Horizon 24

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Liebe Leserinnen und Leser

Hier sind die dV-News 01-2024 und eine Auswahl an Artikeln und Links, mit den besten Wünschen des digiVolution-Teams.

Wird 2024 besser als das letzte Jahr? Die Ereignisse, die 2023 prägten und weit davon entfernt sind, Geschichte zu sein, stimmen eher pessimistisch. Es wird daher wichtiger denn je sein, nicht aufzugeben und gemeinsam zu handeln. In einem Land, in dem Solidarität und Milizgeist nicht nur leere Worte sind, wird die Verteidigung in der Tiefe unser grösster Trumpf sein. Wir wünschen unserem neuen Bundesamt und Vorreiter in Sachen Cybersicherheit sowie dessen Direktor, Florian Schütz, viel Erfolg.

Für digiVolution beginnt das Jahr mit einem Paukenschlag und wir laden Sie herzlich ein, am 18. Januar ab 14:00 Uhr in Delémont an der ersten von 10 Veranstaltungen des Swiss CyberHub 2024 teilzunehmen.

 


Horizon 24

Versuchen wir nun uns vorzustellen, was die nächsten zwölf Monate in Bezug auf die digitale Mutation und ihre Risiken bringen werden. Folgt nun auch digiVolution dem Trend, zu Beginn eines jeden Jahres in die Kristallkugel zu blicken? Keineswegs. Unsere Leser wissen, dass Antizipation in unserer DNA liegt. Den Blick auf die Zukunft zu richten, um sich darauf vorzubereiten und aus dem reaktiven Modus herauszukommen, ist eine unserer wichtigsten Ziele und wir haben unseren Blick auf 2024 in drei Kapiteln strukturiert.

  • Technologische Beschleunigung – Der Wettlauf um KI und Quantum [der NIST-Standard für Quantum-resistente Kryptographie wird im April veröffentlicht] wird nicht nachlassen. Das machtpolitisch und finanzielle Potential ist zu gross. Zwei Fraktionen werden sich weiterhin gegenüberstehen: die Ultraliberalen, die keine Regulierung wollen, und diejenigen, die nur Katastrophen sehen und am liebsten alles verbieten würden. Niemand wird die KI stoppen und daher empfiehlt digiVolution, das Vorsorgeprinzip in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen, da die Risiken alles andere als vernachlässigbar sind. Es wäre unverantwortlich, sie aus kurzfristigen finanziellen Erwägungen zu ignorieren. KI ist zwar immer präsenter und Early Adopters kündigen erhebliche Produktivitätssteigerungen an, aber Vorsicht, nicht jeder ist in der Lage, sich anzupassen. Es besteht die Gefahr, dass eine «AI-Gap» den in vielen Teilen der Gesellschaft grassierenden elektronischen Illettrismus verstärkt. Es reicht nicht, sich mit ChatGPT hinzusetzen und zu sagen: «Zeichne mir ein Schaf». KI ist ein Werkzeug, das gezähmt werden muss. Und wer wird Führungskräften beibringen, wie sie ihre Teams in einer KI-dominierten Umgebung führen sollen? Die explosionsartige Zunahme der Nutzung von KI wird daher unregelmässig sein.Rückt die allgemeine KI näher? Indizien, die auf die aktuelle OpenAI-Saga oder auf die jüngsten Fortschritte im neuromorphischen Computing zurückzuführen sind, deuten darauf hin. Andere behaupten das genaue Gegenteil, bleiben aber ausweichend. Wer weiss es wirklich? Wie auch immer die tatsächlichen Fristen aussehen, die Konsequenzen sind so gross, dass die Politik sich unbedingt rasch damit befassen muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Gesellschaft erneut von den technologischen Entwicklungen überholt wird. Es ist unvermeidlich, dass die allgemeine KI in unserem Leben allgegenwärtig sein wird.
  • Demokratie in Gefahr – Desinformation wird zunehmen, da ihr immer noch viel zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Mit den europäischen Parlamentswahlen im Juni und der Präsidentschaftswahl in den USA im November, die bereits täglich Schlagzeilen macht, wird 2024 ein entscheidendes Jahr für die Demokratie sein. Die Manipulation von Bild und Ton wird ein nie dagewesenes Ausmass annehmen. Die Versuche des Westens, die Wiederwahl von Putin zu stören, werden keine entscheidende Wirkung haben. Dagegen werden die Wahlen in den westlichen Demokratien und Taiwan, die weniger gegen Desinformation gewappnet sind, u.a. von russischen und chinesischen Manövern beeinflusst.  Während der gute Wille der westlichen Unterstützung schwindet, ist mit einer Intensivierung der Propagandaaktivitäten eines Russlands im Cyberraum zu rechnen, das sich viel besser hält als erwartet und sich bereits als Sieger sieht. Der Konflikt im Nahen Osten hat bereits Cyberauswirkungen, die auch in der Schweiz spürbar sind. Die Störungen des Schiffsverkehrs im Roten Meer, über das 12% des weltweiten Verkehrs abgewickelt werden, werden auch die Versorgung mit technologischen Gütern beeinträchtigen.

  • Fragilität der Gesellschaft – Im Jahr 2024 wird die Energiefrage wieder in den Mittelpunkt rücken. Man wird sich von der Illusion befreien müssen, dass die Kernkraft rechtzeitig eine Lösung für die wachsenden Probleme einer sich rasch elektrifizierenden Gesellschaft sein wird. Der europäische Kontinent ist anfällig für Störungen in seiner alternden Infrastruktur, insbesondere wenn die Maturität der Cybersicherheit nicht ausreichend ist, wie in der Schweiz. Und dabei sind die klimatischen Unwägbarkeiten, die durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, nicht berücksichtigt. So können lebenswichtige Dienste jederzeit beeinträchtigt werden und die Stärkung der Resilienz der Schweiz, ihrer Antifragilität, ist zwingend erforderlich. Im Jahr 2024 muss die politische Behandlung von Themen im Zusammenhang mit Technologiefragen dem Tempo ihrer Entwicklung angepasst sein. Und um den wachsenden geopolitischen Spannungen zu begegnen, müssen die souveränen industriellen Sicherheits- und Verteidigungskapazitäten gestärkt werden.Seit den Olympischen Spielen 2012 in London werden die Cyberrisiken bei jeder Veranstaltung intensiver. Wir erinnern uns an die Eröffnung der Spiele in Seoul 2018, die durch einen Cyberangriff gestört wurde. Die Olympischen Spiele in Paris werden 2024 der ultimative Test für die Cybersicherheit sein. Es gibt bereits Beweise dafür, dass mehrere böswillige Akteure beabsichtigen, diese gigantische Veranstaltung zu stören: ein Budget von 7 Milliarden Euro, 4 Milliarden Fernsehzuschauer, 12 Millionen Zuschauer, 30’000 Freiwillige, 22’000 kurzfristig engagierte Sicherheitskräfte, 15’000 Soldaten, 25’000 Polizisten, 10’000 Athleten, 206 Nationen und 40 Wettkampfstätten. Für Organisatoren und Unternehmen (auch Schweizer) eine grosse Herausforderung, die ein Höchstmass an Vorbereitung erfordert.

    In einer nunmehr datengetriebenen Gesellschaft deutet alles darauf hin, dass die böswilligen Handlungen im Cyberraum weiter zunehmen und bis 2028 mehr als 10% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts ausmachen werden. Dies erfordert eine wesentliche Stärkung der Fähigkeiten und Kompetenzen unseres neuen Bundesamtes für Cybersicherheit. Es wird jedoch nicht in der Lage sein, die gesamte Schweiz zu schützen, und 2024 soll das Jahr sein, in dem die Vision einer Cyberverteidigung in der Tiefe etabliert wird. Setzen wir die Worte von Präsident Kennedy um: «Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst». Das ist auch Teil der digitalen Souveränität, die wir dringend brauchen.

BOOKS & REPORTS

Hier die Liste der Bücher und Publikationen von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen entdeckt haben. Die neue Rubrik dVLibrary in Kürze den Abonnenten von dVPedia Pro zur Verfügung stehen.

Wichtige Nachrichten der letzten Wochen 

Wünschen wir dem Staatssekretär für Sicherheitspolitik viel Erfolg und vor allem viel Kraft, um die Lage im Bereich der Informationssicherheit zu ändern. Dies ist ein Bereich, über den sehr oft gesprochen wird, in dem jedoch viele konkretere Massnahmen erwartet werden, damit sich schwere Vorfälle wie Xplain und Concevis 2024 nicht wiederholen…!

Das Polycom-Kommunikationsnetzwerk hat das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Der Bundesrat hat wichtige Schritte unternommen, um es bis zum Ende des Jahrzehnts zu ersetzen, damit auch die Blaulichtorganisationen nach den modernsten Standards kommunizieren können. Ein Schlüsselelement für die Resilienz des Landes und seine digitale Souveränität.

Die grossen Übungen sind zurück. Die integrierte Übung 2025 (IU 25) wird eine strategische Führungsübung (SFU) und eine Sicherheitsverbundsübung (SVU) kombinieren. Es ist zu hoffen, dass der Schutz kritischer Infrastrukturen, Cybersicherheit und die Bekämpfung von Desinformation auf dem Programm stehen werden. Die neue Gefahrenliste des BABS soll die Szenaristen dieser Übung inspirieren.

Lex Huawei? – Stellen Geräte von Lieferanten, die für die Sicherheit unseres Landes problematisch sind oder die sich im Besitz eines ausländischen Staates befinden, von ihm kontrolliert werden oder unter seinem Einfluss stehen, ein geopolitisches Risiko dar? Wenn die Antwort JA lautet, dann muss der Bundesrat die Möglichkeit haben, diese auszuschliessen. Dazu bedarf es eines Gesetzes. Laut dem Bericht sollte ein solches Gesetz die Schweiz davor bewahren, zu einer Sicherheitslücke inmitten eines Europas zu werden, das zunehmend Produkte aus China ausschliesst. Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung den politischen Mut hat, gegenüber China NEIN zu sagen…!

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Unsere Beiträge haben Sie oft dazu eingeladen, über unsere kleinen irdischen Probleme hinaus in die Weite des Kosmos einzutauchen. Im Jahr 2029 werden wir etwas weniger weit blicken müssen, da der Asteroid Apophis – ein 340m grosses und 50 Millionen Tonnen schweres Baby – in nur 32’000 km Entfernung an unserem Planeten vorbeifliegen wird. Das ist weniger als die Entfernung der am weitesten entfernten Satelliten.  Ein Ereignis, das uns an unsere Fragilität erinnern muss, auch wenn dieser «Stein» noch weit von den Ausmassen des 12-km-Giganten entfernt ist, der vor 66 Millionen Jahren für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war.

Wir möchten Sie gern weiter dazu einladen, dVPedia Pro zu abonnieren und damit die Entwicklung der Cybersuite zum Nutzen aller zu unterstützen, ganz im Sinne der Mission von digiVolution.

Und danke auch für die finanzielle Unterstützung unserer Arbeit zur Förderung der Sicherheit, Resilienz und Souveränität der Schweiz im Cyberraum.

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen bei den ausgewählten Artikeln und Links und sehen uns in zwei Wochen wieder.

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