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Dies sind die dV-News 17-2023 und die dazugehörenden Artikel und Links nach erneut turbulenten 15 Tagen für das Land (1, 2, 3, 4, 5).

BRICS-Gipfel: Was ist mit dem Cyberraum?  

Der jüngste BRICS-Gipfel in Johannesburg muss uns aufrütteln, denn der Aufstieg dieser Gruppe, der nun durch sechs neue Mitglieder, darunter Saudi-Arabien (bisher Verbündeter der USA), intensiviert wird, ist ein strategisches Faktum. Trotz der Herausforderungen und Ungleichheiten innerhalb dieser Gruppe, handelt es sich um einen Wirtschaftsgiganten, der die G7 übertrifft. Und keines ihrer Mitglieder und Partner haben Sanktionen gegen Russland für den Krieg in der Ukraine verhängt. Der «Club» besitzt 44% der weltweiten Ölreserven, 36% der Landfläche (doppelt so gross wie die G7) und 45% der Weltbevölkerung (viermal die der G7). Die Karikatur der Daily Mail vom Oktober 1962, in der nun China statt Russland zu sehen ist, behält somit ihre Relevanz. Doch dieses Mal zeigt Xi Jinpings Finger wohl eher auf die Entdollarisierung als auf Atomwaffen.

Welche Auswirkungen auf die digitale Mutation kann diese «BRICS+»-Allianz haben, welche zum strategischen Konkurrenten für die G7-Staaten und ihre Partner wird, darunter die Schweiz? Vier haben wir festgestellt:

  • Globales Netzwerk – Der Westen glaubte an ein Internet als Instrument der demokratischen Errungenschaften. In den BRICS+-Ländern hat sich das Internet im Gegenteil zu einer perfekten Unterstützung für ihre autoritären politischen Systeme entwickelt. Während der Westen versucht, den Technologiegiganten Regeln aufzuerlegen, haben diese Länder das Problem weitgehend gelöst. Wird die Kluft, die sich zwischen BRICS+ und den G7-Staaten auftut, trotzdem noch die Kommunikation zwischen diesen beiden Systemen gewährleisten?
  • Standardisierung – Wenn man der Welt seine technologischen Regeln aufzwingt, kann man der eigenen Industrie Vorteile verschaffen. In diesem Zusammenhang hat China mit seinen starken Allianzen die Macht der Standardisierung als Hebel verstanden, auf den es nun sein ganzes Gewicht gegenüber den USA stützt. Europa bleibt in diesem Duell der Titanen hauptsächlich Zuschauer. Wie wird sich dies auf unsere Exportwirtschaft auswirken, wenn der Dollar und der Euro zusätzlich geschwächt werden?
  • Mineralrohstoffe – China hat sich in den letzten 40 Jahren mit grosser Intelligenz strategisch positioniert. Der Westen, der darauf fixiert war, billig produzierte Waren zu erhalten, hat sich deindustrialisiert und krankt an zahlreichen Abhängigkeiten. Die BRICS+-Staaten beherrschen mehr als 66% der Stahlproduktion, während die G7-Staaten nur einen Anteil von 12% haben. China allein ist bereits für 76% der Produktion von Seltenen Erden und 54% der Aluminiumproduktion verantwortlich. Da die Nachfrage nach Metallen weiter steigt, sind verschiedene Stress- und Knappheitssituationen zu befürchten. Welche Folgen hat dies für unsere IKT- und Energieindustrie, zumal China auch 85% der weltweiten Produktion von Photovoltaikmodulen kontrolliert?
  • Produktion – Die COVID-Krise hat den Westen wachgerüttelt, der nun endlich daran arbeitet, seine strategischen Abhängigkeiten zu reduzieren. In den USA und Europa werden verschiedene Fabriken gebaut, um besondere Kapazitäten, darunter im Halbleiterbereich, wieder herzustellen. Bis die Entscheidungen die erhoffte Wirkung zeigen, werden jedoch noch einige Jahre vergehen. Derzeit entfallen auf Taiwan, das Peking wieder in das chinesische Mutterland eingliedern will, 63% der weltweiten Halbleitergiessereikapazitäten und sogar 90% bei den fortschrittlichsten Systemen (5nm). Und was ist mit einem Konflikt der auch Nordkorea, Südkorea und Japan in den Sog ziehen könnte, da die beiden letzteren auch eine wichtige Rolle in der weltweiten IKT-Produktion spielen. Gibt es den Plan B?

Die Position der westlichen Länder wird immer heftiger in Frage gestellt. Die BRICS+ behaupten zwar, das Völkerrecht und die UNO respektieren zu wollen (die Fakten in der Ukraine und im Chinesischen Meer sprechen eine andere Sprache), wollen aber eine multipolare Welt, d. h. eine Welt, die von der Dominanz der Amerikaner und des Dollars befreit ist. Da das Internet mittlerweile zum Arsenal der sich streitenden Parteien gehört, ist es zwingend notwendig, die vielen Konsequenzen zu antizipieren, die dieses Bestreben die Weltkarten neu zu mischen mit sich bringen wird. Reibungslos ablaufen wird das wohl nicht.

Kleiner Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • Cyberkriminalität – Wir empfehlen die Lektüre des Berichts des deutschen Bundeskriminalamts (BKA). Eine Zahl ist besonders auffällig: nur einer von zwölf Fällen wird dem BKA bekannt gemacht.
  • Die kritischen Infrastrukturen der Schweiz  haben es schwer – Während der Sommer zu Ende geht, beginnen wir wieder an den Energiebedarf des nächsten Winters zu denken und… wir stellen fest, dass unsere Infrastrukturen immer noch nicht cybersicher sind, während eine Kommission des Bundesparlaments herausfinden will, ob KI in diesem Bereich helfen könnte. Was haben das UVEK und die Stromindustrie seit dem Bericht vom Juni 2021 ausser Ankündigungen getan? Der Zusatz zum Informationssicherheitsgesetz, welcher die Betreiber kritischer Infrastrukturen dazu verpflichtet, Cybervorfälle bekannt zu machen, hätte wie das neue DSG am 1. September in Kraft treten sollen. Aber das Dossier geht wieder zurück in den Nationalrat. Kein Kommentar!
  • CONNECTED 23 – Eine grossartige Veranstaltung, viel guter Wille, eine ausgezeichnete Organisation, aber ein festlicher und showartiger Ton, der sich angesichts der gefallenen Soldaten in Europa nicht gut mit der nötigen Ernsthaftigkeit in Verteidigungsfragen verträgt. Und wo stehen wir wirklich bei den Versprechungen von Unabhängigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit im Cyberbereich?

BOOKS & REPORTS
Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ Klonen der Stimme – Die Technik und ihre Verfügbarkeit schreiten unaufhörlich voran. Also lassen Sie sich nicht mehr aufnehmen, da Ihre Stimme sonst für bösartige Aktionen verwendet werden kann. Diejenigen, die Angst vor dem Tod haben, können hingegen versuchen, digital unsterblich zu werden.

▶︎ GPT-5 – Sam  Altman, CEO von OpenAI, sagte im Juni, dass eine Nachfolgeversion von GPT noch lange nicht auf der Tagesordnung stehen würde… aber OpenAI setzt bereits einen Webcrawler genau für dieses GPT-5-Modell ein. Lügengeschichten, die Musk würdig sind, als dieser ein sechsmonatiges Moratorium für die Entwicklung von KI forderte, während er zur gleichen Zeit Twitter (oder X) mit derselben KI ausbaute. Wie viele haben die Angst vor dem angeblichen Weltuntergang bemüht, obwohl ihre Motivation nur darin bestand, ihre Mitbewerber auszubremsen. Hoffen wir, dass wir mit SwissGPT etwas Handfestes haben werden.

▶︎ ISO 27001 on YouTube – Sie fragen sich noch, was für ein Standard das ist? Wir empfehlen Ihnen die Webinarserie von Sawyer Miller. Leicht zugänglich, wenn auch mit einer Dauer von fast sieben Stunden. Planen Sie also die Verpflegung ein…! Für diejenigen, die den NIST-Standard für Cybersicherheit bevorzugen, wird das Update 2.0 nach einem langen Konsultationsverfahren ab Anfang 2024 verfügbar sein.

▶︎ Post-Quantum-Cryptography – Während die USA den Schritt hin zu einer Kryptographie angeordnet haben, die den kommenden Herausforderungen gewachsen ist, ist in Europa noch nichts dergleichen zu sehen, geschweige denn in der Schweiz. Ein kompliziertes Erwachen steht bevor!! Und doch verfügt die Schweiz bereits über  eine funktionierende Lösung

▶︎ Sondage, Achtung Gefahr – Wie wir den Eindruck erwecken, dass wir in Sachen Cybersicherheit weltklasse sind? Ganz einfach… indem man einen Artikel über die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die besagt, dass 63% der Schweizer ziemlich gut in Sachen Cybersicherheit sind, obwohl sie auf 802 Antworten basiert… von wem, wie ausgewählt? Und das soll eine wissenschaftliche Tatsache sein? Hallo!

▶︎ Xplain: nächste Episode – Eine externe Untersuchung wurde nun an eine (qualifizierte?) Anwaltskanzlei vergeben, um bis Ende März 2024 festzustellen, welche Mechanismen den Besitz von Daten des Bundes durch diese Firma geregelt haben. Jüngste Entwicklung: Daten aus dem JORASYS-System (die letzten aus dem Jahr 2023) waren im Darkweb verfügbar. Sie wurden zwar als unvollständig bezeichnet, ermöglichten es Journalisten dennoch, ehemalige Mitarbeiter (die nicht von Bern informiert wurden) aufzuspüren und ihnen Fragen zu stellen. Wann kommen die nächsten Enthüllungen?

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns darauf, Sie bald wiederzusehen.


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