergriffenen Massnahmen konnte es eindämmen. Ist es also an der Zeit, die Methoden zu ändern. Und nicht zu vergessen, dass unser gesamtes Wirtschaftspotenzial von unserer digitalen Infrastruktur abhängt.

► dVPedia stellt sich vor – Am 25. Juni hatten wir die Chance, von Delphine Seitiée – Generalsekretärin von alp ict, der Plattform zur Vernetzung und Förderung der digitalen Wirtschaft in der Westschweiz, empfangen zu werden, um dVPedia vorzustellen. Wir haben unsere Cybersuite verstärkt und vereinfacht: Neu gibt es nur noch die vollständige Version mit kostengünstigen monatlichen oder jährlichen Abonnements. Eine deutsche Ausgabe des Videos wird folgen.


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BOOKS & REPORTS

Dies ist eine Liste relevanter Bücher und Publikationen, auf die wir bei unseren Recherchen der letzten Wochen gestossen sind. Sie finden sie auf dVPedia unter dVLibrary.

NEWS

Die Plage der Desinformation – Wo immer man heute hinschaut, stösst man auf manipulierte Informationen, und die UNO ruft zu Massnahmen gegen Desinformation und Hassreden auf. In den USA hat die Zahl der Internetseiten, die Desinformation verbreiten, die Zahl der als vertrauenswürdig eingestuften Seiten übertroffen. Das versuchte Attentat auf Donald Trump könnte nun dazu beitragen, die ohnehin bereits angeheizte Stimmung bei den Wahlen weiter zu verstärken, da alle Arten von Verschwörungstheorien und Aufrufen zur Gewalt aufblühen könnten. In Europa sind die Wahlen, die Fussball-EM 2024 und die Olympischen Spiele ideale Gelegenheiten für die strategischen Gegner und Konkurrenten der EU, um zu versuchen, die Einheit der EU zu schwächen und von den weltweiten Einschaltquoten dieser Ereignisse zu profitieren. Es wurden bereits zahlreiche Fälle aufgedeckt und die USA haben Frankreich ihre Hilfe bei den Olympischen Spielen angeboten. In Frankreich hat das Militärministerium einen Leitfaden gegen Desinformation herausgegeben. Zum Abschluss dieses Themas empfehlen wir den EU-Kompass zur Überprüfung von Fakten, der es ermöglicht, die richtigen Fragen zu stellen und die Zuverlässigkeit von Informationen zu überprüfen.

Version française / Deutsche Fassung

Schweizerische Politik – Im vergangenen Monat war auf Bundesebene viel los, und wir wollen drei Publikationen besonders hervorheben.  • Der Bericht 2023 über die Cybersicherheit in der Bundesverwaltung: Der Bericht zeigt eine lange Liste von Verbesserungsmöglichkeiten und Schwachstellen auf, insbesondere in Bezug auf die Konformität, die Datenverwaltung und die Geschäftsbeziehungen mit externen Partnern. Wird der Bund jemals eine zufriedenstellende Situation erreichen? • Der Bericht über die Bekämpfung der Internetkriminalität in der Schweiz: Auch hier wird eine alarmierende Situation in der Strafverfolgungskette aufgrund unzureichender Ressourcen, Fehlfunktionen oder Lücken insbesondere in den gesetzlichen Grundlagen geschildert. • Der Bericht über Beeinflussung und Desinformation: Wir halten den Bericht für enttäuschend und die Schlussfolgerungen für naiv. Die seit mehr als 20 Jahren beobachteten Phänomene (siehe den vorherigen Punkt in diesem Beitrag) zeigen, dass Informationen mehr denn je eine strategische Waffe sind und dass man ihnen nicht durch ein wenig Analyse und Koordination entgegnen kann.

Für alle Interessierten sei noch erwähnt, dass zwei wichtige Texte in die Vernehmlassung gegeben wurden. • Die Verordnung über die Cybersicherheit (bis zum 13. September). • Der erläuternde Bericht zum Projekt “Sichere Mobilkommunikation” (bis zum 24. Oktober) begleitet durch die Änderung des Bundesgesetzes über den Bevölkerungsschutz und den Zivilschutz, um das allgemeine Governance-Prinzip des Projekts und die Kostenverteilung zwischen Bund und Kantonen zu verankern.

 Regulierung der KI – Im letzten Monat hat die Diskussion nicht nachgelassen. Weit davon entfernt.   Für den Gesetzgeber ist die Regulierung eines Bereichs, den er nicht versteht und/oder nicht beherrscht, äusserst komplex. Am 13. Juni veröffentlichte die EU ihre KI-Regeln, die das Ergebnis zahlreicher Kompromisse sind und offenbar gut ankommen, während der Gesetzesentwurf Kaliforniens, der den Absichten Washingtons nachempfunden ist und dessen Rücknahme Trump bereits versprochen hat, den Zorn des Silicon Valley auf sich gezogen hat. In der Schweiz wird ein Text für Ende des Jahres erwartet, aber SWICO, der Verband der digitalen Wirtschaft, hat bereits signalisiert, dass er sich strikt gegen jede Form der technischen Regulierung ausspricht. Diese unterschiedlichen Positionen zeigen die wichtigsten Fronten auf, mit denen man sich auseinandersetzen muss: • Die Front des Liberalismus und des grenzenlosen Vertrauens in die Technologie und die Fähigkeiten der Industrie, verantwortungsvoll zu handeln; die immer wiederkehrenden negativen Erfahrungen mit den Tech-Giganten sollten jedoch zur Vorsicht mahnen; • die Front der Angst, die dazu führt, dass man alles engmaschig kontrollieren will. Es ist offensichtlich, dass wir einen Mittelweg zwischen Engel und Teufel finden müssen…!

Das war’s für diese 103. Ausgabe. Wir hoffen, dass sie Sie einmal mehr inspiriert hat und wünschen Ihnen viel Spass beim Entdecken der ausgewählten Artikel und Links.


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Mind your co-pilot

Mind your co-pilot 580 427 digiVolution

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir freuen uns, Ihnen unsere 102. dV-News (11-2024) mit einer Auswahl an Artikeln und Links   zukommen zu lassen.

«Mind the gap between the train and the platform» ist ein bekannter Satz für alle, die mit der Londoner U-Bahn vertraut sind. «Mind your co-pilot» ist die Warnung, die nun alle in Bezug auf unsere IT-Infrastruktur beherrschen sollten. Eine Warnung, die aus einem erlebten Vorfall entstanden ist. Einige werden sagen: «Wir haben es gewusst», während andere sich darüber lustig machen werden.  Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Einen solchen Vorfall am eigenen Leib zu erfahren, hat jedoch eine ganz andere Dimension. Glauben Sie uns!

Am 29. Mai wurde ein digiVolution-Team auf der Rückfahrt von einem Termin auf der Autobahn von einem, sagen wir, taktlosen Autofahrer überholt. In unserem Fahrzeug war die Reaktion des (welschen) Fahrers eine Reihe von blumigen Qualifikationen, bei denen es nicht in erster Linie um Etikette ging. Unser Auto reagierte darauf: «Was kann ich für Sie tun?». Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: «Ich habe dich um nichts gebeten». Daraufhin antwortete das Auto: «Gut, ich schweige».

Nach einem anfänglichen Lacher wurde uns der Vorfall bewusst und wir schalteten schnell in den Modus «überhaupt nicht begeistert». Natürlich wussten wir, insbesondere dank der Arbeit der Mozilla-Stiftung, dass das Auto kein privater Ort mehr ist. Aber trotzdem. Die Geeks werden uns sagen: «Man muss die Funktion nur deaktivieren». Angenommen, man findet nach mühsamer Suche (denn die Lösung steht nicht auf Seite 1 des Handbuchs) die magische Option… welche Garantie haben wir, dass die kleine Taste die Funktion wirklich deaktiviert und nicht im Hintergrund weiter läuft? Keine einzige! Erinnern wir uns an den Sturm Irma in Florida, als Tesla aus der Ferne die Reichweite von Autos erhöhen konnte, damit ihre Besitzer in sichere Entfernung fliehen konnten. Eine gute Idee von Tesla, ABER….! Für die meisten bedeutete dies, dass sich ohne ihr Wissen jemand imaginär auf dem Beifahrersitz befand. Unsere Fahrzeuge sind nur noch rollende Computer. Und das hat Folgen.

Bei seinem Recall-Dienst, der alle fünf Sekunden ein Bild unseres Bildschirms aufnimmt und es so denjenigen, die sich verirrt haben, ermöglicht, ihre Arbeit in den vorherigen 3 Monate zu rekonstruieren, wurde Microsoft durch den Aufschrei der Öffentlichkeit zu einem Rückzieher gezwungen. Das System ist somit nicht mehr standardmässig aktiviert. Aber noch einmal: Welche Garantie hat der Nutzer, dass der Dienst tatsächlich nicht mehr im Hintergrund weiter läuft? Ein weiteres dieser Easter Eggs oder versteckten Funktionen, die kein Zweck dienen. Ausser zusätzlichen Schwachstellen zu schaffen?

Offensichtlich wird der private Raum dramatisch eingeschränkt. Als Nutzer sind wir hilflose Zuschauer. Diejenigen, die am besten informiert, schlau oder paranoid sind, werden versuchen, Schutzmassnahmen zu ergreifen, aber wie gross ist angesichts der Allgegenwärtigkeit der IKT ihre reale Chance, die Kontrolle über ihre Daten zu erhalten? London: 80 Kameras pro km2. Und bei uns?

«Move fast and break things», sagte Mark Zuckerberg 2014. Die Tech-Giganten haben uns völlig abgehängt. Sie bieten uns zwar grossartige Dienstleistungen an, aber zu welchem Preis? Den unserer Freiheit.

Stellen wir also die in unseren Beiträgen 100 Mal gestellte Frage erneut: Wollen wir uns die Mittel geben, um unsere Daten zu beherrschen? Wenn ja, brauchen wir eine Entscheidung auf hoher Ebene und die entsprechenden Mittel. Ist der Einsatz das Risiko wert? Können wir aufholen? Dies sind die ersten Antworten, die wir als Gesellschaft geben müssen.

Und wenn meine KI der Meinung ist, dass ich etwas schreibe oder sehe, was strafrechtlich relevant sein könnte, wird sie mich dann anzeigen? Und wenn ich kritische Beiträge über sie schreibe, wird sie mir dann den Dienst verweigern oder mein Auto anweisen, mich gegen einen Baum zu fahren? Erinnern wir uns «2001: Odyssee im Weltraum».


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BOOKS & REPORTS

Dies ist eine Liste relevanter Bücher und Publikationen, auf die wir bei unseren Recherchen der letzten Wochen gestossen sind. Sie finden sie auf dVPedia unter dVLibrary.

 

NEWS

Stalking – Endlich wird dieses Delikt im Strafgesetzbuch verankert. Stalking ist diese obsessive Praxis der Belästigung, die Morane dazu brachte, sich das Leben zu nehmen. Dank an das Parlament, dass es endlich diese Entscheidung getroffen hat… ausser, dass es 17 Jahre gedauert hat, bis es soweit war, denn der erste Antrag stammt aus dem Jahr 2007. Und trotz der offensichtlichen Tatsachen sind einige Parlamentarier immer noch der Meinung, dass es sich um ein vernachlässigbares Phänomen handelt. Zwei weitere Beweise dafür, dass die Demokratie von der digitalen Mutation überfordert ist. Oder sträflich faul? Wie können wir unsere Kinder schützen? Frankreich versucht sich an einem Ansatz mit einem Bericht mit dem Titel «Kinder und Bildschirme: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit», einem Text, der zwischen einem totalen Verbot von Bildschirmen und der Notwendigkeit einer besseren digitalen Bildung schwankt und gegenseitige  Reaktionen hervorruft. Wird das Mittel fruchten?

Angst vor der Tech? – Dieses Gefühl wird uns noch lange begleiten. Die Frage, ob die KI ein Segen für die Menschheit oder ihr letztes Requiem ist, wird noch lange Zeit die Diskussionen auf den Messen bestimmen. Aber hören wir auch den Fachleuten der Branche zu. Lassen wir die Musks, Altmans oder Zuckerbergs ausser Acht, die dies aus politischer Taktik und finanziellen Motiven tun, und hören wir denjenigen zu, die diese Technologien entwickeln. Auch sie haben legitime Ängste, aber ihr Problem ist, dass sie diese nicht frei äussern können, ohne den Verlust ihres Arbeitsplatzes zu riskieren. Wer soll ihnen zuhören, wenn die Staaten immer wieder beweisen, dass sie nicht über die nötigen Kompetenzen verfügen, um die Herausforderungen zu verstehen, und es offensichtlich riskant ist, die Industrie machen zu lassen, was sie will? Angeblich sind unsere Sicherheit und Privatsphäre die geringste Sorge dieser Leute. Bei Open AI hat Altman kürzlich sein Sicherheitsteam entlassen und durch ein anderes ersetzt, das er persönlich führt. Der Interessenkonflikt ist schockierend. Eine Lösung, die ein neutraler Staat wie die Schweiz anbieten kann, ist, High-Tech-Ombudsmann der Welt zu werden, ein Ort, an dem jeder Whistleblower angehört, verstanden und geschützt wird. Auch ein Weg, um Talente zu gewinnen??

 Gedächtnis der Menschheit – Dies ist ein Thema, das wir schon mehrfach behandelt haben und das ein neuer Artikel in einem anderen Licht beleuchtet: In China wird das Internet verschwinden.  Eine CD-Rom, die aus Plastik besteht, lebt. Nach ein paar Jahren verfällt sie, genau wie Glasfaserkabel, deren Lebensdauer ebenfalls viel kürzer ist als auf der Verpackung angegeben. Das gesamte Internet und die IKT sind den Unwägbarkeiten der Zeit unterworfen. Während immer noch die Illusion der Durchdringung mit Demokratie, Kostenlosigkeit oder auch Nachhaltigkeit durch das Internet vorherrscht, zeigt eine wachsende Zahl von Ereignissen, dass die Situation weniger poetisch ist und dass im Internet die gleichen Regeln herrschen wie überall sonst auch. Physikalische, politische oder auch wirtschaftliche. Dieser Artikel über das chinesische Internet ist sehr empfehlenswert und sollte zum Nachdenken über den Fortbestand von Wissen und Kultur über die Zeit hinweg anregen.

Das war’s für diese 102. Ausgabe. Wir hoffen, dass sie Sie einmal mehr inspiriert hat und wünschen Ihnen viel Spass beim Entdecken der ausgewählten Artikel und Links.


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Cyber-Maginot Line ?

Cyber-Maginot Line ? 626 634 digiVolution

Nach einer Pause freuen wir uns, Ihnen unsere 101. dV-News (10-2024) mit einer Auswahl an Artikeln und Links  zukommen zu lassen.

Die Lehren aus der Geschichte der Maginot-Linie

Die Überlegungen zu dieser 101. Ausgabe wurden durch die Lektüre eines Artikels über die Maginot-Linie angeregt. Die in den 1930er Jahren von Frankreich errichtete Festungslinie sollte das Land vor einer deutschen Invasion schützen. Sie erstreckte sich über rund 700 km von der Schweizer Grenze bis nach Belgien und bestand aus einer Reihe von Festungen und Hindernissen, die jeden Angreifer abhalten sollten und die auf Lehren aus dem Ersten Weltkrieg basierten.

1940 umging die Wehrmacht diese Verteidigungslinie, indem sie in Belgien einmarschierte und die Ardennen durchquerte, ein Gebiet, das die französischen Strategen als unpassierbar für Panzer erachteten. Obwohl Frankreich glaubte, über die beste Armee zu verfügen, kapitulierte es innerhalb von sechs Wochen. Die Maginot-Linie, das Symbol einer statischen Strategie, erwies sich als nutzlos.

Der Ritter in Rüstung im Bild unten widerspiegelt diesen anhaltenden Glauben an die Stärke einer Festung, die von einem «Eisernen Wächter» beschützt wird. Das Buch von Cohen & Gooch, «Military Misfortunes – The Anatomy of Failure in War», erinnert an einige der grössten Fehlschläge von Verteidigungsstrategien, die auf ungeeigneten und/oder veralteten Konzepten basieren. Die Maginot-Linie war ein Desaster, das von einem französischen Oberkommando zu verantworten war, das nicht auf die Warnungen seiner Nachrichtendienste hören wollte, die eigentlich richtig lagen.

In jedem unserer Posts berichten wir über Fakten, die zusammengenommen zeigen, dass wir im Cybersicherheitsbereich dazu tendieren, gegen die Wand zu fahren. Dies ist auch die Botschaft, die viele namhaften Experten vermitteln. Unsere Verteidigung im Cyberraum ähnelt jenes Frankreichs im Jahr 1940: Eine statische Linie und ein Management, das beharrlich Warnungen ignoriert, während die Beschleunigung der technologischen Entwicklungen durch KI und mit Quantencomputer noch verschärft wird. Und ja, das kostet.

Unsere Empfehlung ist einfach: Wir müssen das «Maginot-Syndrom» überwinden und DIE SICHERHEIT DER GESELLSCHAFT IM ZEITALTER DER DIGITALEN MUTATION NEU DENKEN.

Angesichts der vielen Variablen, die in die Gleichung einfliessen, muss diese Erkenntnis auf der Ebene der Sicherheitspolitik des Staates und der Unternehmen erfolgen, nicht auf der Ebene der Technik, die ein Mittel und kein Ziel an sich ist. Wenn man von Cyber spricht, darf man nicht mehr an «Informatik», sondern «geschäftlich und systemisch» denken. Ist damit ein Konzept wie das israelische  Cyber Dome eine gangbare Antwort oder ein hoffnungsloser Versuch in einer aussichtslosen Zermürbungslogik?

Man kann Elon Musk mögen oder nicht, aber er ist sicherlich einer der am besten informierten Menschen in diesen Fragen. Wenn er davon spricht, dass die KI schneller und schlauer als der Mensch werden könnte, wäre es nicht sinnvoll, die Tragweite dieser Veränderung zu studieren?

Bleiben wir aber fair gegen-über der Schweiz, denn an diesen Fragen wird gearbeitet. Im Vergleich zu den Herausforderungen der digitalen Mutation (siehe die Rubrik AKTUELLES) sind wir jedoch zu langsam und mit unzureichenden Ressourcen.

Musk sagt ausserdem, dass die Fortschritte in der KI  früher durch die Verfügbarkeit von Chips begrenzt waren, heute allerdings  durch den  Stromverfügbarkeit. Hat die Schweizer Energiestrategie 2050 die Unersättlichkeit der KI vorhergesehen?

All dies suggeriert durch Betonmauern, die vor fast 100 Jahren errichtet wurden!


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BOOKS & REPORTS

Dies ist eine Liste relevanter Bücher und Publikationen, auf die wir bei unseren Recher-chen der letzten Wochen gestossen sind. Sie finden sie auf dVPedia unter dVLibrary.

NEWS

XPLAIN – So… die Berichte wurden veröffentlicht. Schliessen wir dieses Traktandum. Wirklich? Das grösste Risiko besteht nun darin, den Fall zu ad Acta zu legen, obwohl die Fakten ernst und beunruhigend sind und potenziell alle Organisationen und Unternehmen betreffen: Die Mängel betreffen Prozesse, Technik und Menschen. Der Bericht zeigt auf, wie wenig der Begriff «Sicherheit der Lieferkette» verstanden wird, wie sehr die Bedrohungen unterschätzt werden und dass die Sicherheitsmassnahmen generell unzureichend sind. Und blindes Vertrauen ist keine Cybersicherheitsstrategie.

BACS (Bundesamt für Cybersicherheit) – Liebe Leserinnen und Leser, lesen Sie bitte das einleitende Kapitel der neuen Strategie des BACS. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Cybersicherheit in unserem Land ist KATASTROPHAL Danke an das BACS für seine Offenheit. Wie die halbjährlichen Zahlen zeigen, verschlechtert sich die Situation sogar kontinuierlich. • Unsere Fähigkeit (Staat, Unternehmen, Privatpersonen), sich an den technologischen Wandel anzupassen, ist geringer als die der Cyberbösewichte. • Wie im Fall XPLAIN gezeigt, schwankt die Schweiz zwischen «Ungehorsam» und «Inkompetenz».   • Obwohl der Cyberraum zusammen mit der Stromversorgung die beiden vitalen Elemente unserer digitalen Gesellschaft darstellen, sind die Ressourcen zu deren Schutz noch immer völlig unzureichend (inkl. im BACS; siehe unseren Newsletter 94). Wie hoch muss der Schaden sein, damit die Schweiz die Herausforderungen erkennt und ihnen gewachsen ist?

Morane – Wie Sébastien Fanti schrieb: «Erschüttert sein. Schreien. Den Schaum vor dem Mund haben. Gegen die Autoren. Gegen die, die nichts tun. Oder so wenig».  Wie konnte es so weit kommen, dass sich eine junge Frau aufgrund von Belästigung das Leben nimmt? Einfach durch Nachlässigkeit, weil unsere Gesellschaft nicht stark genug eingreifen will, um solche Taten zu stoppen. Ja, Belästigung ist tödlich und Romane ist nicht die Einzige! Ein weiteres Beispiel, das die Diskrepanz zwischen den kriminellen Praktiken und den Reaktionen der Gesellschaft aufzeigt. Schützen wir unsere Kinder und unterstützen wir die Morane Assoziation! 

O sole mio! – Im Rahmen des ganzheitlichen und systemischen Ansatzes von digiVolution werden die Risiken von Sonnenstürmen immer wieder thematisiert. Nachdem wir uns über das Schauspiel der bo-realen Aurora bewundert haben, ist es höchste Zeit, über die Risiken zu sprechen, die mit diesem Phänomen verbunden sind. Glücklicherweise haben die Medien damit begonnen. Aber was kommt danach? Denn die Folgen könnten für unsere Zivilisation, die auf ihre IT-Infrastruktur und Elektrizität angewiesen ist, verheerend sein. Werden Massnahmen ergriffen?  Welche? Wo?

Aurora borealis, Mont Vully, 11.05.2024 – Courtesy Isabel Streit – https://isasastroatelier.ch/

Das war’s für diese 101. Ausgabe. Wir hoffen, dass Sie wieder inspiriert wurden. Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Erkenntnisse mit den ausgewählten Artikeln und Links (eine lange Liste für einen ganzen abgelaufenen Monat) und sehen uns in zwei Wochen wieder.


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100!

100! 580 435 digiVolution

Liebe Leserinnen und Leser

Die Stiftung digiVolution ist am 4. Dezember 2020 entstanden. Am 4. Januar 2021 wurde die 0-Nummer des Newsletters veröffentlicht, um dessen Ziele anzukündigen, und am 8. Januar erschien die Nr. 1, in einer Welt, die verblüfft die Erstürmung des Kapitols in Washington realisierte. Am 1. April 2021 begann die konkrete Arbeit der Stiftung. Ab dem Newsletter 27 wurde der anfänglich «verrückte» einwöchige Rhythmus auf zwei Wochen umgestellt. Und heute, am 26. April 2024, feiern wir bereits die 100. dV-News (09-2024) mit der inzwischen traditionellen Auswahl an Artikeln und Links.

Jede Ausgabe erfordert inklusiv Publikation auf den Kanälen Website, LinkedIn und dVPedia knapp 4 Arbeitstage. Dabei werden regelmässig ca. 900 Mitteilungen analysiert, die jeweils in mehreren Dutzend Informationen, Artikeln, Berichten und Büchern resultieren. Seit Herbst 2022 wird auch die Rubrik dVTopics in unserer Cybersuite dVPedia genutzt, die in Echtzeit alle gewählten offenen Quellen scannt.

Die Medien sind voll von qualitativ hochwertigen Informationen über Cyberangriffe, Schwachstellen usw. Unser Ziel ist es allerdings nicht, diese Akteure zu konkurrenzieren, sondern dazu beizutragen, dass die Entscheidungsträger, die uns folgen, (besser) informierte Akteure in Bezug auf die digitale Mutation werden und zu diesem Zweck den Beobachtungs- und Untersuchungsradius erweitern [link]. Ein holistischer Ansatz ist in der Tat zwingend nötig und unser Anspruch ist es – wie in der Informationspyramide unten dargestellt – mit einem systemischen Verständnis der Herausforderungen der digitalen Mutation zum Wissen beizutragen.

Unser Newsletter ist das Ergebnis eines rigorosen, langfristigen Prozesses, der darauf abzielt, wichtige Entwicklungen zu verstehen, zu hinterfragen und darauf aufmerksam zu machen. Es soll ein strategisches Bild entstehen und nicht einfach nur eine Aufzählung der technisch / taktischen Vorfälle des Alltags bilden.

Ist uns dies gelungen? Ja, wenn man die vielen positiven Reaktionen und Kommentare betrachtet, die wir erhalten haben. Nein, wenn man bedenkt, dass wir trotz der Arbeit, die nun von mehreren tausend Menschen gelesen wird, immer wieder das Gleiche wiederholen müssen. Ja, angesichts der Qualität unseres Beitrags, die immer besser wird und nun auch eine internationale Leserschaft hat (siehe die englische Version). Aber nein, weil die Herausforderungen noch lange nicht bewältigt sind.

Von den Hunderten von Meldungen, die wir bearbeiten, stammen viele von Personen, die mit unserer Arbeit solidarisch sind und uns ihre Fundstücke und Gedanken mitteilen. Dies gilt insbesondere für unseren Beirat. Ohne dieses Netzwerk von Freunden und Experten stände digiVolution sehr allein…!

Ein grosses DANKESCHÖN an sie und unsere vier Initialspender – die im Hintergrund bleiben möchten – ohne die dies alles nicht möglich gewesen wäre.

digiVolution hat die Phase 1.0 geschafft. Jetzt geht es um den Übergang zu Phase 2.0. Erlauben Sie uns, Sie um eine grosszügige Unterstützung zu bitten


 

 

Seit der Gründung von digiVolution wurde immer wieder auf diese Fakten hingewiesen und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen und systemischen Ansatzes betont. Die Sicherheitsprobleme der digitalen Gesellschaft sind nicht nur technologischer Art. Sie werden gleichermassen durch politische, personelle, materielle und energetische Probleme verursacht.

Was wird wirklich unternommen, um diese Situation, die alle Symptome einer angekündigten Katastrophe aufweist, unter Kontrolle zu bringen? Was muss getan werden, damit die Schweiz endlich massiv in echte Lösungen für ihre Sicherheit im digitalen Zeitalter investiert? Wir brauchen viel mehr neue Ideen.

Digitales Vertrauen, Resilienz und Souveränität werden nicht durch Schlagworte, sondern durch konkrete Massnahmen geschaffen. digiVolution hat seit ihrer Gründung immer wieder betont, dass dies STRATEGISCHE, LEBENSWICHTIGE und DRINGENDE Themen sind. Und es wurden viele Vorschläge gemacht. Der Westen fürchtet den Ansturm russischer Panzerhorden.

Vielleicht in ein paar Jahren, aber unsere Gesellschaft jetzt angegriffen, und zwar in zunehmendem Masse dort, wo sie am schwächsten ist, in ihren informationellen und digitalen Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten. Es ist Zeit, aufzuwachen, den Problemen ins Auge zu sehen und echte Prioritäten zu setzen.


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Gedächtnis der Menschheit – Die Speichertechnologien – Disketten, ZIP-Disketten, USB-Sticks, CD-ROMs etc. – überleben zwischen 5 und 10 Jahren. Was passiert danach? Sie veralten, werden entmagnetisiert und vor allem schnell durch andere Standards und Technologien ersetzt. Im Klartext: Sie sind einfach nur zum Wegwerfen geeignet, und ihr Inhalt gleich mit, da die Kompatibilität mit früheren Versionen oftmals nicht gegeben ist. Für verzweifelte Fälle gibt es das Bolo-Museum der EPFL, aber wie lange wird es selbst überleben? Der Beruf des Archäologen könnte frustrierend werden, wenn es keine Schriftstücke mehr gibt…! Jetzt hat bereits die Karibikinsel Aruba ein Internet-Portal zum digitalen Kulturerbe geschaffen und bewahrt so seine Geschichte und Kultur für den weltweiten Zugang. Damit erweitert das Internet Archive seine ohnehin schon grosse Rolle bei der Bewahrung der digitalen Welt für die Nachwelt. Die UNESCO fordert seit langem eine Lösung für den Erhalt des Gedächtnisses der Menschheit. Das Beispiel von Aruba erinnert uns an diese Forderung.

Europäische Energieverteilungsnetze – Seit den Anfängen von digiVolution gibt es ein Thema, das immer wieder auftaucht: die Gleichung «NO POWER – NO CYBER». Wenn es um den Strombedarf geht, wird oft ein Schlüsselelement vergessen: der Transport. In Bereich Stromtransport ist das Hochspannungsnetz (110-400 kV) ein Schlüsselelement, das erheblich ausgebaut werden muss. Laut dem letzten Bericht von EMBER, einem Think Tank zur Beschleunigung des Energiewandels, könnte das europäische Hochspannungsnetz die zusätzliche Leistung aus Wind und Sonne nicht bewältigen. Da das gesamte europäische Netz verbunden ist und nicht nur aus guten Leistungsträgern besteht, ist das Risiko eines Ausfalls nicht unerheblich

AI Index Report der Standford University – Die 2024-Ausgabe, die siebte, erscheint zu einem Zeitpunkt, an dem der Einfluss der KI auf die Gesellschaft noch nie so deutlich war wie heute. Wir haben die 10 wichtigsten Ergebnisse des Berichts zusammengefasst.

  1. KI übertrifft den Menschen bei einigen Aufgaben, hinkt aber bei komplexeren Aufgaben hinterher, insbesondere wenn es um logisches Denken und Planung geht.
  2. Die Industrie dominierte die Forschung in 2023 mit 51 Modellen für maschinelles Lernen, während die Wissenschaft nur 15 Modelle hervorbrachte.
  3. Pioniermodelle werden immer teurer. Allein das Training von GPT-4 kostete 78 Millionen Dollar, während Googles Gemini Ultra 191 Millionen Dollar kostete.
  4. Die USA liegen vor China, der EU und Grossbritannien. Im Jahr 2023 kamen 61 fortschrittliche KI-Modelle aus den USA, 21 aus der EU und 15 aus China.
  5. Es fehlt an robusten, standardisierten Bewertungen der LLM-Haftung, so dass es schwierig ist, Risiken und Grenzen zwischen KI-Modellen zu vergleichen.
  6. Die Investitionen in generative KI explodieren (25,2 Milliarden Dollar, das 8-fache des Wertes von 2022), obwohl die KI-Investitionen insgesamt zurückgehen.
  7. Laut mehreren Studien macht KI die Arbeitnehmer produktiver. Diese Studien haben gezeigt, dass KI die Kluft zwischen tief und hoch qualifizierten Mitarbeiter überbrückt, aber andere Studien stellen fest, dass ein grosser Bedarf an Kontrolle besteht.
  8. Der wissenschaftliche Fortschritt beschleunigt sich dank der KI weiter, und 2023 kamen mehr wichtige wissenschaftliche KI-Anwendungen auf den Markt, zum Beispiel in der Materialwissenschaft.
  9. Die Zahl der KI-bezogenen Vorschriften in den USA nimmt rapide zu. Bis 2023 wurden es 25, verglichen mit nur einer im Jahr 2016.
  10. Überall auf der Welt sind sich die Menschen der potenziellen Auswirkungen der KI stärker bewusst. In den USA sagen 52% der Amerikaner, dass sie eher besorgt, als begeistert über KI sind, verglichen mit 37% im Jahr 2022.

 

Das war’s für diese Ausgabe. Wir hoffen, dass Sie wieder inspiriert wurden. Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Erkenntnisse mit den ausgewählten Artikeln und Links und sehen uns in zwei Wochen wieder.


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Alarm

Alarm 1000 832 digiVolution

Liebe Leserinnen und Leser

Hier sind die dV-News 08-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links. In dieser Ausgabe schlagen wir erneut Alarm. Zwei jüngste Ereignisse sind Anlass für unseren Apell: die Statistiken zur Cyberkriminalität in der Schweiz und der Fall xz Utils. Diese beiden Themen gestalten diesen 99. Beitrag und zeigen auf, wie dringend die Schweiz eine «Vision für eine sichere, resiliente und souveräne Gesellschaft im Zeitalter der digitalen Mutation» benötigt. Dieser täglich dringlichere Aufruf, stand bereits im Mittelpunkt unseres Kommentars zu SIPOL B 21. Er wurde nicht angehört.

Die Schweiz muss die Debatte hochfahren und sich einen soliden und nachhaltigen strategischen Vorteil verschaffen. Hören wir auf, nur Mitläufer zu sein!


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ALARM!

Erst seit 2020 gibt es in der Schweiz eine polizeiliche Statistik über Cyberkriminalität. Anlässlich der ersten Veröffentlichung meldete das Bundesamt für Statistik 24’400 Fälle. Im Jahr 2023 wurden 43’839 Fälle von den Strafverfolgungsbehörden gemeldet, was einem Anstieg von 80% innerhalb von 4 Jahren entspricht. Zwischen 2022 und 2023 betrug der Anstieg 31%. Die meisten Straftaten sind wirtschaftlicher Natur, mit 40’496 erfassten Fällen, was einem Anstieg von 36,5% bis 2023 entspricht. Die Hauptursachen sind die Zunahme von Phishing (+70%), die betrügerische Nutzung von Zahlungssystemen oder falsche Identitäten für Betrügereien (+66%) und Kleinanzeigenbetrug, bei dem bezahlte Objekte nicht geliefert werden (+23,1%).

Riskieren wir die Prognose eines jährlichen Anstiegs der Cyberkriminalität von +5%. Im Jahr 2030 würde der jährliche Anstieg damit +65% betragen, mit fast 740’000 Cyberdelikten. Wenn dieser Anstieg sich bestätigt, dann werden die Zahlen, die in einem Jahr für 2024 veröffentlicht werden, 59’000 Fälle betragen, 83’000 für 2025.

Übertrieben? Panikmachererei? Vielleicht. In Frankreich beträgt der Anstieg seit 2020 400%. Laut Statista werden die weltweiten Kosten für Cyberkriminalität bis 2028 auf 13’820 Mrd. Dollar ansteigen, was mehr als 10% des weltweiten BIP entspricht. Und es sind die reichen Länder, die am stärksten betroffen sein werden. Die deutsche Branchenorganisation Bitkom schätzt, dass 2022 3,8% des deutschen BIPs vernichtet wurden, was 206 Mrd. € entspricht.  Bezogen auf die Schweiz ist dies so, als hätten wir 2022 das Fünffache des Militärbudgets aus dem Fenster geworfen. Wie viel davon ist allein auf Kriminalität zurückzuführen und wie viel auf geopolitische Reibungen und Cyber in war? Schwer zu sagen, aber die zunehmenden weltweiten Spannungen werden die Risiken nicht verringern.

Was bedeuten diese Zahlen? Ein Anstieg der Cyberkriminalität oder der Anzeigen? Die Meldung an die Strafverfolgungsbehörden verbessert sich, aber diese Zahlen zeigen zweifelsohne eine Zunahme der Cyberkriminalität. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs, denn die Grauzone ist gross. Es gibt nicht entdeckte Fälle und vor allem nicht gemeldete Fälle. Nach Angaben des US-Justizministeriums wird nur einer von sieben Fällen den Strafverfolgungsbehörden gemeldet. Mindestens 85% der Cyberkriminalität bleibt somit verborgen.

Diejenigen, die diese Zahlen bezweifeln, werden immer Ausreden finden, um sie zu relativieren und notwendige Massnahmen aufzuschieben, aber die Schlussfolgerung ist, dass die Cyberverteidiger kurz davor stehen den Kampf zu verlieren. Eine hohe Rechnung in Sicht! Insbesondere mit der Beschleunigung durch KI und Quantum Computing.

Seit der Gründung von digiVolution wurde immer wieder auf diese Fakten hingewiesen und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen und systemischen Ansatzes betont. Die Sicherheitsprobleme der digitalen Gesellschaft sind nicht nur technologischer Art. Sie werden gleichermassen durch politische, personelle, materielle und energetische Probleme verursacht.

Was wird wirklich unternommen, um diese Situation, die alle Symptome einer angekündigten Katastrophe aufweist, unter Kontrolle zu bringen? Was muss getan werden, damit die Schweiz endlich massiv in echte Lösungen für ihre Sicherheit im digitalen Zeitalter investiert? Wir brauchen viel mehr neue Ideen.

Digitales Vertrauen, Resilienz und Souveränität werden nicht durch Schlagworte, sondern durch konkrete Massnahmen geschaffen. digiVolution hat seit ihrer Gründung immer wieder betont, dass dies STRATEGISCHE, LEBENSWICHTIGE und DRINGENDE Themen sind. Und es wurden viele Vorschläge gemacht. Der Westen fürchtet den Ansturm russischer Panzerhorden.

Vielleicht in ein paar Jahren, aber unsere Gesellschaft jetzt angegriffen, und zwar in zunehmendem Masse dort, wo sie am schwächsten ist, in ihren informationellen und digitalen Abhängigkeiten und Verwundbarkeiten. Es ist Zeit, aufzuwachen, den Problemen ins Auge zu sehen und echte Prioritäten zu setzen.

To prevent global catastrophe, governments must first admit there’s a problem [link]

BOOKS & REPORTS

Dies ist eine Liste relevanter Bücher und Publikationen, auf die wir bei unseren Recher-chen der letzten Wochen gestossen sind. Sie finden sie auf dVPedia unter dVLibrary.

Open Source – Wer ist zuständig?

Wir haben oft über das Thema Souveränität gesprochen, d.h. die Fähigkeit einer Einheit (Einzelperson, Organisation, Unternehmen, Staat), selbständig zu entscheiden und zu handeln und somit die volle Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Der jüngste Beinahe-Zwischenfall xz Utils hat uns dazu veranlasst, uns mit dem Thema Open-Source-Software zu befassen.

Dachten Sie, dass hinter jeder Code-Zeile eine rechtlich verantwortliche Instanz steht? Vergessen Sie es! Verschiedene Communities stellen zwar Zeit und Fachwissen zur Verfügung, um Code zu entwickeln, der dann der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt wird… ABER!

Wenn Freiwillige einen mit Müll verschmutzten Bach reinigen und dabei ein paar Plastikverpackungen oder -flaschen übersehen, ist das zwar nicht sauber, aber es hat keine systemischen Folgen. Wenn jedoch Freiwillige Code entwickeln, den niemand wirklich kontrolliert, und wenn diese technologischen Bausteine überall zu finden sind, sogar mitten in unserem Leben und ohne unser Wissen über Jahrzehnte hinweg, wer trägt dann die Verantwortung, wenn es schief geht? Die Konsequenzen können enorm sein!

Die Liebhaber des freien Codes argumentieren gerne, dass die Gemeinschaft aufpasst und sich selbst kontrolliert. Aber wer verbirgt sich hinter diesem Begriff? Ein weisser Ritter? Ein fehlerloses Genie? Es kann sich auch um Wölfe im Schafspelz handeln, die den Ehrgeiz haben, ein paar bösartige Zeilen in Softwarebausteine einzufügen, die für das Internet unerlässlich sind und nur wenigen Personen bekannt sind. Dies geschah im Fall von xz Utils.

Die Tech-Giganten beschäftigen Hunderttausende von Menschen, um ihre Produkte zu entwickeln. Sie unternehmen immer grössere Anstrengungen, um fehlerfreien Code zu produzieren. Trotzdem sind ihre Produkte fehlerhaft und die Situation dürfte sich nicht verbessern, sobald die KI ins Spiel kommt. Insbesondere wenn die Tech-Giganten in Bezug auf die Sicherheit selber nachlässig sind. Aber zumindest sind sie rechtlich verantwortlich für ihre Produkte.

Die Schwachstellen werden (in der Regel) von den Herstellern gepatcht, sobald sie gefunden werden. Viele davon wurden von uns, den (zahlenden) Nutzern/Betatestern, entdeckt. Sobald ein Patch veröffentlicht wird, ist es zwingend erforderlich, ihn so schnell wie möglich in der eigenen Infrastruktur umzusetzen, da auch böswillige Angreifer die Veröffentlichungen über Sicherheitslücken und ihre Patches lesen und daher zur gleichen Zeit wie wir wissen, wann unsere Sicherheit kompromittiert ist. Leider ist es üblich, dass sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen Tage, Monate, sogar Jahre brauchen, um zu reagieren. Und unterdessen sind die Bösen unterwegs!

Wie sieht es in der Welt der Open Source aus? Wie laufen die Prozesse ab? Wer ist verantwortlich? Es ist sehr wahrscheinlich, dass es niemanden gibt, der am anderen Ende der Leitung sitzt. Und produziert die Community weniger Fehler als die Industrie? Nichts ist weniger sicher. Wie der Fall xz Utils, eine Sammlung von Bibliotheken unter Linux und vielen Unix-Systemen zur Datenkomprimierung, zeigt, ist Open Source nicht gegen Fehler immun und diese können sowohl zufällig als auch beabsichtigt sein.

Der Zufall wollte es, dass ein Programmierer ein Backdoor entdeckte, die von einer vermutlich staatlichen Hand in einem der Softwarebausteine installiert worden war, der der Öffentlichkeit nicht bekannt sind, aber weltweit zur Wartung von Servern eingesetzt wird. Diese von einigen Freiwilligen erstellte Software wurde manipuliert und war nur eine Haarbreite davon entfernt, mit bösartigen Funktionen verbreitet zu werden. Die Entwickler dieser Schwachstelle hätten sich dann ohne Widerstand Zugang zu unzähligen Systemen auf der ganzen Welt verschaffen können.

Wer ist für die Qualität dieser freien Software verantwortlich? Wissen Sie, dass, wenn Sie mit Ihren wichtigsten Prozessen im Internet surfen, diese von einer digitalen Basis abhängen, von der Sie nichts wissen, für die niemand offiziell verantwortlich ist, von niemanden kontrolliert wird und der im Falle eines Vorfalls niemand zur Rechenschaft gezogen wird?

Der «Papst» der Cybersicherheit, Bruce Schneier, sprach in Bezug auf den Fall xz Utils vom Glück, dass die Hintertür rechtzeitig entdeckt wurde. Er schreibt jedoch auch, dass dies sicherlich kein Einzelfall ist.  Aber können wir die Sicherheit unserer lebenswichtigen Prozesse von Amateur, dem Zufall oder dem Roulette überlassen?

Und zum Schluss, ein wenig Humor: in der Informatik kennt man die Easter Eggs. Jetzt gibt es auch die Cyberaprilscherze.

Das war’s für diese Ausgabe. Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Erkenntnisse mit den ausgewählten Artikeln und Linksund sehen uns in zwei Wochen wieder.


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Born 150 years ago

Born 150 years ago 1304 942 digiVolution

Liebe Leserinnen und Leser

Hier sind die dV-News 07-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links. Diese Ausgabe ist inspiriert von der Gedenkfeier am 22. März 2024 – hervorragend organisiert von Divisionär Tüscher, Kommandant der Territorialdivision 1 – zum 150. Jahrestag der Geburt von General Guisan, unserem Oberbefehlshaber im Zweiten Weltkrieg.

Was hätte Guisan gesagt?

Aus allen Ansprachen – alle bemerkenswert -, die bei dieser Gedenkfeier in Verte Rive, dem früheren Anwesen des Generals in Pully, gehalten wurden, haben wir zwei zentrale Aussagen herausgegriffen: Die Bedeutung des Menschlichen für Guisan und seine unermüdlichen Bemühungen, die Schweiz auf die Katastrophe vorzubereiten, die er bereits 1934 vorausgesehen hatte. Guisan hatte einen einzigen Kompass, um sein Handeln zu leiten: das höchste Wohl des Vaterlandes.

Was die Anwesenden an diesem 22. März 2024 jedoch bewegt haben, ist die Aktualität der Aussagen des Generals bis hin zu seinem Abschlussbericht. Fast 80 Jahre später genügt es, einige wenige Daten und Wörter zu ändern, um festzustellen, dass seine Prinzipien und Richtlinien kaum gealtert sind.

Die Frage, die sich uns stellt, ist, wie die Botschaft des Generals heute angesichts der Bedrohungen für die Schweiz im Jahr 2024 aufgrund der technologischen Entwicklungen und Abhängigkeiten lauten würde. Das Gedankenspiel mag als arrogant oder zumindest als gewagt erscheinen.  Doch halten wir den Versuch für opportun, herausfinden, was uns der General dank seiner Erfahrung als Oberbefehlshaber in einer Zeit, in der der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist und sich täglich zu verschlimmern droht, empfehlen könnte.

Folgendes würde uns der General 2.0 wohl sagen:

«In unserer durch Daten und Technologien globalisierten Welt erwarte ich von jedem Einzelnen, dass er/sie entsprechend seiner/ihrer Kom­pe­tenzen und Verantwortlichkeiten alles unternimmt, um

die Lage zu verstehen – Wissen ist der Schlüssel und es ist wichtig, dass jeder Akteur ohne Abstriche über die genauen (auch historischen) Fakten verfügt, frei von jeglichen (auch technischen) Filtern, Dogmen oder Manipulationen, da er/sie es braucht, um Risiken und Chancen zu analysieren und gute Entscheidungen zu treffen.

für alle Fälle gerüstet zu sein – Alle erforderlichen technischen, organisatorischen und operativen Massnahmen müssen priorisiert und umgesetzt werden und das Personal muss darin ausgebildet und trainiert werden und für sämtliche Fragestellungen müssen entsprechende Antworten oder zumindest eine Eventualplanung bestehen.

durchhaltefähig zu sein – Dies ist sicherlich die schwierigste Herausforderung, da jede längere Periode der Bequemlichkeit die stärkste Entschlossenheit aufweicht und dazu verleitet, die Anstrengungen und Reserven zu reduzieren, obwohl – die Geschichte zeigt es – Zeiten der Not und des Wettbewerbs dem Normalfall entsprechen und es eben diese sind, in denen die Leistung gemessen und am Erfolg geschmiedet wird.

innovativ zu bleiben – Die Technologie mit ihren Praktiken und Taktiken schreitet schnell voran, was es erforderlich macht, jedem Einzelnen Handlungsfreiheit zu übertragen (Auftragstaktik) und den Innovationsgeist auf allen Ebenen zu fördern, während gleich­zeitig ein Rahmen aufrechtzuerhalten ist, der die Kohärenz des Ganzen garantiert.

tiefgreifend zu Handeln – Der Staat ist dafür verantwortlich die Gesellschaft zu organisieren, aber ihm kann nicht alles auferlegt werden. Es liegt somit in der Verantwortung jedes Einzelnen – Unternehmen, Organi­sa­tionen und Individuen – seine Stellung und Verantwortung innerhalb des Ganzen zu verstehen und wahrzunehmen

Das Interessante an diesen fünf Punkten ist, dass sie nicht nur auf der staatlichen Ebene, sondern auch auf der Ebene jeder privaten Organisation angewendet werden können.

Warum ist es sinnvoll zu versuchen, die Lehren des Generals in die Gegenwart zu übertragen? Weil sich die geopolitische Lage in eine beunruhigende Richtung entwickelt und sich die Lage im Cyberbereich sowie den Faktoren, von denen dieser abhängt, nicht zum Besseren wendet, wie wir regelmässig betonen.

Sicherheit ist nicht so kompliziert, aber sie hat ihren Preis, wobei der Preis der Unsicherheit noch höher ist. Hat die Schweiz dies vergessen?

BOOKS & REPORTS

Hier die Liste der Bücher und Publikationen von Interesse, auf die wir anlässlich unserer Recherchen der letzten zwei Wochen gestossen sind. Und auf dVPedia bietet die Rubrik dVLibrary mit ihrem neuen Look and Feel bereits 100 Titel mit Referenzen und einer Zusammenfassung an.

Signifikante Nachrichten der letzten Wochen

 TORNADO – Unter der Leitung des hervorragenden Maxime Girod fand am 14. März in Morges die vierte Ausgabe des Forum Venoge zu den Folgen von Naturkatastrophen statt. Ein aktuelles Thema, da die EU selbst beginnt, an ihrem Vorbereitungsstand zu zweifeln, und die Europäische Umweltagentur Europa auffordert, mehr gegen die Klimakrise zu tun, um «katastrophale» Folgen zu vermeiden. Bedeutsam für den Cyberraum? Zweifellos, da technische Infrastrukturen u.a. Kühlung, Energie und stabile Böden benötigen. Drei Themen, die bereits auch in der Schweiz problematisch sind. Das Datum des Forums für 2025 ist der 20. März und das Thema wird die KI sein. Bitte im Terminkalender eintragen!

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Die kleinen grünen Männchen sind nicht unter uns – Das wird in einem Bericht des Pentagons behauptet. Die Autoren haben in der Tat keine Beweise für Besuche von Ausserirdischen oder verdeckten Raumschiffen gefunden. Die Forscher sind der Meinung, dass die Behauptungen über geheime Regierungsprogramme zum Reverse Engineering von ausserirdischer Tech­nologie auf «Rundschreiben» und Hörensagen beruhen. Die Schlussfolgerungen der Studie sind eindeutig: Es gibt keinen Beweis für die Existenz einer wie auch immer gearteten ausserirdischen Technologie. Für Phantasten bedeutet dies, dass es keine magische Technologie gibt, die als Game Changer fungieren kann. Ist das wahr? Der Mythos von Area 51 ist bedroht 😊

 Verantwortungsvolle militärische Nutzung von künstlicher Intelligenz – Eine weitere Initiative, bei der die Schweiz durch Abwesenheit glänzt? Wenn dies der Fall sein sollte, liegt es an einer restriktiven Auslegung der Neutra­li­tät? Die Liste der Teilnehmer zeigt jedoch, dass die Initiative sehr offen ist. Und grundsätzlich scheint es sinnvoll zu sein, sich an der Kontrolle von Technologien zu beteiligen, die ein hohes Fehlentwicklungspotenzial aufweisen. So nimmt die Schweiz bereits seit 2019 am Tallinn Center of Excellence für Cyberdefence teil. Wir sollten nicht warten, bis sich Szenarien wie «Terminator» materialisieren, bevor wir überlegen. Einige Militär werden nicht warten.

 Das Datenzeitalter – Das neueste Bulletin der asut – des Schweizerischen Verbandes der Telekommunikationsunternehmen – ist lesenswert, insbesondere das Editorial. Der asut-Präsident Peter Grütter erläutert darin die Datengesellschaft und die enormen Möglichkeiten, die sich durch einen geordneten Umgang mit diesem Treibstoff ergeben. Daten haben einen hohen intrinsischen Wert, aber nur, wenn sie wertgeschätzt werden. Mit Blick auf die andere Seite der Medaille erinnert Peter Grütter jedoch auch an die Existenz einer dunklen Seite, von der wir uns nicht überwältigen lassen sollten. Er schliesst mit den Worten: «Wir leben im Zeitalter der Daten: Machen wir das Beste daraus”. Auch der Vater des Internets, Tim Berners-Lee, hat nach der Feststellung der zahlreichen Fehlentwicklungen seiner Erfindung, die 35 Jahre alt ist, aber seiner Meinung nach noch in den Kinderschuhen steckt, eine optimistische Botschaft ausgesprochen.

 eCyAd – Das von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) und dem Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) initiierte Projekt hat einen wichtigen Meilenstein erreicht. Das Ausbildungsprogramm, zu dem digiVolution auch beiträgt und das weiter ergänzt und regelmässig aktualisiert wird, ist für jedermann verfügbar. Jede Organisation kann eine Gruppe gründen und dann für jeden Teilnehmer ein Zertifikat erhalten, das belegt, dass das Programm abgeschlossen wurde.

Das war’s für diese Ausgabe. Wir hoffen, dass sie Ihnen gefallen hat. Wir wünschen Ihnen zudem viele lehrreiche Erkenntnisse mit den ausgewählten Artikeln und Links und sehen uns in zwei Wochen wieder.


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Saving Private rAIan

Saving Private rAIan 580 441 digiVolution

Liebe Leserinnen und Leser

Hier sind die dV-News 06-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links. Ein ungewöhnlicher Titel, inspiriert von einem Artikel von PublicCitizen, der selber eine Anspielung auf die G.I. Joe-Serie ist – eine internationale militärische Gruppe, die sich für den Frieden einsetzt und über mächtige Technologien verfügt – und einem weiteren Titel eines Kultfilms, von dem wir den Namen der Hauptfigur abgewandelt haben. All dies dient der Einführung eines ernsten Themas: dem Einsatz von KI im Krieg

Die digitale Mutation der Armeen vollzog sich nicht über Nacht. Seit Beginn des Konflikts in der Ukraine war jedoch die Präsenz und der Einfluss der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) noch nie so prägnant. Aber es ist auch ein Krieg voller Paradoxien, mit viel very high Tech auf der einen Seite und Bildern auf der anderen Seite, von denen man dachte, dass sie für immer der Vergangenheit angehören würden: schlammige Schützengräben, in denen sich die Soldaten mit Ratten herumschlagen müssen.

IKT ist überall zu finden. Das Smartphone ersetzt nun den handgeschriebenen Brief, der zwischen den Artilleriesalven verfasst wurde, um eine vermeintliche Verbindung mit den Familien aufrechtzuerhalten. Aber diese Verbindung kann auch zur Falle werden und es dem Feind ermöglichen, die Position des ver­schanzten Soldaten zu orten und zu bombardieren. Drohnen ersetzen das Fernglas und ermöglichen es, hinter Hindernisse zu schauen, Minenfelder zu überqueren oder Gebäude zu erkunden, ohne das Leben von Aufklärungspatrouillen riskieren zu müssen. Aber wie der Falke, der sich auf das Kaninchen stürzt, das unvorsichtigerweise seinen Bau verlassen hat, kann eine andere Drohne – mit Streumunition – jederzeit still und leise den Tod aus der Luft bringen.

IKT ist überall zu finden. Die Bilder aus der Ukraine zeigten oft geniale Basteleien, aber immer häufiger handelt es sich um ausgeklügelte Systeme, die von ihren Entwicklern mit der grösstmöglichen Effizienz und/oder todbringender Wirkung ausgestattet wurden. Was könnte legitimer sein, wenn es um den Schutz vor einem Feind geht, der keine Gnade kennt? Seit Februar 2022 tobt die Innovation auf allen Ebenen, wie bei jedem Konflikt. Viele Staaten haben in den Kriegswirtschaftsmodus geschaltet oder sind auf dem Weg dazu. In einer kürzlichen Ansprache sagte zudem die stellvertretende US-Verteidigungsministerin Kathleen Hicks, dass das Pentagon die Grundlagen für eine «datengestützte Armee mit künstlicher Intelligenz» geschaffen habe. Es findet also eine Beschleunigung statt und alle tragen dazu bei. Denn dies kann im Kampf lebenswichtig sein.

Mit dem Manhattan-Projekt, das zur Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki führte, hat die Menschheit das ultimative Zerstörungsmittel erfunden. Obwohl die Bombe seither allgegenwärtig ist, war die Menschheit klug genug, bisher ihre generelle Verbreitung und ihren Einsatz zu verhindern. Und glücklicherweise ist die Herstellung einer nuklearen Waffe ist nicht für jeden erschwinglich.

Wie sieht es mit der KI aus? Der Einstiegspreis ist ungleich niedriger, so dass ein einfaches Team Algorithmen mit mächtigen zerstörerischen Cyberfähigkeiten entwickeln, oder die Schutzmassnahmen der bestehenden LLMs umge­hen  kann, bevor diese in die sich rasch entwickelnde Robotik integriert werden. Was also ist mit Staaten und/oder grossen Organisationen, die über erhebliche Mittel verfügen und entschlossen sind, ihre Kriege zu gewinnen? Werden sie zögern, Systeme zu entwickeln und einzusetzen, die autonom entscheiden, welche Ziele sie zerstören? Werden sie zögern, die KI Raketen abfeuern zu lassen, sogar Atomraketen, wie der UN-Generalsekretär befürchtet? Im Krieg ist der Sieger oft derjenige, der am klügsten, schnellsten und genauesten ist. Und es ist auch derjenige, der die Geschichten am besten erzählt.

Die KI bietet alle vier Eigenschaften. Welcher Angreifer oder Verteidiger würde auf die beste Waffe verzichten? Es ist daher fraglich, ob sich alle an ihre vermeintlichen Erklärungen halten werden: Staaten, Einzelpersonen, Kriminelle oder Unternehmen, die den Profit über alles stellen, wie es die Tech-Giganten selbst allzu tun. Es ist auch fraglich, ob Prinzipien wie die von Asimov, die sehr umstritten und nicht durchsetzbar sind, zu Regeln führen, die einheitlich und dauerhaft eingehalten werden. Die KI hat das Potenzial, und tut es bereits, Gutes zu tun, aber wird die Menschheit den Soldaten rAIan retten können?

BOOKS & REPORTS

Hier die Liste der Bücher und Publikationen von Interesse, auf die wir anlässlich unserer Recherchen der letzten zwei Wochen gestossen sind. Und auf dVPedia bietet die Rubrik dVLibrary mit ihrem neuen Look and Feel bereits 100 Titel mit Referenzen und einer Zusammenfassung an.

Signifikante Nachrichten der letzten Wochen

Geopolitik – Während sich unsere Aufmerksamkeit in Europa auf die Ukraine und den Nahen Osten konzentriert, wird die Beobachtung der Situation in Asien weitgehend vernachlässigt. Dort verschlechtert sich aber die Lage zwischen den beiden Koreas, in Taiwan und im Südchinesischen Meer laufend. Ein zunehmendes Konfliktpotential in einer Region, die nicht weniger als das globale digitale Entwicklungs-Atelier ist. Viele Kommentatoren bezeichnen jedoch noch dieses Risiko, auf das wir regelmässig hinweisen, als unwahr­schein­lich. Um sicher zu gehen, dass die Gemengenlage von allen erkannt wird, laden wir Sie, liebe Leserinnen und Leser ein, ihrem breiteren Umfeld die folgende Abbildung zu zeigen. Damit wird deutlich, dass aufgrund der zunehmenden Abhängigkeit des Westens Produkten des digitalen Ökosystems aus Asien, die Auswirkungen einer Krise zunehmen. Zwar wurden wichtige Entscheidungen getroffen, um die Produktion von Kerngütern in die USA zu verlagern (somit bleibt Europa weiterhin abhängig), aber der Prozess verlangsamt sich. In der Tat sind die Engpässe aus der COVID-Periode mittlerweile überwunden und damit auch ihre Anreizwirkung.

In dieser Abbildung ist auch – aufgrund der Spannungen in der Region – der Effekt der steigenden Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs von offenen Konflikten zu erkennen. In Bezug auf das Risiko bewegen wir uns also von einem orangefarbenen zu einem roten Punkt. Was wären die Folgen einer Unterbrechung der Lieferkette für digitale Produkte? Wie könnte der Rest der Welt darauf reagieren? Gibt es zufriedenstellende Antworten?

► Die allgemeine künstliche Intelligenz (AKI) kommt – Ob es uns gefällt oder nicht, nichts wird sie aufhalten können. Zum Schlechteren oder zum Besseren? Die Verantwortung für die zweite Option liegt bei der Menschheit. Die Frage, die alle beschäftigt, lautet: «Was bleibt dem Menschen, wenn die AKI kommt?» Viele sind der Meinung, dass alles, was mit Kreativität und Emotionen zu tun hat, einzig den Menschen vorbehalten bleibt. Ist das wirklich so? Die Fortschritte, die seit November 2022 und der stürmischen Ankunft von ChatGPT zu verzeichnen sind, sollten uns stattdessen demütig machen, sollten uns demütig stimmen, denn so vieles, was vor kurzem noch als unmöglich galt ist inzwischen möglich geworden. Solche Aussagen, wie auch ihr Gegenteil, stellen nichts weiter als nicht fundierte Hypothesen dar, wishful thinking, wie die Angelsachsen sagen. Und was hindert ein mit AKI gedoptes synthetisches Wesen daran, all das zu tun, was Menschen tun, wenn es die richtigen Mittel zur Fortbewegung und zum Greifen hat? Nur besser!

Mein Auto und mein Kran spionieren mich aus – Am 6. September 2023 enthüllte die Mozilla Foundation das Ausmass des Daten­ab­griffs durch Autos. Die Information löste kaum eine Reaktion in den Staatskanzleien aus, aber das Thema ist wieder in den Vordergrund gerückt, da nicht nur in China produzierte Autos, sondern auch Hafenkräne Anlass zur Sorge geben. Präsident Biden ordnete an, dass die Daten von US-Bürgern nicht mehr an russische und chinesische Unternehmen verkauft werden dürfen. Angesichts der wachsenden Spannungen zwischen diesen Nationen ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Situationen es gibt, in denen trotz aller Embargos und Warnungen US-amerikanische Unternehmen und sogar Pensionsfonds weiterhin enge Geschäfte mit diesen Ländern abschliessen. Angstmacherei oder Realität? Die Frage stellt sich auch beim Tesla, den die Bundesrätinnen Leuthard und Sommaruga benutzten. Die Antwort von armasuisse, dass der «Wächtermodus» des Fahrzeugs verhindere, dass alles in und aus dem Fahrzeug aufgezeichnet werde, war zumindest mutig.

► Fortsetzung der Xplain-Affäre – Das BACS veröffentlichte einen Bericht zur Analyse der Daten, die von den Angreifern offengelegt wurden. Sie ergab, dass unter der im Darknet veröffentlichten Masse an Dokumenten etwa 5’200 der Bundesverwaltung mit sensiblen Inhalten (per­sönliche Daten, technische Informationen, klassifizierte Informationen, Passwörter) gefunden wurden. Warum wurden Dokumente mit sensiblen Informationen nicht verschlüsselt, wenn sie statisch sind? Wurden alle sensiblen Informationen korrekt klassifiziert? Das Ergebnis der Untersuchung der Task Force, die eingerichtet wurde, um zu verstehen, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist, wird auf Ende März erwartet. Vielleicht werden wir dann Klarheit haben. Denn es ist wichtig, dass die Fehler, die in diesem Fall gemacht wurden, anderen helfen, sich zu verbessern. Parallel dazu wurden fast 7’000 Verträge von IT-Anbietern des Bundes untersucht, von denen 600 noch genauer geprüft werden müssen. Es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnisse zu einer Verbesserung der Praktiken führen und die Supply Chain des Bundes gestärkt wird. Der letzte Satz des Berichts lässt jedoch befürchten, dass wir davon noch weit entfernt sind, während ein Bericht der internen Revision des VBS Lücken in der Cybersicherheit des Departements aufzeigt. Wird es der Bundesverwaltung jemals gelingen, ein Vorbild zu sein? War die kürzliche Neuverteilung der Verantwortlichkeiten zu Lasten des BACS angemessen?

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Strategic vs. tactic

Strategic vs. tactic 2000 1878 digiVolution

Hier sind die dV-News 05-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links. Das bedeutendste Ereignis der letzten zwei Wochen war eindeutig die Zerschlagung der Cyberkriminellenbande LockBit, einer der Hauptakteure in der Ransomware-Szene, durch die Sicherheitskräfte mehrerer Länder. Ein Erfolg, der schon der Vergangenheit angehört…!

Strategic vs. tactic

Mit diesem 96. Newsletter wollen wir dieser Frage nachgehen und kommen erneut zum Schluss, dass ausnahmslos alle die Bedeutung der strategischen Dimension der Herausforderungen der digitalen Mutation und der Cyberbedrohungen verstehen müssen. Es reicht nicht aus, sich auf ein technisches und taktisches Verständnis dieser rasanten Entwicklungen zu beschränken!  Gewiss ist es zwecklos, erst dann Fragen zu stellen, wenn Angriffe vorgefallen sind und zugleich der Tsunami künftiger Bedrohungen durch KI und Quantumcomputing droht.

Das Verständnis von Cyberphänomenen ist jedoch nicht jedermanns Sache, da es wenige verständliche und nachvollziehbare Beispiele gibt. Dank Lukas Mäder, der in einem ausführlichen Erfahrungsbericht den Cyberangriff vom 24. März 2023 auf die NZZ beschreibt, ist es möglich, die schwierigen Stunden, Tage und Wochen, die das Unternehmen erlebte, zu verstehen und die Nachwirkungen noch fast ein Jahr später zu ermessen.

Wir empfehlen allen Unternehmen und Organisationen, diesen Artikel aufmerksam zu lesen, denn für viele wäre ein solcher Angriff fatal gewesen. Die Frage an diejenigen, die es noch nicht getan haben, lautet: «Sind Sie bereit, einen Konkurs zu riskieren und Ihren Mitarbeitenden und ihrer Kundschaft die Gründe dafür zu erklären»?

Und für diejenigen, die bereit sind, gehen Sie hin und erklären den Unwilligen, dass es weder unmöglich noch ruinös ist, bereit zu sein und sie das retten kann? Und was bedeutet «bereit sein»? Ein paar technische Massnahmen und ein wenig Sensibilisierung reichen nicht aus. Gewiss sind dies notwendige Schritte, aber der Cyberangriff auf die NZZ zeigt, wie Organisation, Personalschulung, Kommunikation, Prozesse und rechtliche Aspekte Teil der Vorkehrungen sind, zu denen – wie in allen anderen Bereichen – Risikomanagement und Lageüberwachung gehören.

Es muss immer wieder betont werden, dass die IT-Infrastruktur eines Unternehmens nicht lediglich eine technische Annehmlichkeit ist. Die Abhängigkeiten davon sind unterdessen so gross, dass ein Ausfall schnell zu einem systemischen Problem und damit einer Bedrohung für das gesamte Unternehmen und seine Partner werden kann. Das wissen auch die Angreifer, die sich oft die Zeit nehmen, andere wichtige Zahnräder zu beschädigen und sogar die Backups zu sabotieren, um die Resilienz ihrer Opfer ebenfalls zu zerstören.

Wenn taktisches Denken nicht ausreicht, bedeutet das Wort strategisch auch nicht stratosphärisch oder staatlich. Für die St. Gallen Business School, ist Strategie «die Kunst und die Wissenschaft, alle Kräfte eines Unternehmens so zu entwickeln und einzusetzen, dass ein möglichst profitables, langfristiges Überleben gesichert wird». Sie ist also für alle zugänglich und kann jede Organisation ermögli­chen, gute Entscheidungen zu treffen und fatale Folgen zu vermeiden. Selbst in einem KMU oder einer kleinen Gemeinde muss strategisch gedacht und gehandelt werden.

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Wichtige Nachrichten der letzten Wochen

► LockBit down! – Wie bereits erwähnt, ist die Aktion gegen diese russischsprachige kriminelle Gruppe, die in weniger als drei Jahren mehr als 2300 Opfer forderte, darunter 30 Gesundheitseinrichtungen zwischen August 2023 und Februar 2024, eine gute Nachricht. Das Ergebnis monatelanger Arbeit der Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendienste, inkl. der Schweiz. Was kommt nun? Die Masse der gewonnenen Informationen und Beschlagnahmungen hätte eine rasche Wiederbelebung der Gang verhindern sollen. Das Beispiel von ALPHV/BLACKCAT, die im Dezember angeblich vom FBI aufgelöst wurde und nun erklärten, dass ihre selbst auferlegten Beschränkungen, Krankenhäuser und Atomkraftwerke nicht anzugreifen, nicht mehr gelten, hätte jedoch alle vorsichtig machen müssen. Denn LockBit soll bereits zurück sein. Wie wird die Gruppe einige Leute für ihre unnötig siegreiche und kontraproduktive Kommunikation zur Kasse bitten? Dies war ein taktischer Erfolg, aber aus strategischer Sicht bleibt die Lage unverändert und die Zukunft düster. Die Hoffnungen, die durch diese Aktion geweckt wurden, sind bereits gedämpft.

Ist ChatGPT verrückt geworden? – Ja, laut ChatGPT selbst, die am 21. Februar anfing, Ergebnisse zu verbreiten, die von ihren Nutzern als «hallucinated garbage» bezeichnet wurden. Auf Anfrage antwortete ChatGPT später: «Die grössere Panne von ChatGPT wurde durch ein Problem im Backend-Server verursacht, was dazu führte, dass der Service für etwa 40 Minuten nicht verfügbar war». Hoffentlich wird der Aufruf von Gary Marcus erhört wird, der am 7. Februar schrieb: «Please, developers and military personnel, don’t let your chatbots grow up to generals». Die Versuchung, KI zu einem strategischen Vorteil zu machen, wird unweigerlich dazu führen, dass einige diese Warnungen nicht befolgen. In Bezug auf die Risiken wird es darum gehen, einen menschlichen KILL SWITCH im Mittelpunkt zu lassen. Wer kümmert sich in der Schweiz um diesen strategischen Aspekt?

Digitale Souveränität – Alles deutet darauf hin, dass dieser Kampf noch lange, sehr lange nicht gewonnen ist. In der Schweiz bezeichnen Pessimisten die Entwicklung sogar als weitgehend verloren, insbesondere nach den jüngsten Ankündigungen der Armee, Microsoft 365 für die Planung von Wiederholungskursen und ausserdienstlichen Aktivitäten zu verwenden und dies während die Migration der Verwaltungseinheiten des Bundes in vollem Gange ist. Wir von digiVolution werden nicht aufgeben und auf diese Schlüsselfrage zurückkommen. In der Zwischenzeit möchten wir Sie auf eine bevorstehende Veröffentlichung von Heidi News aufmerksam machen: «Razia sur nos donnée, die mit dem Buch von Jean Christophe Schwaab «Pour une souveraineté numérique» verglichen werden kann (siehe die Rubrik Books & Reports).  

Quelle: https://www.heidi.news/explorations/razzia-sur-vos-data/razzia-sur-nos-data-comment-nos-entreprises-servent-la-soupe-a-google-et-facebook

Superwahljahr und KI – Am Beispiel  von SORA von OpenAI macht die KI täglich Fortschritte bei der Generierung von Inhalten, in diesem Fall sogar spektakulären. Dies ist ein Grund zur Sorge für die audiovisuelle Industrie und all jene, die um die demokratischen Prozesse im Jahr 2024 fürchten – ein Jahr mit vielen Wahlen und damit ein beliebtes Ziel für Desinformation.

Am 15. Februar stellte OpenAI Sora vor, ein generatives KI-Modell, das aus textbasierten Anweisungen realistische Videosequenzen erstellen kann.


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Cyber Mobilization?

Cyber Mobilization? 2500 2123 digiVolution

Liebe Leserinnen und Leser

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Die geopolitischen Turbulenzen machen auch vor der Schweiz nicht halt und Fragen der Verteidigung stehen wieder im Mittelpunkt der Debatten, manchmal schmerzhaft, wie um das «Finanzierungsloch», von dem kürzlich Medien berichtet haben. Für diesen 95. Newsletter haben wir uns dafür entschieden, auch über Verteidigung zu sprechen, zusammen mit der Revision des Militärgesetzes, dessen Entwurf sich derzeit in der Beratung befindet.

An die (Cyber-)Waffen, Leute?

Hier sind die dV-News 04-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links. Die geopolitischen Turbulenzen machen auch vor der Schweiz nicht halt und Fragen der Verteidigung stehen wieder im Mittelpunkt der Debatten, manchmal schmerzhaft, wie um das «Finanzierungsloch», von dem kürzlich Medien berichtet haben. Für diesen 95. Newsletter haben wir uns dafür entschieden, auch über Verteidigung zu sprechen, zusammen mit der Revision des Militärgesetzes, dessen Entwurf sich derzeit in der Beratung befindet.

Zu diesem Zeitpunkt muss alles dafür mobilisiert werden. Gut, aber was steckt hinter dieser Realität und ist diese Idee realisierbar? Es gibt viele Hindernisse, und wir haben drei wesentliche identifiziert:

Auf organisatorischer und technischer Ebene muss man zunächst wissen, was verfügbar ist und was nicht, und daher die Assets von Organisationen und Unternehmen kartografieren. Wer hält das Inventar auf dem Laufenden? Die Erfahrungen von digiVolution zeigen, dass nur eine kleine Minderheit der Instanzen dies tut. Es zu erzwingen, würde viel Arbeit bedeuten. Und bei wem? Die Armee muss angeben, was sie zur Erfüllung ihres Auftrags benötigt. Wie werden diese strategischen Informationen geschützt? Es handelt sich hierbei um das Herzstück unserer Wirtschaft und um Geschäftsgeheimnisse. Und wie wird eine solche Datenbank auf dem neuesten Stand gehalten, da es sich um einen dynamischen Bereich handelt, der sich täglich ändert? Noch vor 40 Jahren war es einfach, Pferde, Baumaschinen oder Lastwagen zu requirieren, aber wie soll das bei High-Tech-Infrastrukturen gehen? Nicht einfach!

Und sobald man von Infrastrukturen spricht, braucht man auch das Betriebspersonal. Die Studie von ICT-Berufsbildung aus dem Jahr 2022 zeigt, dass die Armee in einem volatilen und austrocknenden Reservoir fischen muss. Von den rund 250’000 Personen, die in der Schweiz im ICT-Bereich tätig sind, werden bis 2030 rund 66’000 pensioniert oder sich neu orientieren, während die digitale Mutation bis dahin zusätzlich 54’000 Personen benötigen wird. Bis 2030 müssen also rund 120’000 Personen ersetzt werden, d.h. fast 40% des nationalen Bestandes an ICT-Fachkräften. Bei dieser grossen Umwälzung wird 1/3 aus jungen Absolventen bestehen (mit welcher Verteidigungserfahrung?), 1/3 wird im Ausland gewonnen werden (die für die Armee arbeiten können?) und 1/3… wird «Herr und Frau Vakant» heissen! Und wie viele dieser Männer und Frauen werden bereits in Uniform mobilisiert? Und alle eingezogenen Schweizer Informatiker/innen werden in ihrer beruflichen Kompetenz eingesetzt? Wollen sie das? Und wenn sie es müssen, wann wird diese Frage geklärt? Schon bei der Rekrutierung? Und dann, wenn sie den Beruf wechseln? Und wie viele der Berufsleute, die nicht in die Armee einberufen werden können, haben einen Schweizer Pass, wie viele haben eine geprüfte Sicherheitsüberprüfung und wie viele sind einfach einsatzfähig? Und die Zivilisten? Wieder nicht einfach!

Der Krieg in der Ukraine hat zwar gezeigt, dass sich eine gewaltige Solidaritätsbewegung gegen einen Aggressor erheben kann. Aber es löst ein drittes Problem aus, nämlich den Kombattantenstatus all dieser Menschen und der beteiligten Infrastrukturen. Sie werden im Einsatz für die militärische Verteidigung zu legitimen Kriegszielen des Feindes. Und für diejenigen, die zu Cyberkämpfern werden, hat das IKRK bereits auf die Schwierigkeiten hingewiesen und Regeln vorgeschlagen, die es zu beachten gilt. Auch nicht einfach.

Hat der Gesetzentwurf diese Reibungspunkte berücksichtigt? Die Wirtschaft wird Einwände erheben, wenn sie die Folgen dieser Absicht begreift. Denn wie sollen sie dann das Land am Laufen halten? Nicht einfach. Ein detailliertes Konzept und eine systemische Analyse sind erforderlich.

BOOKS & REPORTS

Hier die Liste der Bücher und Publikationen von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen entdeckt haben. Und auf dVPedia ist jetzt die Rubrik dVLibrary verfügbar, in der bereits 100 Titel mit Referenzen und einer Zusammenfassung zu finden sind.

Wichtige Nachrichten der letzten Wochen

Soziale Netzwerke und Politik – Es ist eine übliche Übung im US-Kongress, die in Europa meistens unbemerkt bleibt: Die Tech-Barone werden vor einen Senatsausschuss geladen, um sie öffentlich zu rädern. Das scheint ein beliebter Sport für einige US-Politiker zu sein. Wir von digiVolution hinterfragen regelmässig das Unternehmen von Herrn Zuckerberg, aber wir können uns nicht mit der Art und Weise zufriedengeben, wie er zu einem öffentlichen Akt der Reue gedrängt wurde, als er und seine Kollegschaft unter anderem beschuldigt wurden, «Blut an den Händen» zu haben. Es ist unbestreitbar, dass die Tech-Giganten Verantwortungen tragen, aber es hat auch 15 Jahre gedauert, bis die Politiker begonnen haben, sich mit den Problemen zu befassen. Viele davon waren bisher eher bereit, Zensur und Hexenjagd zu schreien, wenn soziale Netzwerke versuchten, die Aufrufe zum Rassenhass durch die Fans ihrer Champions zu begrenzen. Angesichts der KI stehen ähnliche Fragen auf der Tagesordnung und es ist zu hoffen, dass die Lösungen schneller kommen und konkrete Taten folgen werden.

►  No Power… – Wir haben es oft in unseren Beiträgen erwähnt: Ohne Energie kein Cyber. Dieses Thema ist auf wundersame Weise aus den Diskussionen verschwunden, da die Winter bislang die Prognosen von Bundesrat Parmelin für 2022 widerlegen. Hatte er Unrecht? Wahrscheinlich nicht, und das Problem ist noch lange nicht gelöst, denn selbst wenn die «Stop Blackout»-Initiative vom Volk angenommen wird, werden die spürbaren Auswirkungen erst in vielen Jahren messbar sein und sicherlich zu spät. In der Zwischenzeit steigt der Elektrizitätsverbrauch und drei Faktoren sind zu berücksichtigen:  die fast vollständige chinesische Dominanz über seltene Erden und viele andere strategische Metalle, die für die Herstellung fast aller High-Tech-Güter, die in der Stromerzeugung verwendet werden, unerlässlich sind;  die wachsende Gefahr, dass China die Kontrolle über Taiwan gewaltsam übernimmt und dies zu einer Unterbrechung der Halbleiterproduktion führt, die für unser Leben und die Energieregulierung von zentraler Bedeutung ist;  das unaufhaltsame Verschwinden der europäischen Produktion von Solarzellen unter dem Druck der chinesischen Industrie, die mit staatlichen Subventionen gedopt ist. Was wird von der Illusion der Souveränität in Europa übrigbleiben?   


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Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen bei den ausgewählten Artikeln und Links und sehen uns in zwei Wochen wieder.

Digital Literacy Gap

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Liebe Leserinnen und Leser

Hier sind die dV-News 03-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links.

Das Bulletin of the Atomic Scientists bewertet jedes Jahr die Zeit, die die Menschheit von der ultimativen Katastrophe trennt. Die Organisation wurde 1945 von Albert Einstein und ehemaligen Mitgliedern des Manhattan-Projekts nach den Bombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki gegründet. Sie ist die Hüterin der symbolischen Uhr des Weltuntergangs, der Doomsday Clock, deren Zeit seit 1947 jeden Januar bekannt gegeben wird. Im Jahr 2023 zeigte das Bulletin 90 Sekunden vor Mitternacht an, die kürzeste je erreichte Frist.  Sie bleibt unverändert in 2024.

Für digiVolution ist diese «Uhr», die nukleare Risiken, Klimawandel, biologische Bedrohungen und disruptive Technologien in ihre Berechnungen einbezieht, aufgrund ihres systemischen Ansatzes besonders relevant. Fortsetzung folgt. Empfohlene Lektüre!

Die digitale Wissenslücke

Der Titel dieses Beitrags ist sehr klar. Eine Kluft tut sich auf. Die beiden Buchstaben K (Künstliche) und I (Intelligenz) sind der Trend der Zeit. Im Büro, in Davos, in der Kneipe oder in der Familie nicht darüber zu sprechen, ist ein Kriterium für soziale Ausgrenzung. «Was? Du weisst nicht was ChatGPT ist», würde Unwissenden für immer disqualifizieren! Und doch, wer versteht wirklich, was diese Technologien sind, die jede Minute unseres Lebens bestimmen und begleiten, wo sie herkommen, was sie bewirken oder nicht, welche Verantwortung und welche Rechte wir haben? Eine winzige Minderheit. Viele prahlen und reden laut, aber in der Praxis herrscht Unwissenheit über die digitale Realität. Welches Thema wird in 2025 trendy sein?

Warum wird Digitalisierung nicht als Schlüsselqualifikation wie Lesen, Schreiben oder Rechnen betrachtet?  Warum braucht man einen Führerschein für ein Moped, das nur 40 km/h fährt, aber keinen für einen Computer, der Zugang zu unseren intimsten Daten und unserem Bankkonto bietet? Warum wird von jedem Unternehmer verlangt, dass er die Grundlagen des Finanz- und Personalmanagements beherrscht, aber nicht die Digitalisierung, obwohl eine Cyberpanne zum Bankrott führen kann? Warum gibt es kein digitales Äquivalent zur Helmpflicht beim Motorradfahren oder zum Sicherheitsgurt im Auto? Erst seit 2023 hat Nachlässigkeit im Umgang mit Daten in einigen Bereichen zaghaft strafrechtliche Konsequenzen nach sich in der Schweiz gezogen und Identitätsdiebstahl wird endlich als Straftat angesehen?

Die Rolle als Chef, Elternteil oder einfacher Bürger in einer Gesellschaft, die sich in der digitalen Mutation befindet, stellt neue Anforderungen an die Fähigkeiten der Menschen. Die überwältigende Mehrheit der Schweizer ist jedoch ein uninformierter Konsument, der von Dienstleistungs- und Hardwareanbietern (oft auch von Verkäufern mit beschränkten Kompetenzen) mit einer Flut von allgemeinen und technischen Geschäftsbedingungen erschlagen wird, die nur wenige lesen und noch weniger verstehen. Wen schützen diese Bestimmungen, die eine Zustimmung zur Verwendung unserer Daten erfordern, wirklich und wovor schützen sie? Und das ist nur ein Auszug der Fragen, die wir beantworten sollten. Denn worauf gründen wir letztendlich das Vertrauen, die Resilienz und die Souveränität jeder Einrichtung, vom Einzelnen über den Unternehmen bis hin zum Staat?

Ist das Gesellschaftsmodell, in dem wir aufgewachsen sind und uns zu befinden glauben, nicht von den technologischen Neuerungen, die wir nicht (genügend) beherrschen, und den Interessen einer Handvoll Unternehmen weitgehend überholt? Wird das gesellschaftliche Risiko angemessen berücksichtigt?

Für digiVolution erfordert diese Realität eine bedeutende Anstrengung zur Ausbildung der Bevölkerung. Es geht nicht nur darum, Tablets an Schulen zu verteilen und die Kinder ein paar Zeilen Code schreiben zu lassen (ChatGPT tut dies…). Digitale Kompetenz muss erreicht und ständig weiterentwickelt werden, auf allen Führungs- und Altersstufen. Komplex und anspruchsvoll? Ja, aber zwingend, denn diejenigen, die das Potenzial der KI verstanden haben und nutzen, erweitern den Abstand immer mehr.

BOOKS & REPORTS

Hier die Liste der Bücher und Publikationen von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen entdeckt haben. Und auf dVPedia Pro ist jetzt die Rubrik dVLibrary verfügbar, in der bereits 100 Titel mit Referenzen und einer Zusammenfassung zu finden sind.

Wichtige Nachrichten der letzten Wochen

Das nDSG erhält EU-Gleichwertigkeitsbescheid – Die Spannung hat ein Ende. Die EU stellt in ihrem Bericht vom 15. Januar 2024 fest, dass das Schweizer Datenschutzrecht den europäischen Standards entspricht. Persönliche Daten können also weiterhin aus der EU und dem EWR in die Schweiz fliessen, ohne zusätzliche Garantien. Am 26. Januar fand jedoch an der Universität Lausanne eine Konferenz zum Thema «Datenschutz und Verwundbarkeit» statt, bei der ein Mitarbeiter des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten den folgenden Satz sagte, der von Le Temps zitiert wurde:

Die Schweiz hat mit dem nDSG Fortschritte gemacht, aber wir sollten uns nicht täuschen, denn ein Gesetz schützt nichts; es legt den Rahmen fest und ist nur ein Schritt.

Jeder muss seinen Teil zu einem komplexen Umfeld beitragen, am Beispiel von Microsoft, das erklärt – und das ist sehr gut –, Daten nur auf europäischem Territorium zu speichern, während es wegen der 772 Partner, mit denen es Benutzerdaten austauscht, in die Kritik gerät. Die Aussage des EDÖB-Mitarbeiters ist umso verständlicher, als in naher Zukunft die KI-Richtlinien, die sich in der Endphase ihrer Ausarbeitung befinden, in das Ökosystem einfliessen werden.

Schweizer Mittel für Cybersicherheit – Die Veröffentlichung der politischen Agenda des Bundesrates für die Legislaturperiode 2023 bis 2027 gibt einen kleinen Aufschluss über die Mittel, die im Bereich der Cybersicherheit beim Bund eingesetzt werden (Budget, Seiten 307 und 329). Was wir bereits berichtet hatten, hat sich bestätigt: das NCSC ist zwar ein Bundesamt geworden, aber mit einem Budget von 14,5 Mio. CHF im Jahr 2025 (davon 11,7 Mio. CHF für das Personal) und 14,8 Mio. CHF für die folgenden Jahre, sind keine Wunder zu erwarten. Alle Statistiken zeigen eine Verdoppelung der Schäden durch Cyberkriminalität bis 2028, eine Explosion der Fälle dank der KI, eine Verschlechterung der geopolitischen Lage, aber in Bern… bleibt es auf «courant normal» während das BACS mit erheblichen Mitteln ausgestattet werden sollte.  Was das Cyber-Kommando der Armee und die Fähigkeiten des SEPOS zugunsten der Bundesverwaltung betrifft, müssen zuerst die tatsächlichen Auswirkungen der Ankündigung von Ende November 2023 gemessen werden.

Wie resilient ist eine Gesellschaft ohne Internet? – Die Meinungen über die Widerstandsfähigkeit des Internets gehen auseinander, aber die Möglichkeit eines grossen Ausfalls (z. B. durch einen Sonnensturm) darf nicht ausgeschlossen werden. Eine geringe Eintretenswahrscheinlichkeit kann nicht als Argument dafür dienen, diesen Fall auszuschliessen.  Aber was wäre in unserer hypervernetzten Gesellschaft ohne das Internet noch funktional? Solange Ghernaoutis Buch «OFF» hat auf brillante Weise gezeigt, was passieren würde, und drei aktuelle Entwicklungen werden zum Nachdenken anregen: In Pakistan scheint es während des Wahlprozesses zu bequemen Unterbrechungen des Internets zu kommen; ja, das Internet ist vom politischen Willen abhängig. Russland hat von der Enklave Kaliningrad aus GPS-Signale gestört [Karte] – eine Aktion, die zeigt, wie anfällig diese Weltrauminfrastruktur ist, die für die Versorgung entlegener Gebiete von entscheidender Bedeutung ist. Und zwei Berichte dazu: «10 vor 10» und ZDF.

Minority Report – Genial für die einen, erschreckend für die anderen… KI wurde eingesetzt, um allgemeine Vorhersagen über die Details und den Verlauf des Lebens von Menschen zu machen, wie z. B. in Bezug auf Tod, internationale Umzüge und Persönlichkeitsmerkmale. Die Studie ergab, dass das neue Modell bei der Vorhersage der Sterblichkeit in der untersuchten Population über einen Zeitraum von vier Jahren zu mehr als 78 % genau war und andere Methoden erheblich übertraf. Müssen wir uns mit den vielen Anwendungsfälle beschäftigen, in denen unsere persönlichen Daten und solche Vorhersagen verwendet werden? Ein gutes Mittel, um den Menschen den Wert ihrer Daten zu verdeutlichen. Wenn sie nicht schon alles verraten haben…!


Wir möchten Sie gerne weiter dazu einladen, dVPedia Pro zu abonnieren und damit ihre Entwicklung zum Nutzen aller zu unterstützen, ganz im Sinne der Mission von digiVolution. Und wie bereits erwähnt, ist ein neuer Dienst verfügbar: dVLibrary.

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Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen bei den ausgewählten Artikeln und Links und sehen uns in zwei Wochen wieder.

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