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Strategic surprise

Strategic surprise 2560 1920 digiVolution

Hier sind die dV-News 21-2023 und eine Auswahl an Artikeln und Links.

Wahltag

Während diese Zeilen geschrieben werden, haben die Schweizerinnen und Schweizer ihr Parlament gewählt. Wir setzen uns bei digiVolution dafür ein, dass eine sichere Digitalisierungspolitik zu den Prioritäten des neuen Parlaments gehört, da Sicherheit ein Grundbedürfnis unserer «Datengesellschaft» ist. Der Artikel von René Jaun in der Netzwoche zeigt, wie gross die Kluft ist, die die Schweiz überbrücken MUSS. Dies belegen übrigens auch die Zahlen, die wir in jedem unserer zweiwöchentlich erscheinenden Beiträge aufzeigen. Die Gefahr eines technologischen Rückstands unseres Landes oder von untragbaren Sicherheitsfolgen im Falle eines grossen Cyberereignisses MUSS ernst genommen werden.

An der Schwelle zur neuen Legislaturperiode stellen wir fest, dass die politischen Parteien kaum Programme zur Digitalisierung und Cybersicherheit vorlegen und nur wenige Kandidaten sich darum kümmern. Es gibt also viel zu tun, und digiVolution wird in den nächsten vier Jahren seinen Teil dazu beitragen. Denn die Schweiz ist systemisch von einer leistungsfähigen und sicheren Digitalisierung abhängig. Wer diesen Bereich nicht ernst nimmt – und entsprechend viel investiert – riskiert, mit einer strategischen Überraschung konfrontiert zu werden. Das Beispiel Israels am 7. Oktober soll uns alarmieren. Es zeigt wieder einmal, dass Wissen die erste Verteidigungslinie gegen Überraschungen ist. Und genau zu diesem weck wurde auch dVPedia entwickelt.

Israel – Wir sind bei digiVolution zutiefst schockiert über die Sintflut der Gewalt, die über Israel hereingebrochen ist. Es gibt keine Rechtfertigung für die Barbarei, die am 7. Oktober verübt wurde. Das ist unerträglich, von historischer Tragweite und erinnert an sehr dunkle Stunden des 20. Jahrhunderts. Aber vielleicht ist das Schlimmste tatsächlich das Ziel der Hamas-Terroristen und ihrer Sponsoren. Die Geschichte wird darüber urteilen.

Mit dem PEEK-Tool unseres Partners LinkAlong haben wir eine erste Analyse der Ereignisse dieses Konflikts im Cyberraum zwischen dem 1. und dem 20. Oktober durchgeführt. Erneut hat sich gezeigt, wie gross die Cyberdimension Teil des Krieges ist, und Hunderte von signifikanten Artikeln lieferten rasch die Identität der Akteure der Cyberbedrohung.

Die Analyse ergab rasch, dass 58 Gruppen an Cyberattacken beteiligt waren, 10 zur Unterstützung Israels und 48 zugunsten der Palästinenser.  Mit dVPedia haben wir dann dVTopics gemäss der untenstehenden Eingabemaske abgefragt. Innerhalb weniger Sekunden erhielten wir 112 relevante Informationen, nach Popularität geordnet.

Mit der Option «Summarize» erhielten wir anschliessend die Zusammenfassung der acht am meisten diskutierten Nachrichten und den Link zu diesen Referenzen.

In recent news, cyberattacks have been rampant in the ongoing conflict between Israel and Gaza. A Gaza-based threat actor named Storm-1133 has been targeting Israeli energy, defense, and telecommunications organizations using tactics such as social engineering, fake LinkedIn profiles, and phishing messages [1]. Additionally, hackers have been distributing a malicious version of the ‘RedAlert – Rocket Alerts’ app to Israeli Android users, posing as a legitimate tool while secretly collecting and uploading user data [2]. Pro-Palestinian hackers from AnonGhost have also conducted a cyberattack on the RedAlert app, sending false missile and bomb alerts to Israeli users, further escalating the conflict [3]. Israel’s government and media websites have not been spared either, as they have also been hit by cyberattacks during the gun battles [4]. Hacktivist groups from both sides have intensified their cyberattacks, including groups like Killnet [5][6][7]. These events highlight the limitations of even advanced surveillance software, such as NSO Group’s Pegasus, in providing advance warnings of cyberattacks [8].

References
[1] Gaza-Linked Cyber Threat Actor Targets Israeli Energy and Defense Sectors,
thehackernews.com

[2] Fake ‘RedAlert’ rocket alert app for Israel installs Android spyware, bleepingcomputer.com

[3] Hackers Send Fake Rocket Alerts to Israelis via Hacked Red Alert App, hackread.com

[4] Israel’s government, media websites hit with cyberattacks. The gun battles between Hamas and the Is…, Anonymous_Link

[5] Hackers Join In on Israel-Hamas War With Disruptive Cyberattacks, securityweek.com

[6] Several hacker groups have joined in on the Israel-Hamas war that started over the weekend after the…, SecurityWeek

[7] Israel’s government, media websites hit with cyberattacks. Hacktivists, including cyber gangs such a…, CyberNews

[8] Why Israel’s Pegasus spyware was not enough to stop Hamas, cyberguy.com

Das Ergebnis spricht für sich selbst. Es gibt nichts mehr hinzuzufügen. Es wurde eine neue Front eröffnet, die den Krieg in der Ukraine bereits in den Hintergrund gedrängt hat. Die Nachrichten vertreiben die Nachrichten und die Scheinwerfer sind nun auf andere Bereiche gerichtet. Für alle Sicherheitsverantwortlichen gilt es nun, dafür zu sorgen, dass böswillige Akteure nicht den «Tunnel-Effekt» ausnutzen, der durch die Verblüffung über diese tragischen Ereignisse ausgelöst wurde. Und das Feuer ist noch lange nicht gelöscht…!

In diesen dunklen Stunden möchten wir doch aufmerksam machen, dass dVPedia-Pro-Abonnenten jederzeit und weltweit unsere Wissensdatenbank zu Fragen im Zusammenhang mit Cybervorfällen abfragen und Ergebnisse liefern können. Es ist einzigartig!

BOOKS & REPORTS
Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben. Wir möchten Sie daran erinnern, dass wir bei kommerziellen Büchern nicht für einen Verlag werben und überlassen es Ihnen, den für Sie passenden Händler zu finden.

In Kürze

Einige weitere Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten:

▶︎ Microsoft Digital Defense Report – In Bezug auf die Schweiz zeigt dieser Bericht drei interessante Elemente.  Heidyland ist eines der bevorzugten europäischen Ziele für nordkoreanische Hacker.  Mit 14% Frauenanteil im Bereich Cybersicherheit ist die Schweiz eines der Länder, in denen das Geschlechtergefälle immer noch am grössten ist.  In Europa ist die Schweiz eines der Länder, die von den Bedrohungsakteuren am häufigsten ins Visier genommen werden, gleichauf mit Deutschland. In unserem Newsletter Nr. 84 vom 12. September zitierten wir die Studie des deutschen BITKOM und die Kosten von 3,8% des BIP, die allein durch Cyberangriffe auf die deutsche Wirtschaft entstehen. Für die Schweiz, die laut Microsoft ebenso stark betroffen ist, würde dies eine Rechnung von fast CHF 30 Milliarden bedeuten, was fast dem Sechsfachen des Armeebudgets entspricht. Und die Schweiz sieht diese absolute Dringlichkeit immer noch nicht?

▶︎ Hat Ihnen PEGASUS gefallen? Dann werden Sie PREDATOR lieben – Ein weiteres – diesmal europäisches – Angriffs- und Überwachungswerkzeug, das auf Sicherheitslücken in den beliebten Betriebssystemen und Softwareprogrammen unserer Smartphones basiert. Keines davon ist immun. Macht die Schweiz davon Gebrauch? Die Untersuchung, an der unter anderem Der Spiegel, Mediapart und Amnesty International beteiligt waren, führt auch in unser Land. Die Wochenzeitung hat auf Nachfrage erfahren, dass Fedpol sich dafür interessiert hat, aber offenbar nichts weiter unternommen hat. Wichtig ist, dass damit wieder einmal gezeigt wird, dass keine klassifizierten Gespräche in der Nähe oder mit einem Smartphone stattfinden dürfen. Bieten populäre Sicherheitsanwendungen dennoch einen gewissen Schutz? Breite Tests sind notwendig, aber bis dahin sollten Personen und Unternehmen bei riskanten Themen oder Kontakten lieber die Finger davon lassen. Anfang Oktober berichtete die Washington Post, dass mehrere Mitglieder des US-Kongresses, Mitglieder asiatischer Denkfabriken und Journalisten über infizierte Links, die über X (früher Twitter) versendet wurden, ins Visier genommen wurden. Dahinter steckt die vietnamesische Regierung!

▶︎ 5G – Die Schweiz hinkt hinterher, aber das Parlament hat endlich einen Antrag angenommen, der den Bundesrat beauftragt, die notwendigen Massnahmen und Entscheidungen zu treffen, um die Einführung von 5G voranzutreiben und gleichzeitig die Öffentlichkeit mit allen relevanten Informationen zu versorgen. Kaum wird aber diese Debatte beendet sein, wird bereits 6G Realität sein. Es wäre dringend notwendig, dass das Parlament ein Tempo einschlägt, das mit dem der Technologie Schritt hält…!

▶︎ Quantum – Das Open Quantum Institute wurde auf der GESDA-Jahreskonferenz 2022 angekündigt und ist nun geboren. Angesichts der grossen Herausforderungen, die diese Technologie mit sich bringt, ist dies ein wichtiger Schritt, der die Schweiz in den Mittelpunkt der internationalen Agenda rücken wird. Aber was ist mit dem Schutz vor der Rechenleistung dieser Technologie, die alle Formen der Verschlüsselung, die unsere Vertraulichkeit schützen, gefährden wird?

▶︎ Sonnenstürme – Wir berichten regelmässig, dass der nächste grosse Sonnensturm im Juli 2025 stattfinden könnte. Und in unserem letzten Newsletter kommentierten wir die ungewöhnlichen Nordlichter, die am 25. September bis in die Schweiz beobachtet wurden. Neueste Beobachtungen in versteinertem Holz haben fast acht Stürme aufgedeckt. Diese «Miyake-Ereignisse», einschliesslich des kürzlich entdeckten 14300 Jahre alten Sturms, «wären in einer atemberaubenden Grössenordnung gewesen». Sie würden heute noch nie dagewesene Schäden verursachen und das Carrington-Ereignis von 1859, das bislang stärkste beobachtete Ereignis, in den Hintergrund drängen. Wer kümmert sich um diese Gefahr?

▶︎ Umwelt – Ein positiver Punkt für die Digitalisierung ist, dass sie es Deutschland ermöglichen würde, bis 2050 163 Milliarden Tonnen CO2 einzusparen, was 20% seiner Gesamtemissionen entspricht. Ein negativer Punkt allerdings erhält die KI: Google verbrauchte 2021 18,3 Terawattstunden (TWh), eine Rechnung, die aufgrund der KI bis 2027 auf 85 bis 134 TWh ansteigen könnte. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 verbrauchte die Schweiz 57 TWh.

Möchten Sie die Arbeit von digiVolution unterstützen? Schreiben Sie uns an info@digivolution.swiss

Time to join dVPedia Pro

Time to join dVPedia Pro 622 400 digiVolution

Hier sind die dV-News 20-2023 und eine Auswahl an Artikeln und Links. Vielen Dank an alle, die nach dem Beitrag über die Geburt von dVPedia bereits den Schritt gewagt haben, sich für die BASICS-Version zu registrieren. Die Gemeinschaft wächst stetig.

Seitdem haben wir ebenfalls dVPedia PRO aktiviert, das einzigartige Leistungen bietet, die schrittweise erweitert werden. In dieser Version bietet zB dVTopics alle Funktionen und mit dVAssist erhalten unsere Abonnenten bereits einen ersten Support, wenn sie Fragen haben. Zentral in einer Zeit, in der KMUs die grössten Verlierer der Cyberkriminalität sind.

Cyberrisiken und die digitale Mutation stellen eine besondere Herausforderung für KMU’s sowie für Kantone und Gemeinden dar. Daher konzentriert sich digiVolution seit seiner Gründung auf deren Entscheider.

Um diesen Schwerpunkt zu verstärken und Entscheidungsträgern gezieltere Leistungen anzubieten, wird der zweiwöchentliche digiVolution -Newsletter generischer und ein speziell auf Entscheidungsträger ausgerichteter Beitrag wird das Angebot von dVPedia PRO erweitern.

Je mehr Abonnenten, desto besser können wir Sie bedienen. Bitte abonnieren Sie sich und erzählen Sie es weiter.

Von den Informationen, die wir für diesen Beitrag entdeckt haben, sind uns zwei besonders aufgefallen:

  • Zuerst wurde Herr Hans de Vries, Direktor des nationalen Zentrums für Cybersicherheit im niederländischen Ministerium für Justiz und Sicherheit, unsere Aufmerksamkeit über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine gefragt. Für ihn war der Krieg bisher (noch?) kein Faktor, der die Cyberrisiken für kritische Infrastrukturen in den Niederlanden erhöht hat. Er stellt ebenfalls fest, dass kommerzielle Organisationen bei einem schwerwiegenden Ereignis wie dem Krieg in der Ukraine eine grössere Agilität als der Staat zeigen, um sich an die Lage anzupassen, da ihre Entscheidungsprozesse schneller sind. Er wies zuletzt auch darauf hin, dass eine Cloud-Infrastruktur im Falle eines Konflikts von Vorteil ist, da die Daten ausserhalb des Operationsgebiets verstreut werden. In Bezug auf den Beitrag des Privatsektors begrüsst er Starlink. Hier stimmen wir zu, jedoch mit dem (sehr grossen) Vorbehalt bezüglich der politischen Rolle der Unternehmen, den wir in unserem Beitrag vom 12. September diskutiert haben.
  • Das zweite Thema, das uns beschäftigte, ist die zunehmende Tendenz der Staaten, sich einer proaktiven Form der Cyberdefence zuzuwenden, die darin besteht, Cyberkriminelle präventiv zu bekämpfen, um sie an der Durchführung ihrer Aktionen zu hindern.  Der lange und spannende Artikel der Stiftung für Wissenschaft und Politik über den Paradigmenwechsel in der europäischen Cyberabwehr sowie der Artikel von Chatham House sorgen für eine wichtige und notwendige Diskussion zu einem sensiblen Thema. In diesem Zusammenhang ist es nützlich, auch die Diskussion zwischen der EU und der NATO über eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Cyberdefence zu betrachten.  Wenn präventive Massnahmen zur Regel werden, würde sich der Cyberraum in eine Art grosses Konfliktfeld verwandeln, mit systematischen Verletzungen der staatlichen Souveränität und endlosen Fragen der Attribution und Identifizierung von böswilligen Akteuren und ihren Absichten. Und was ist mit Aktionen gegen solche Akteure, wenn diese sich in – logischen oder physischen – Infrastrukturen verstecken, die von legitimen Diensten und Nutzern verwendet werden? Die USA nennen solche Aktionen Hunt-Forward-Operations (HFO), aber wer kann sich das leisten? Gilt hier also das Recht des Stärkeren? Diese Tendenz zu gewalttätigen Reaktionen scheint uns die wachsende Hilflosigkeit der internationalen Gemeinschaft bei der Suche nach Lösungen für die unausweichliche Zunahme von Schäden im Cyberraum zu zeigen, eine Situation, die zum grossen Teil auf das Interesse der Grossmächte zurückzuführen ist, ihren «Status quo der Unsicherheit by Design» aufrechtzuerhalten. Da der Krieg in der Ukraine bereits auf beiden Seiten zur Verletzung aller Regeln des humanitären Völkerrechts im Cyberbereich geführt hat, möchten wir Sie ermutigen, den Vorschlag zweier Experten des IKRK über Verhaltensregeln für zivile Hacker in Kriegszeiten in Erwägung zu ziehen.

BOOKS & REPORTS
Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben. Wir möchten Sie daran erinnern, dass wir bei kommerziellen Büchern nicht für einen Verlag werben möchten und überlassen es Ihnen, den für Sie passenden Händler zu finden.

In Kürze

Einige weitere Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten:

▶︎ Am 25. September konnten wir in der Schweiz ein sehr ungewöhnliches Phänomen beobachten: das Nordlicht. Dieses Ereignis muss uns daran erinnern, dass die Sonne zyklisch riesige Stürme erzeugt, die katastrophale Auswirkungen auf die elektrische und informationstechnische Ausrüstung auf und um die Erde haben können. Ein Thema, das wir regelmässig auf die Tagesordnung setzen, da die nächste grosse Sonnenkrise für Juli 2025 vorhergesagt ist.A

▶︎ Cybersöldner, eine wachsende Plage. Bei der Wahl von Donald Trump im Jahr 2016 führten die Leistungen von Cambridge Analytica schliesslich zu dessen Niederlage im Jahr 2018, aber ein Trend wurde eingeleitet. Dieser war auch beim BREXIT zu beobachten, aber die britische Regierung zog es vor, den Bericht ihres Nachrichtendienstes zu begraben. In jüngster Zeit wurde ein interessanter Dokumentarfilm über eine israelische Firma, Team Jorge, produziert, die angeblich 33 Abstimmungen und Wahlen, hauptsächlich in Afrika, beeinflusst haben soll, 27 Mal davon erfolgreich. Es sind diese Handlungen, die das demokratische Modell gefährden und die in dem interessanten Quad-Bericht analysiert werden, die Allianz zwischen den USA, Australien, Indien und Japan, um Chinas Einflussnahme zu begegnen.

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns, Sie bald wieder zu informieren.

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dVPedia is born

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Hier sind die dV-News 19-2023 und eine Auswahl an Artikeln und Links. In unseren bisherigen Beiträgen haben wir den ersten Teil oft damit verbracht, Probleme zu diskutieren. Dieses Mal stellen wir Ihnen einen konkreten Beitrag zur Lösung vor. Mit dVPedia wollen wir die Kompetenz jedes Entscheidungsträgers im Umgang mit Cyberrisiken und den vielfältigen Herausforderungen der digitalen Mutation verbessern.  

Bitte, liebe Leserinnen und Leser, teilen Sie diese Ankündigung in ihrem Netzwerk, damit möglichst viele Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen davon auch profitieren.

dVPedia ist unsere Information Suite, die den Prototyp dV-Net ablöst. Sie ist ein One Stop Shop, wo Entscheidungsträger alles finden, was über Cybersicherheit und die Herausforderungen der digitalen Mutation nötig ist. Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Suite kontinuierlich weiterentwickelt.

dVPedia ist in drei Versionen erhältlich:

dVPedia Basics ist KOSTENLOS, Sie müssen sich nur anmelden!

Informationen über Cyberbedrohungen sind ein öffentliches Gut. Auch diejenigen, die es sich nicht leisten können, müssen Zugang zu Inhalten haben, die für ihre Sicherheit unerlässlich sind. Wir sind stolz darauf, im Rahmen dessen, was digiVolution sich materiell leisten kann, einen Teil unserer Arbeit offerieren zu können.

dVPedia Basics bietet

▶︎ eine automatische Verfolgung der Cybernachrichten;

▶︎ eine Liste der Schweizer Unternehmen und Institutionen im Bereich IT/IT-Sicherheit mit allen relevanten Informationen;

▶︎ Hintergrundartikel;

▶︎ ein Glossar und

▶︎ einen Kalender mit relevanten Veranstaltungen in der Schweiz

▶︎ einen Link zu unseren periodischen Newslettern.

Da sich der Cyberraum ständig weiterentwickelt, werden diese Inhalte laufend ergänzt. Bitte helfen Sie uns, sie auf dem neuesten Stand zu halten.

 

dVPedia Pro

Ab den 2. Oktober wird dVPedia Pro als Abonnement zu einem günstigen Preis verfügbar sein. Sie

▶︎  erweitert die automatische Verfolgung der Cybernachrichten auf alle uns zur Verfügung stehenden Daten und verstärkt sie durch KI-gestützte Analysewerkzeuge.

▶︎ dVPedia Pro bietet ausserdem einen Benutzer-Chatdienst und

▶︎ einen Help Point-Service. Haben Sie eine Frage? Stellen Sie sie. Wenn wir sie beantworten können, gewinnt nicht nur die Sicherheit, sondern auch Ihr Budget. Weitere Dienstleistungen werden folgen, ohne dass sich dies auf den Preis Ihres Abonnements auswirkt. Sie werden laufend kommuniziert.

dVPedia Enterprise

dVPedia Enterprise richtet sich an Unternehmen und Institutionen, die einen auf sie zugeschnittenen Dienst benötigen und bietet, auf Anfrage, verschiedene Möglichkeiten, die auf einem 360-Grad-Monitoring basieren. Schreiben Sie uns.

Bild mit Stable Diffusion generiert: «An IT manager consults his compass to find the right path between cyber risks» (Style futuristic-cybernetic)

Ohne all die guten Seelen, die daran gearbeitet haben, wäre dVPedia heute nicht hier. Daher ein grosses DANKESCHÖN an Karl, Stefano, Marcel, Reiny, Carlo, Patrick, Philippe, Ricchi, Jean-Marie, Florent, Chris und den Beirat von digiVolution. Ihre Zeit, Ihr Rat und Ihre Ermutigung waren entscheidend.

Kleiner cyber-digest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • Ziele des Bundesrates – Im Jahr 2024 wird der Bundesrat die unten genannten Berichte veröffentlichen. In der zweiten Jahreshälfte wird die Verordnung über die Meldepflicht für kritische Infrastrukturen bei Cybervorfällen in Kraft treten. Das ist alles? Sind sich die hohen Landesinstanzen der Sicherheitskonsequenzen der digitalen Mutation und der damit verbundenen Herausforderungen bewusst? In Bezug auf die Meldepflicht läuft das Pingpong im Parlament darauf hinaus, dass immer noch keine Entscheidung getroffen wird. 7 Jahre politisches und juristisches Palaver! Kann man dem NCSC nicht das Vertrauen und die Handlungsfreiheit geben, die eine solche Einheit braucht, deren Aufgabenbereich sich täglich ändert und wo es eine Illusion ist, alles bis auf das Komma genau regeln zu wollen? In einem Land, wo KMU die Cyberrisiken noch zu oft auf die leichte Schulter nehmen, sollte das Schadenausmass jedoch alarmierend sein und der Begriff «Notfall» in den Mittelpunkt der Debatte rücken. Im 2024 starten zwei Bundesinstitutionen: das Bundesamt für Cybersicherheit und das Cyberkommando der Armee. Dies sind wichtige Entwicklungen, auch wenn sie im Grunde nur die Fortsetzung des Bestehenden sind. Welche Ziele sollen damit erreicht werden? Kurzum: immer noch zu wenig und zu langsam!
  • Politisches Gewicht der Big Tech – In unserem letzten Beitrag haben wir unsere Besorgnis über die wachsende politische Dominanz einiger Technologieunternehmen zum Ausdruck gebracht. Die USA sind aber in der Lage, diese Giganten in die Schranken zu weisen, wenn es notwendig wird. Das Department of Justice (DoJ) hat den grössten Kartellrechtsprozess seit langem eingeleitet und Google ins Visier genommen. Das DoJ beschuldigt Google, ein «monopolistischer Wächter des Internets» zu sein, der «wettbewerbsfeindliche Taktiken zur Aufrechterhaltung und Ausweitung seiner Monopole» anwendet. Ein Verfahren, das verfolgt werden soll.
  • The Undeclared War – Puristen werden vielleicht einige Übertreibungen, Schwerfälligkeiten und Ungereimtheiten in dieser Mini-TV-Serie finden. Dennoch können wir diese wärmstens empfehlen. Das Szenario dreht sich um eine politische Destabilisierung, bei der die gesamte Palette der Informationsoperationen zum Einsatz kommt. Wir sind zu sehr daran gewöhnt, nur die Cyberangriffe von Kriminellen zu sehen, die auf finanziellen Gewinn aus sind, aber The Undeclared War zeigt die ganze Komplexität einer Operation, die Cyberattacken, elektronische Kampfführung, Desinformation, psychologische Kriegsführung, Täuschung, Tarnung und physische Aktionen miteinander in einem geopolitischen Spannungsfeld vereint. Nur wenige Menschen verstehen die Mechanismen, die am Werk sind. The Undeclared War entlarvt sie auf brillante Weise.

BOOKS & REPORTS
Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ SEPOS – Unsere herzlichen Glückwünsche gehen an Herrn Botschafter Jean-Daniel Ruch, der der erste Chef des Staatssekretariats für Sicherheitspolitik wird, einer neuen Institution, die am 1. Januar nächsten Jahres ihre Arbeit aufnehmen wird und sicherlich eine wesentliche Rolle im Bereich der internationalen Cybersicherheit spielen wird.

▶︎ XPLAIN – Der Abstieg in die Hölle geht weiter. Die jüngsten Entdeckungen zeigen, dass in den letzten 15 Jahren die Bundesbehörden, die ihre sensiblen Daten der Firma für ihre Entwicklungen anvertraut haben, nie einen Audit durchgeführt hätten. Das ist nicht zu entschuldigen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

▶︎ Internationaler Strafgerichtshof – Ein weiteres Beispiel, das zeigt, dass die Möglichkeiten der IKT schnell zu einem Albtraum werden können. Der IStGH weiss nicht, was entwendet wurde, aber es könnte fatale Folgen insbesondere für Zeugen und Personen unter Schutz haben.

Regelmässig erfreuen wir uns an den Bildern aus dem Kosmos, die das James-Webb-Teleskop aufnimmt. Diesmal wäre es hilfreich, sich die sehr besorgniserregende Lage anzusehen, die sich vor unserer Haustür abspielt, da die Menschheit bereits 6 der 9 allgemein anerkannten planetaren Grenzen überschritten hat. Und was ist, wenn auch die KI beginnt, eine negative Rolle zu spielen, indem sie den Wasserbedarf vervielfacht?

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in der ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns, Sie bald wieder zu informieren.

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eShermanAct

eShermanAct 2500 2748 digiVolution

Dies sind die dV-News 18-2023 und die dazugehörenden Artikel und Links. Besorgt über das Verhalten einiger führender Figuren der IT-Szene, diese Ausgabe schlägt eine in den USA bereits lancierte sensible Diskussion vor.

Ein eShermannAct, um das exorbitante Monopol der Big Tech einzuschränken?

Innerhalb von nur zwei Wochen wurden zwei besorgniserregende Beispiele bekannt: Elon Musks Einmischung in den Konflikt in der Ukraine und die Tatsache, dass Facebook und Instagram die Veröffentlichung von Nachrichtenseiten blockierten, die im Zusammenhang mit den aktuellen riesigen Waldbränden im Kanada von vitaler Bedeutung sind. Es ist dringend notwendig, dass die Demokratie solches Verhalten unmöglich macht.

Die USA war Pioniernation im Ölbereich mit dem Sherman Anti-Trust Act vom 2. Juli 1890, um wettbewerbsfeindliches Verhalten von Unternehmen einzuschränken. Damit wurde der Grundstein für das moderne Wettbewerbsrecht gelegt. Der Senator John Sherman aus Ohio sprach Klartext: «Wenn wir nicht wollen, dass ein König unser Land regiert, können wir nicht akzeptieren, dass ein König unsere Produktion, unseren Transport oder den Verkauf unserer Produkte regiert».

Heute geht es jedoch nicht darum, sich gegen die wirtschaftliche Macht bestimmter Unternehmen zu wehren, sondern zu verhindern, dass sie sich unrechtmässig politische Macht aneignen.

Diese Macht lässt sich an verschiedenen Zahlen ablesen, die, obwohl sie nicht immer vergleichbar sind, bereits wichtige Hinweise geben. Was ist z.B. von Apples Börsenwert zu halten, der das BIP von Frankreich, der siebtgrössten Wirtschaftsmacht der Welt, erreicht? Was von seinem Gewinn 2022, der das BIP von mehr als 80 Staaten übersteigt? Apple ist kein Einzelfall und in unseren Beiträgen machen wir uns regelmässig Sorgen über die Machenschaften von Elon Musk, der mit X immer wieder zeigt, dass ihm die Auswirkungen seiner Entscheidungen auf seine Nutzer egal sind. Tesla erscheint sogar als die schlechteste Automarke, wenn es um das Sammeln von persönlichen Daten geht.. Und die Macht, die er sich mit Starlink in der Ukraine angeeignet hat, ist wohl nur ein Vorspiel auf die negativen Auswirkungen seiner dominanten Position mit SpaceX! Und nun erfahren wir noch, dass Meta ebenso fragwürdige Entscheidungen im Zusammenhang mit den Bränden in Kanada getroffen hat?

Wir halten es für unangebracht, dass diese Starunternehmer sich als Staatsmänner aufspielen und mit Präsidenten und Premierministern auf Tournee gehen, die oft von den Cyber-Entwicklungen überfordert sind und die es für schlau halten, sich mit Leuten zu zeigen, die erzählen, was sie wollen, wann sie wollen – wir  haben das in diesem Jahr bereits mehrmals mit Sam Altman, dem Gründer von OpenAI, gezeigt – und die sicher keine Verantwortung übernehmen werden, wenn ihnen die Dinge aus den Händen gleiten. Wir haben bei Facebook gesehen, dass sie nicht vor Geldstrafen zurückschrecken, da ihre Anwaltsbataillone es immer schaffen, die Rechnung zu reduzieren oder zu stornieren, die immer noch weit unter ihren Gewinnen liegt. Wie genial sie auch sein mögen, diese Figuren brauchen klare Grenzen. Staaten, Unternehmen und Einzelpersonen müssen wieder die Kontrolle über ihre Souveränität erlangen. Die Demokratie und das Recht sind in grosser Gefahr.

Kleiner Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • Vertrauen – ein wichtiges Gut. Wir empfehlen das Heft deftech exploration zum Thema Vertrauen, das vom Bereich für technologische Zukunftsforschung der armasuisse Wissenschaft und Technologie unter der Leitung des hervorragenden Dr. Quentin Ladetto herausgegeben wurde. Eine Pflichtlektüre, um in das Thema einzusteigen.
  • Mein Auto verrät mich – Wissen Sie, was Ihr Auto über Sie weiss? Wie können unsere sexuellen Vorlieben und religiösen Überzeugungen für die Hersteller von guten Autos von Interesse sein? Diese Praktiken machen einmal mehr deutlich, dass Daten zu einer billigen Ware geworden sind. Auch hier sind dringende Massnahmen gegen das, was man als Raubbau bezeichnen kann, erforderlich. Und wenn man Ihnen sagt, dass Sie ein Opt-out machen können (wird selten angeboten), dann werden Sie angelogen. Und jedes Schweizer KMU ist verpflichtet, das neue DSG einzuhalten, aber hier…!
  • Deutsche Verluste – Laut dem neuen BITKOM-Bericht erlitt die deutsche Wirtschaft im Jahr 2022 Schäden in Höhe von 206 Mrd. Euro (5,3% des BIP) durch Diebstahl von Ausrüstungen und Computerdaten sowie durch digitale und analoge Industriespionage und -sabotage. Im Jahr 2022 verlagerten sich die Angriffe auf Unternehmen in den digitalen Bereich und 70% der Unternehmen waren vom Diebstahl sensibler Daten betroffen oder hatten den Verdacht darauf (+7% im Vergleich zum Vorjahr). 61% klagten über das Ausspähen digitaler Kommunikation (+4%) und die digitale Sabotage von Systemen oder Betriebsabläufen (+8%). Bei den Cyberangriffen steht Phishing mit 31% (+6%) an erster Stelle, gefolgt von Angriffen auf Passwörter mit 29% (+4%) und 28% durch Malware (+3%). 23% der Unternehmen berichten über Schäden durch Ransomware (+11%), während DDoS-Angriffe von 21% auf 12% zurückgingen. Allein die Cyberangriffe machen nun 72% des Schadens für die deutsche Wirtschaft aus, was 148 Mrd. Euro oder 3,8% seines BIP entspricht.

BOOKS & REPORTS
Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ Malware-Jagd in den USA – Irgendwo in der IT-Infrastruktur der US-Streitkräfte soll sich eine Malware verstecken, die militärische Operationen stark beeinträchtigen kann.

▶︎ Meldepflicht – Ein US-Gesetzentwurf sieht vor, dass Betreiber kritischer Infrastrukturen die Behörden informieren müssen, wenn sie Schwachstellen entdecken.

▶︎ Internationaler Strafgerichtshof – Ein Staatsanwalt beschloss, Cyberkriminalität als schwere Verbrechen einzustufen, die in seine Zuständigkeit fallen, da sie grundlegende internationale Verbrechen darstellen können. Auch das IKRK erinnerte an die Regeln zur Unterscheidung und Proportionalität der Ziele im Rahmen eines bewaffneten Konflikts.

▶︎ Xplain: nächste EpisodeDatenfunde zeigen alle zwei Wochen eine schlimmere Lage.

▶︎ Das Gesicht des Krieges – Die Verfolgung des Konflikts in der Ukraine zeigt, dass bestimmte Konstanten wie Kampfpanzer und Artillerie weiterhin aktuell sind. Aber man lernt auch, wie wichtig es ist, sich ständig anzupassen. Technologische Agilität ist jetzt eine Schlüsselkompetenz

▶︎ Cosmos – Für alle, die vom Weltraum fasziniert sind, gibt es eine neue Serie von atemberaubenden Aufnahmen des James Webb Teleskops.

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns, Sie bald wieder zu informieren.

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eBRICS+

eBRICS+ 2560 1536 digiVolution

Dies sind die dV-News 17-2023 und die dazugehörenden Artikel und Links nach erneut turbulenten 15 Tagen für das Land (1, 2, 3, 4, 5).

BRICS-Gipfel: Was ist mit dem Cyberraum?  

Der jüngste BRICS-Gipfel in Johannesburg muss uns aufrütteln, denn der Aufstieg dieser Gruppe, der nun durch sechs neue Mitglieder, darunter Saudi-Arabien (bisher Verbündeter der USA), intensiviert wird, ist ein strategisches Faktum. Trotz der Herausforderungen und Ungleichheiten innerhalb dieser Gruppe, handelt es sich um einen Wirtschaftsgiganten, der die G7 übertrifft. Und keines ihrer Mitglieder und Partner haben Sanktionen gegen Russland für den Krieg in der Ukraine verhängt. Der «Club» besitzt 44% der weltweiten Ölreserven, 36% der Landfläche (doppelt so gross wie die G7) und 45% der Weltbevölkerung (viermal die der G7). Die Karikatur der Daily Mail vom Oktober 1962, in der nun China statt Russland zu sehen ist, behält somit ihre Relevanz. Doch dieses Mal zeigt Xi Jinpings Finger wohl eher auf die Entdollarisierung als auf Atomwaffen.

Welche Auswirkungen auf die digitale Mutation kann diese «BRICS+»-Allianz haben, welche zum strategischen Konkurrenten für die G7-Staaten und ihre Partner wird, darunter die Schweiz? Vier haben wir festgestellt:

  • Globales Netzwerk – Der Westen glaubte an ein Internet als Instrument der demokratischen Errungenschaften. In den BRICS+-Ländern hat sich das Internet im Gegenteil zu einer perfekten Unterstützung für ihre autoritären politischen Systeme entwickelt. Während der Westen versucht, den Technologiegiganten Regeln aufzuerlegen, haben diese Länder das Problem weitgehend gelöst. Wird die Kluft, die sich zwischen BRICS+ und den G7-Staaten auftut, trotzdem noch die Kommunikation zwischen diesen beiden Systemen gewährleisten?
  • Standardisierung – Wenn man der Welt seine technologischen Regeln aufzwingt, kann man der eigenen Industrie Vorteile verschaffen. In diesem Zusammenhang hat China mit seinen starken Allianzen die Macht der Standardisierung als Hebel verstanden, auf den es nun sein ganzes Gewicht gegenüber den USA stützt. Europa bleibt in diesem Duell der Titanen hauptsächlich Zuschauer. Wie wird sich dies auf unsere Exportwirtschaft auswirken, wenn der Dollar und der Euro zusätzlich geschwächt werden?
  • Mineralrohstoffe – China hat sich in den letzten 40 Jahren mit grosser Intelligenz strategisch positioniert. Der Westen, der darauf fixiert war, billig produzierte Waren zu erhalten, hat sich deindustrialisiert und krankt an zahlreichen Abhängigkeiten. Die BRICS+-Staaten beherrschen mehr als 66% der Stahlproduktion, während die G7-Staaten nur einen Anteil von 12% haben. China allein ist bereits für 76% der Produktion von Seltenen Erden und 54% der Aluminiumproduktion verantwortlich. Da die Nachfrage nach Metallen weiter steigt, sind verschiedene Stress- und Knappheitssituationen zu befürchten. Welche Folgen hat dies für unsere IKT- und Energieindustrie, zumal China auch 85% der weltweiten Produktion von Photovoltaikmodulen kontrolliert?
  • Produktion – Die COVID-Krise hat den Westen wachgerüttelt, der nun endlich daran arbeitet, seine strategischen Abhängigkeiten zu reduzieren. In den USA und Europa werden verschiedene Fabriken gebaut, um besondere Kapazitäten, darunter im Halbleiterbereich, wieder herzustellen. Bis die Entscheidungen die erhoffte Wirkung zeigen, werden jedoch noch einige Jahre vergehen. Derzeit entfallen auf Taiwan, das Peking wieder in das chinesische Mutterland eingliedern will, 63% der weltweiten Halbleitergiessereikapazitäten und sogar 90% bei den fortschrittlichsten Systemen (5nm). Und was ist mit einem Konflikt der auch Nordkorea, Südkorea und Japan in den Sog ziehen könnte, da die beiden letzteren auch eine wichtige Rolle in der weltweiten IKT-Produktion spielen. Gibt es den Plan B?

Die Position der westlichen Länder wird immer heftiger in Frage gestellt. Die BRICS+ behaupten zwar, das Völkerrecht und die UNO respektieren zu wollen (die Fakten in der Ukraine und im Chinesischen Meer sprechen eine andere Sprache), wollen aber eine multipolare Welt, d. h. eine Welt, die von der Dominanz der Amerikaner und des Dollars befreit ist. Da das Internet mittlerweile zum Arsenal der sich streitenden Parteien gehört, ist es zwingend notwendig, die vielen Konsequenzen zu antizipieren, die dieses Bestreben die Weltkarten neu zu mischen mit sich bringen wird. Reibungslos ablaufen wird das wohl nicht.

Kleiner Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • Cyberkriminalität – Wir empfehlen die Lektüre des Berichts des deutschen Bundeskriminalamts (BKA). Eine Zahl ist besonders auffällig: nur einer von zwölf Fällen wird dem BKA bekannt gemacht.
  • Die kritischen Infrastrukturen der Schweiz  haben es schwer – Während der Sommer zu Ende geht, beginnen wir wieder an den Energiebedarf des nächsten Winters zu denken und… wir stellen fest, dass unsere Infrastrukturen immer noch nicht cybersicher sind, während eine Kommission des Bundesparlaments herausfinden will, ob KI in diesem Bereich helfen könnte. Was haben das UVEK und die Stromindustrie seit dem Bericht vom Juni 2021 ausser Ankündigungen getan? Der Zusatz zum Informationssicherheitsgesetz, welcher die Betreiber kritischer Infrastrukturen dazu verpflichtet, Cybervorfälle bekannt zu machen, hätte wie das neue DSG am 1. September in Kraft treten sollen. Aber das Dossier geht wieder zurück in den Nationalrat. Kein Kommentar!
  • CONNECTED 23 – Eine grossartige Veranstaltung, viel guter Wille, eine ausgezeichnete Organisation, aber ein festlicher und showartiger Ton, der sich angesichts der gefallenen Soldaten in Europa nicht gut mit der nötigen Ernsthaftigkeit in Verteidigungsfragen verträgt. Und wo stehen wir wirklich bei den Versprechungen von Unabhängigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit im Cyberbereich?

BOOKS & REPORTS
Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ Klonen der Stimme – Die Technik und ihre Verfügbarkeit schreiten unaufhörlich voran. Also lassen Sie sich nicht mehr aufnehmen, da Ihre Stimme sonst für bösartige Aktionen verwendet werden kann. Diejenigen, die Angst vor dem Tod haben, können hingegen versuchen, digital unsterblich zu werden.

▶︎ GPT-5 – Sam  Altman, CEO von OpenAI, sagte im Juni, dass eine Nachfolgeversion von GPT noch lange nicht auf der Tagesordnung stehen würde… aber OpenAI setzt bereits einen Webcrawler genau für dieses GPT-5-Modell ein. Lügengeschichten, die Musk würdig sind, als dieser ein sechsmonatiges Moratorium für die Entwicklung von KI forderte, während er zur gleichen Zeit Twitter (oder X) mit derselben KI ausbaute. Wie viele haben die Angst vor dem angeblichen Weltuntergang bemüht, obwohl ihre Motivation nur darin bestand, ihre Mitbewerber auszubremsen. Hoffen wir, dass wir mit SwissGPT etwas Handfestes haben werden.

▶︎ ISO 27001 on YouTube – Sie fragen sich noch, was für ein Standard das ist? Wir empfehlen Ihnen die Webinarserie von Sawyer Miller. Leicht zugänglich, wenn auch mit einer Dauer von fast sieben Stunden. Planen Sie also die Verpflegung ein…! Für diejenigen, die den NIST-Standard für Cybersicherheit bevorzugen, wird das Update 2.0 nach einem langen Konsultationsverfahren ab Anfang 2024 verfügbar sein.

▶︎ Post-Quantum-Cryptography – Während die USA den Schritt hin zu einer Kryptographie angeordnet haben, die den kommenden Herausforderungen gewachsen ist, ist in Europa noch nichts dergleichen zu sehen, geschweige denn in der Schweiz. Ein kompliziertes Erwachen steht bevor!! Und doch verfügt die Schweiz bereits über  eine funktionierende Lösung

▶︎ Sondage, Achtung Gefahr – Wie wir den Eindruck erwecken, dass wir in Sachen Cybersicherheit weltklasse sind? Ganz einfach… indem man einen Artikel über die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die besagt, dass 63% der Schweizer ziemlich gut in Sachen Cybersicherheit sind, obwohl sie auf 802 Antworten basiert… von wem, wie ausgewählt? Und das soll eine wissenschaftliche Tatsache sein? Hallo!

▶︎ Xplain: nächste Episode – Eine externe Untersuchung wurde nun an eine (qualifizierte?) Anwaltskanzlei vergeben, um bis Ende März 2024 festzustellen, welche Mechanismen den Besitz von Daten des Bundes durch diese Firma geregelt haben. Jüngste Entwicklung: Daten aus dem JORASYS-System (die letzten aus dem Jahr 2023) waren im Darkweb verfügbar. Sie wurden zwar als unvollständig bezeichnet, ermöglichten es Journalisten dennoch, ehemalige Mitarbeiter (die nicht von Bern informiert wurden) aufzuspüren und ihnen Fragen zu stellen. Wann kommen die nächsten Enthüllungen?

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns darauf, Sie bald wiederzusehen.


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Antifragility as a System

Antifragility as a System 8958 4167 digiVolution

Dies sind die dV-News 16-2023 und die dazugehörenden Artikel und Links. Wenn Sie diesen Beitrag lesen, werden die meisten von Ihnen die Ferien hinter sich haben. Erlauben Sie uns einen letzten Sommertraum und einen Appell an alle Führungskräfte, die Folgen der digitalen Mutation und Antifragilität ganz oben auf ihre Agenda zu setzen.

Die Gesellschaft muss lernen, mit einem instabilen System umzugehen

Unsere Gehirne sind nicht darauf ausgelegt, in Wahrscheinlichkeiten zu denken und mit Ungewissheit umzugehen und wir sind auch nicht darauf trainiert, mit komplexen Fragen umzugehen. Die Überbringer schlechter Nachrichten, die, die immer alles ändern wollen, und die Visionäre werden von denjenigen gehasst, die sich nach einer 42-Stunden-Woche sehnen und immer nur ein Problem auf einmal angehen. Aber die digitale Mutation beeinflusst alles und Stabilität und Berechenbarkeit sind in einer hypervernetzten Gesellschaft, in der alles voneinander abhängig ist und Unmittelbarkeit die Regel ist, weitgehend zu Utopien geworden. Die hitzige Diskussion über KI, die durch die Einführung von ChatGPT ausgelöst wurde, ist nur einer der vielen Entwicklungen, die von den laufenden und künftigen Disruptionen zeugen. Die Gesellschaft befindet sich in einem Zustand gleichzeitiger vielfältiger Gleichgewichte (wie ein Quantencomputer, in dem jedes Qubit in mehreren Zuständen von 0 und 1 sogleich existiert) und die zentrale Frage lautet: «Wie gehen wir mit dieser Situation um?».

Einige angelsächsische Akronyme sind populär geworden, um die heutige Welt zu beschreiben: VUCA für volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig und BANI für fragil, ängstlich, nichtlinear und unbegreiflich. Die logische, einfache, binäre Welt, die sich im darwinschen Rhythmus weiterentwickelt – ist Geschichte.

Wenn man unsere Organisationen, Gesetze oder unsere Bildung mit dieser Realität vergleicht, muss man feststellen, dass die Kluft immer grösser wird. Was tun wir, um die Folgen der digitalen Mutation wirklich zu bewältigen? Eine Minderheit ist dazu in der Lage, aber die Mehrheit konsumiert die Technologie passiv. Was die Risiken angeht, sind viele Akteureunzureichend vorbereitet und nur wenige verfügen über Eventualplanungen (wenn A passiert, dann mache ich B oder C); viele glauben auch naiv, dass sich die Ereignisse sogar an ihre Regeln halten werden… Die Weltordnung der Nachkriegszeit ist nicht nur am 24. Februar 2022 in der Ukraine zusammengebrochen. Seit 40 Jahren beugt sie sich dem ständigen Druck der digitalen Mutation.

Dieser Wandel hat Fortschritte gebracht, die noch vor zehn Jahren unvorstellbar waren, aber wie wir in unserem letzten Newsletter schrieben, ist es höchste Zeit, dass die Schweiz für sich über eine laufend aktualisierte Analyse der Risiken und Chancen verfügt, die als Grundlage für unsere Entscheidungen dient, um uns an die Welt anzupassen, uns aus dem Grossen Spiel herauszuhalten und ein positiver, vorausschauender Akteur zu sein. Die Welt wird sich nicht an uns anpassen, sondern uns im Gegenteil immer wieder überraschen. Seien wir nicht der Frosch, der zu spät merkt, dass er schon am Kochen ist! Wir sollten aufhören, die Welt als ein Verfahrensproblem zu behandeln, wenn sie in Wirklichkeit zutiefst dynamisch, chaotisch und ungleichmässig ist.

US-General Stanley McChrystal hat die Anpassungsfähigkeit zu einem zentralen Pfeiler seiner Führung gemacht und erklärt, dass «Anpassungsfähigkeit, nicht Effizienz, die Kernkompetenz des Soldaten sein muss». Beim Militär wird die adaptive Planung zentral, um Situationen, die sich immer als komplexer und zufälliger erweisen als erwartet. Wie können wir unsere Welt in Bezug auf nicht oder zumindest kaum vorhersehbare Disruptionen optimieren, die fragile, weil hochspezialisierte Systeme treffen? Indem wir unsere Organisations- und Risikolandschaft genau kennen, Eventualplanungen erstellen, einfach bleiben, unsere Mitarbeitenden regelmässig trainieren und alle auf ihrer Ebene ständig über qualitativ hochwertige Nachrichten verfügt. Angesichts eines wie auch immer ausfallenden Schocks haben alle, die nicht vorbereitet sind, keine Chance auf Erfolg.

Die Schweiz muss mehr als widerstandsfähig, mehr als resilient sein. Sie muss einen Schritt weiter gehen und ihre Antifragilität entwickeln und pflegen. Sie hat die Mittel dazu. Es fehlt ihr nur der Wille.

Und möge uns das Bild und die Gedanken von Bilgin Ibryam, einem leidenschaftlichen Follower von Nassim Nicolas Talebs Theorie der Antifragilität, inspirieren.

Kleiner Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • Copilot – Wir empfehlen allen Unternehmen und Organisationen, sich die nötige Zeit für die bevorstehende (R)Evolution ihrer Arbeitsmittel zu nehmen, denn Microsoft kommt mit Copilot, einer Anwendung von künstlicher Intelligenz und von OpenAI entwickelten Modellen auf die Office-Software, die von einer grossen Mehrheit der in der Schweiz arbeitenden Menschen verwendet wird. Microsoft hatte den richtigen Riecher und investierte fast 13 Milliarden US-Dollar in diese Entwicklung, da sein Vorsprung vor der Konkurrenz – die bereits stark geschwächt war – nunmehr überwältigend ist. Selbst die New Yorker Börse beginnt, sich über das Gewicht von Big Tech zu erregen. Aufmerksamen Beobachtern werden auch feststellen, dass sich diese Giganten nicht nur für das digitale Feld interessieren. Microsoft interessiert sich auch sehr für die Kernfusion, die gerade einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht hat.
  • In China investieren – Wer hat gesagt, dass die USA das Land der Paradoxien sind? Auf jeden Fall ist eine Kluft zwischen dem Diskurs der US-Regierung, die bereit zu sein scheint, sich militärisch zu bekämpfen, und der Privatwirtschaft, die erhebliche Summen in chinesische Hochtechnologie investiert, festzustellen. Beachten wir nebenbei, dass das Pentagon als ungeeignet gilt, um in dieser Frage die Führung zu übernehmen, denn für eine erfolgreiche integrierte Abschreckung darf der Hammer auch nicht das Mittel der ersten Wahl sein.
  • Lageberichte – In den letzten zwei Wochen haben wir interessante Berichte entdeckt: den Bericht an den US-Kongress über Fortschritte in der KI, den Plan des CIO des US-Verteidigungsministeriums für die Umsetzung der Cyber Workforce, die Entwicklung des Datenschutzrahmens zwischen EU und den USA, den RUSI-Bericht über die Herausforderungen für Versicherungen durch Ransomware, die Cyber-Bedrohungsberichte von Qualys und BlackBerry und schliesslich McKinseys KI-Überblick.

BOOKS & REPORTS

Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ Cybersicherheit in der Schweiz – Die Xplain-Affäre schlägt weiterhin leise Wellen, aber die Medien bleiben aufmerksam bei diesem Dossier, das immer noch Überraschungen bereithält und dessen wahre Auswirkungen noch nicht offenbart worden ist. Die Noten, die verteilt werden, sind zu Recht alles andere als positiv.

▶︎ BrasilienCybersicherheit ist auch ein Thema für Präsident Lula. Zum Entdecken.

▶︎ Schutz der Privatsphäre – Kinder zeigen oder nicht zeigen? Nicht alle Influencer haben die gleichen ethischen Grundsätze.

▶︎ North Star – Ein Projekt mit dem Auftrag, einen Rahmen für die Formulierung der Grand Strategy der USA zu entwickeln und zu untersuchen, der Ansätze der strategischen Vorausschau zur Verbesserung der Planung einbezieht. Ein Bereich, der in der Schweiz unzureichend entwickelt ist. Ausser bei der Vereinigung futurs.ch.

Und wie so oft, ein kurzer Ausflug ins All… Dieses Mal für einen Seufzer der Erleichterung, denn die NASA hätte beinahe Voyager 2 verloren, nachdem sie ihr ein falsches Software-Update geschickt hatte, das den Datenstrahl um 2° verschob und somit die Kommunikation mit der Sonde verlor. 20 Milliarden km und 37 Stunden, bis das Signal die Sonde erreichte und die Antwort zur Erde zurückkehrte. Die Folgen eines kleinen Stücks Code, das nicht richtig ausgearbeitet wurde….

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns darauf, Sie bald wiederzusehen.

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Global Digital Risk Assessment Needed

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Dies sind die dV-News 15-2023 und die ausgewählten Artikel und Links.

«Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht was sie tun!» (Lukas 23:34)

Wer hätte gedacht, dass ein Newsletter von digiVolution einmal mit einer Bibelstelle beginnen würde, in der Jesus sich an Gott wendet, um die römischen Soldaten zu unterstützen, die ihn gerade gekreuzigt haben? 1945 Jahre später, am 16. Juli um 5:29:45 Uhr, wurde in Los Alamos die erste Atombombe der Geschichte gezündet: Trinity. Ihr Erfinder, Robert Oppenheimer, ist nun Gegenstand eines von der Kritik empfohlenen Films. Trinitybeschleunigte sicherlich die Kapitulation der japanischen Streitkräfte am 15. August 1945, aber die Tragödie der Bombardierung von Hiroshima am 6. August und Nagasaki am 9. August überzeugte ihn von dem verheerenden Potential dieser Art von Waffe. Er war eine der ersten Stimmen, die sich gegen das nukleare Wettrüsten im Kalten Krieg aussprachen.

Die Bombe löste eine geopolitische Disruption aus. Das daraus resultierende Gleichgewicht des Schreckens, da die Russen die Bombe kurz darauf ebenfalls besassen, verhinderte, dass der westliche und sowjetische Block direkt aufeinander losgingen. Das hervorragende Oppenheimer-Spezial des Bulletin of the Atomic Scientists illustriert perfekt, was in dieser Zeit auf dem Spiel stand und dass, allein in den USA, noch immer astronomische Summen in diesen Bereich fliessen.

Was hat der digitale Wandel damit zu tun?

Was passiert, wenn dieser Wandel, wenn auch unter ganz anderen Bedingungen, ein ähnliches Risiko wie Atomwaffen darstellt? Eine zweifellos provokative, aber notwendige Frage. Könnte die Summe der mit dem digitalen Wandel verbundenen Risiken eine (schleichende) Bedrohung für die Menschheit darstellen, die mit Atomwaffen vergleichbar ist? Schleichend, weil im Gegensatz zu diesen Massenvernichtungswaffen, die die Erde in wenigen Minuten verwüsten könnten, die Gefahren und Bedrohungen, die mit dem Cyberraum verbunden sind, unterschiedlich ausfallen dürften. Für den UNO-Generalsekretär ist aber das Risiko vergleichbar und er befürchtet insbesondere eine unkontrollierte Interaktion zwischen den beiden. Wie das Forecasting Research Institute es getan hat, wäre eine gründliche Überlegung nicht fehl am Platz, da derzeit die Menschheit zwischen allen möglichen Annahmen und oft irrationalen Ängsten schwankt.

Wie in früheren Beiträgen erwähnt, lassen sich drei Kategorien von Menschen in Bezug auf der digitalen Mutation unterscheiden: die Technofreaks, die glauben, dass die Technologie alle Probleme lösen wird (damit vergessen sie ihre Rolle in der aktuellen Situation…), die Techneutralen, die IT-Produkte und -Dienstleistungen konsumieren, ohne sich gross Fragen zu stellen, und die Technoskeptiker, die die Technologie vor allem als Risiko betrachten, wobei die fanatischsten unter ihnen alles regulieren und sogar in die Steinzeit zurückgehen wollen. Und natürlich gibt es zwischen diesen drei Kategorien eine ganze Reihe von Variationen, die wir der Fantasie unserer Leser überlassen. Was jedoch interessant ist, ist die Konstante zwischen diesen Kategorien: Der völlige Mangel an Wissen, um die Überzeugungen, Ängste und Annäherungen der einen oder anderen Seite zu bestätigen oder zu entkräften. Im Klartext bedeutet dies, dass die Gesellschaft über keine dynamische und gemeinsame Analyse verfügt, um die Risiken sachlich zu qualifizieren. Infolgedessen handeln die Staaten punktuell und ohne auf die Bedenken von Unternehmen und Arbeitnehmern einzugehen. Das Ergebnis ist eine Flucht nach vorn. Angesichts der potenziellen systemischen Risiken, die mit dem digitalen Wandel verbunden sind, ist diese Passivität der Gesellschaft und der Politiker unverantwortlich. Eine umfassende und seriöse Risikoanalyse der digitalen Mutation ist zwingend erforderlich.

Und ist es zu viel verlangt, dass unser Bundesrat eine allgemeine Politik entwickelt und führt, die mit dem digitalen Wandel Schritt hält? Dann würden wir vielleicht auch verstehen, warum die Schweiz nicht an der Erklärung zur Zukunft des Internets teilnimmt…!

Kleiner Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • XDer kleine blaue Vogel wurde von seinem unberechenbaren Besitzer schlecht behandelt. Wird er es zu einem neuen Erfolg wie SpaceX machen oder wird er sein 44 Milliarden teures Spielzeug in die Gosse werfen? Twitter war eine anerkannte Informationsquelle, jetzt können Trolle gegen eine geringe Gebühr ohne Regeln und ohne Kontrolle beliebige Inhalte verbreiten. Es wird sich zeigen, ob Musk es schafft – bevor alle seiner Eskapaden überdrüssig werden – das von ihm skizzierte Instrument daraus zu machen. Wie auch immer das Ergebnis ausfallen mag, schlagen wir bereits zwei Lehren vor: 1) dass der Gesetzgeber einen Rahmen schafft, damit die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Dienstanbieter einfacher werden und 2) ein Mechanismus, der die Nutzer dazu zwingt, sie zu lesen und zu verstehen, bevor sie sich in völliger Unwissenheit in die Abhängigkeit von Verantwortlichkeiten begeben, die sie überfordern. Wann haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, solche Bedingungen vollständig gelesen?
  • Cyberbedrohung – Sowohl der Angriff auf Microsoft als auch derjenige auf Xplain zeigen, dass die Folgen eines Cybervorfalls zu minimieren (oder zu verbergen?) ist nach wie vor ein beliebter Trend. Am Ende erweisen sich die Sorgen jedoch immer als viel ernster als angekündigt. Ein wenig mehr Ehrlichkeit und Bescheidenheit in der Krisenkommunikation wären angebracht. Eine weitere Erkenntnis der letzten zwei Wochen ist, dass böswillige Akteure faul werden; sie sparen sich die komplexe Verwaltung einer Verschlüsselungsinstanz und wenden zunehmend die Methode der encryptionless extortion attacks an. Dies ist zwar eine Sorge weniger für die Opfer, ermöglicht es aber den Angreifern, eine leichter zu handhabende Form des Angriffs zu vervielfachen.
  • QUANTUM – Wenn sich die Ankündigungen der Koreaner in Bezug auf eine mögliche Supraleitung bei Raumtemperatur und -druck bestätigen (es gibt noch Zweifel), wird es eine enorme Beschleunigung in Richtung eines kommerziellen Quantencomputers geben. Eine letzte Warnung vor dem Übergang zu einer Post-Quantenkryptographie. Denn verschlüsselte Daten, die heute gestohlen werden, können morgen entschlüsselt werden.

BOOKS & REPORTS

Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

En bref

▶︎ Weisses Haus – Die Cyberinitiativen überschlagen sich mit einem Programm zur Kennzeichnung der Cybersicherheit für Smartgeräte und Gesprächen mit der KI-Industrie, um sie auf einen (unserer Meinung nach naiven) Pfad der Tugend zu führen, um die amerikanischen Konsumenten zu schützen…

▶︎ OPSEC – Und wieder wurden Soldaten getötet, weil sie die vielen Fallen nicht verstanden haben, die man ihnen mit einem Smartphone stellen kann. Dieses Mal über Tinder.

▶︎ ChatGPT wird dümmer – Es wurde angenommen, dass die Zeit ihre Qualität verbessern würde, aber Forscher zeigen, dass sich ihr Verhalten verschlechtert, anstatt sich zu verbessern.

▶︎ Typischer Schweizer Einwohner So sieht uns eine KI: wenig Frauen und eine alles andere als junge Bevölkerung.

Das James-Webb-Teleskop feiert seinen ersten Geburtstag, fasziniert weiterhin die Wissenschaftler und liefert erstaunliche Einblicke in das Universum. Wann werden wir endlich ernsthafte Diskussionen über seine anderen Bewohner führen?  Auf jeden Fall sind die Beobachtungen unerklärlicher Phänomene zahlreich und die Debatte wird in den USA mit einem Hearing vor dem Kongress entfacht (siehe das Mapping der RAND Corporation) während derselbe Kongress den Weltraum – der im Zentrum des digitalen Wandels steht – als Teil der kritischenInfrastrukturen fördern will.

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The (im)possible Equation

The (im)possible Equation 2560 1707 digiVolution

Dies sind die dV-News 14-2023 und eine Auswahl an ausgewählten Artikeln und Links.

Die Beherrschung unserer Digitalisierung, ein Weg voller Hindernisse und Dilemmas

Die folgenden Gedanken sind das Ergebnis einer Sommerträumerei, einer dieser Momente, in denen man die Gedanken schweifen lässt. Im Laufe der Nachhollektüre von Büchern, die auf dem Tisch liegen und auf bessere Zeiten warten, und in der Flut von Beiträgen, die wir alle zwei Wochen analysieren, hat sich das Gefühl in unseren Köpfen eingeschlichen, dass in Helvetien einiges nicht stimmt.

Gemäss dem holistischen und systemischen Ansatz, der die Arbeit von digiVolutionauszeichnet, sind wir erneut zum Schluss gekommen, dass die Schweiz nicht erwarten kann, den digitalen Wandel und ihre Cybersicherheit zu meistern, wenn sie weiterhin siloweise handelt und wie ein toter Hund, der sich von der Wasserströmung treiben lässt, abwartet was andere tun, um sich ohne Ambitionen oder Visionen an deren Politik anzupassen.

Die folgende Tabelle, die (noch) nicht das Ergebnis einer rigorosen Recherche ist und deren Struktur und Vollständigkeit natürlich stark verbesserungsfähig ist, verfolgt eine allgemeine Fragestellung, wenn auch beschränkt auf die dargestellten Variablen. Wo stehen wir (blaue Punkte), wohin bewegen wir uns (orangefarbene Punkte) und wohin sollten wir uns bewegen(grüne Punkte).

Aus dieser Darstellung ergeben sich drei wesentliche Feststellungen:

  • Die Unterschiede zwischen den dargestellten Zuständen sind gross. Der Grund dafür liegt insbesondere in folgenden Tatsachen: Die Reife der Schweizer Gesellschaft im Bereich der Digitalisierung ist wenig bekannt; das Niveau, das wir erreichen wollen, unsere Ambitionen und die öffentliche Politik sind oft unbestimmt, nicht kommuniziert, fast ohne Umsetzungsmittel oder werden dem (praktischen) Ermessen unserer liberalen Doktrin überlassen; schliesslich sind angesichts einer dynamischen digitalen Mutation und einer instabilen geopolitischen Lage selbst vernünftige Prognosen schwierig und es wäre zwingend notwendig, viel mehr in Antizipation und Prospektiv zu investieren.
  • Das Spektrum ist breit, zu breit, werden einige sagen, aber er stellt die Realität dar, und wenn wir diese Gleichung lösen wollen, dann braucht es zuerst eine möglichst genaue und aktuelle Kartographie aller Fakten. Daran arbeitet digiVolution seit über 2 Jahren und wir würden uns freuen, wenn unsere Politiker dies aufgreifen würden. Es ist höchste Zeit! In diesem Sinne ist die Einschätzung von Nationalrätin Bellaiche, die Direktorin von SWICO, beunruhigend: «Digitalisierung galt im Parlament lange als Nischenthema. Ihre bahnbrechende Bedeutung für unsere Gesellschaft haben nur wenige vorausgesehen»! Befinden sich unsere Volksvertreter in einer Paralleldimension und wurden sie nur durch den ChatGPT-Hype geweckt?
  • Diese Feststellungen erfordern eine Überprüfung der Gouvernanz auf Stufe Bund. Digitalisierung darf nicht als sekundäre Priorität behandelt werden, die auf viele verschiedene Akteure gestreut wird. Ein Bundesminister für Digitales, wie es einige Kantone bereits tun, ist eine Selbstverständlichkeit, die sich durchsetzen muss, ebenso wie ein(e) Gesundheits-, Verkehrs- oder Finanzminister(in). Wie wir bereits mehrfach geschrieben haben, ist die Digitalisierung kein einfacher Gebrauchsgegenstand mehr, sondern ein lebenswichtiger Bereich der Gesellschaft, der eine(n) Chef(in) mit erheblichen Mitteln braucht. Mit offenen Augen!

Illustration: Greg Perry, Toronto Star

Kleiner Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • XPLAIN – Die Enthüllungen und Erkenntnisse in dieser Angelegenheit werden jede Woche schlimmer. Es wird nun alles aufgedeckt: die Adressen unserer Bundesräte, Daten des Nachrichtendienstes des Bundes, ein substanzieller Auszug aus der Hooligan-Datenbank von 2015… Und was noch? Am Ende erfährt man, dass dieses doch erfahrene Unternehmen, das so sensible Informationen besitzt (wenn auch nur vorübergehend), in Sachen Sicherheit alles andere als vorbildlich ist.
  • KI – Die von ChatGPT ausgelöste Welle ebbt nicht ab und es gibt immer noch die grosse Kluft zwischen den Techno-Optimisten, die glauben, dass die Menschheit die Oberhand gewinnen wird, wie bei anderen Technologien in der Vergangenheit, und den Techno-Kritikern, für die die Risiken viel zu gross sind, um das Ganze auf die leichte Schulter zu nehmen. Dies ist auch unsere Meinung, da wir Naivität nicht als verantwortungsvolle Politik halten.
  • China, das (wieder) Angst macht – Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass China zu einem relevanten Schwerpunkt für den Westen wird, der in seinen Grundlagen und Werten immer mehr konkurrenziert wird. Unsere Nachrichtendienste klopfen regelmässig auf ihre Finger. Nichtsdestotrotz setzen diese, auch in der Schweiz, ihre aggressive Spionagepolitik fort. Vor kurzem haben sie noch Microsoft und wieder die US-Regierung ins Visier genommen und üben nun zunehmend Druck auf die Lieferkette für strategische Metalle aus. Der Handelskonflikts mit den USA – mit immer grösseren Folgen für Europa – wird nicht abnehmen.

BOOKS & REPORTS

Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

En bref

▶︎ USA – Die neue Cybersicherheitsstrategie hat jetzt einen Umsetzungsplan.

▶︎ EU – Der schwierige Weg der Europäer in Sachen Souveränität(en), denn natürlich ist es nicht nur das Thema Cyber, das Brüssel beschäftigt.

▶︎ OPSEC – Erneut musste ein Soldat mit seinem Leben bezahlen, weil er seine Informationen nicht schützen konnte, indem er zuliess, dass die STRAVA-App seine Joggingstrecken enthüllte; dabei hatten sich 2018 im Irak alle über die Amerikaner lustig gemacht, aber nichts gelernt.

▶︎ Japan – Diesmal war es Nagoya, der grösste Hafen des Landes der einen lähmenden Angriff mit Lösegeldforderung erlitt; sind unsere kritischen Infrastrukturen stärker?

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns darauf, Sie bald wiederzusehen.

 

Tipping point?

Tipping point? 2000 1500 digiVolution

Dies sind die dV-News 12-2023 und eine Auswahl an ausgewählten Artikeln und Links.

Wendepunkt, Scheideweg, kritische Schwelle, Knackpunkt, Zäsur…

Nach der jüngsten Welle von Cyberangriffen auf die Schweiz (und es ist sicherlich noch nicht zu Ende), Medvedevs Drohungen, als Vergeltung für die Nord Stream-Sabotage Unterseekabel anzugreifen, den zahlreichen Engpässen in der Versorgungskette, angefangen bei der Stromversorgung im nächsten Winter, und den immer unerträglicheren Konsequenzen der Cyberkriminalität ist das Gesamtbild des digitalen Raums, gelinde gesagt, beunruhigend.

Es gibt viele Situationen, die kritisch werden und in Kombination miteinander einfacheskalieren könnten. Wenn man bedenkt, wie viele dunkle digitale Wolken über der Gesellschaft schweben, ist es schwer, optimistisch zu sein. Dennoch verhalten sich die meisten Menschen und Organisationen so, als ob sie diese Lage nicht sehen würden. Das ist seltsam, wenn man bedenkt, wie hoch die durchschnittlichen Kosten eines Cybervorfalls sind und ihre sichtbaren und unsichtbaren Konsequenzen. Und wie hoch werden die Gesamtkosten des Cyberangriffs auf Xplain tatsächlich sein?

Dieser Fall zeigt wieder einmal eine unumgängliche Realität in der Cybersicherheit auf: Antizipation ist alles, aber ohne genaue Kartografie der Gegenwart und der Vergangenheit mit ihren Verwundbarkeiten und Altlasten kann keine glaubwürdige und nachhaltige Risikoanalyse und Strategie entwickelt werden. Der Misserfolg ist dann nicht nur vorprogrammiert, sondern im Falle eines Zwischenfalls erwartet die Verantwortlichen ein Albtraum, da sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Und das ist die Realität; glaub uns!

Natürlich hat das digitale Ökosystem der Schweiz viele Stärken, aber es wird immer wichtiger und dringender, dass wir auf die Gefahr eines Tipping Point eingehen, der durch das Zusammentreffen all dieser Herausforderungen entstehen könnte.  Wie will die Gesellschaft, und unser Land im Besonderen, auf diese Lage antworten? In diesem Beitrag haben wir nur einige wenige genannt, aber die Liste ist lang und die derzeitige abwartende Haltung, der fehlende kollektive Wille, diese Probleme wirklich anzugehen, erscheint uns besonders unverantwortlich. Wir sitzen auf einer tickenden Zeitbombe, über die wir im Übrigen nur sehr unvollkommen Bescheid wissen, einer Art «digitalem San Andreas Graben», aber wir tun weiterhin so, als ob das keine Rolle spielt. Eigentlich fehlt ein grundlegendes Nachdenken über die digitalisierte Gesellschaft. Wollen wir es korrigieren bevor wir den Punkt des Zusammenbruchs erreichen? Was wir derzeit, tun heisst eine digitale Flucht nach vorn.

Kleines Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen besonders beschäftigten.

  • XPLAIN – Viele Details des Cyberangriffs auf die Firma aus Interlaken sind nun bekannt. Und je tiefer man gräbt, desto schlimmer scheint die Situation zu werden, da nun sensible Daten über Gerichtsfälle und Personen, darunter auch unsere Bundesräte, bekannt werden. Das ist nicht schön und erfordert nun einen politisch-strategischen Krisenstab «Datenabfluss». Hoffentlich wird dieses Debakel der Schweiz einen ähnlichen Schock versetzen, wie Estland 2007, das seitdem Cyberklassenbester geworden ist. Und seien wir ehrlich: Ein bisschen Cyberkosmetik wird dieses Mal nicht ausreichen. Es ist ein nationales Projekt, das auf allen Ebenen in Angriff genommen werden muss. Es ist vorbei mit dem Glauben, noch verschont zu sein und zu kichern, wenn andere getroffen werden. Die Schweiz muss mindestens einen Gang höher schalten.
  • Grundrechte – Am 19. Juni hat der Kanton Genf mit 94% Zustimmung ein Recht auf digitale Integrität in seiner Verfassung verankert. Ein historischer Schritt, der hoffentlich bald auch in der Bundesverfassung seine Spiegelung finden wird.
  • Elektronisches Patientendossier (EPD) – Im Prinzip ist es natürlich lobenswert, dass der Bundesrat Druck ausübt. Es gibt aber noch viele unbeantwortete Fragen in diesem Sektor, der durch eine Vielzahl von Akteuren und 26 Kanonen «atomisiert». Die kürzlich bekannt gewordenen Fälle zeigen, dass die Cybersicherheit im Gesundheitssektor tief ist, obwohl er ein bevorzugtes Ziel von Kriminellen ist, die das Leid ihrer Opfer nicht berührt. Die besten Standards zu fordern und sie gesetzlich zu verankern ist natürlich ein Muss (what else?), aber es ist keine Garantie. Und was ist mit der Synchronisation mit der e-ID? Wer wird (im Detail und nicht nur «Gesundheitsprofis» und «für Forschungs-zwecke») und wie Zugang zu diesen Daten haben? Und werden sie zentralisiert? Denn im Falle eines Grossangriffs droht dem gesamten Gesundheitssektor ein systemischer Ausfall…

BOOKS & REPORTS

Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ China ist als Hauptquelle für APT-Angriffe (Advanced Persistant Threats) bestätigt. Im ersten Quartal 2023 soll sie für 79% der Angriffe aus staatlichen Quellen verantwortlich sein. Der Bericht von Trellix Advanced Research vom Juni zeigt eine Zunahme von Angriffen auf den Finanz-, Telekommunikations- und Energiesektor.

▶︎ Das U.S. Government Accountability Office GAO stellt fest, dass die Digitalisierung alle Prozesse und Vorgänge bei der Herstellung und industriellen Kontrolle von Atomwaffen durchdringt, dass die National Nuclear Security Administration NNSA und ihre Lieferanten jedoch auch nach mehreren Jahren noch in einem frühen Stadium der notwendigen Anstrengungen sind. Dies ist eine interessante Perspektive für ein Land, das traditionell von allen Seiten angegriffen wird und 5’500 Atomwaffen besitzt…

Die desaströsen Angriffe auf die Colonial Pipeline und SolarWinds relativieren (ein wenig) einige der heftigen Angriffe auf die Cybersicherheit in der Schweiz.

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns darauf, Sie bald wiederzusehen.

 

Awake now?

Awake now? 1559 1033 digiVolution

Dies sind die dV-News 12-2023 und eine Auswahl an Artikel und Links.

Belagerte Schweiz – Endlich wach werden und auf Realismus setzen

Es gibt etwas, das wir bei digiVolution nicht gerne tun, nämlich zu sagen: «Wir haben gewarnt»! Im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Firma XPLAIN schrieben wir vor zwei Wochen als Reaktion auf die Behauptung, dass keine Betriebsdaten offengelegt worden seien: «Das wahre Ausmass wird sich später zeigen». Und was für eine Überraschung… solche Daten sind in die freie Wildbahn gelangt. Es ist nun die Aufgabe des NCSC, den Schlamassel zu lösen, die übereilte und aufgrund unprofessioneller Kommunikation Richtigstellungen und Korrekturen zu veranlassen.

Die Firma Bobst gab im April bekannt, dass sie von einem Cyberangriff betroffen war, blieb aber optimistisch. «Unsere Verteidigung war sehr effektiv» und «soweit wir wissen, haben wir keinen Datenverlust erlitten». Am 9. Juni berichteten jedoch mehrere Medien, dass sensible Daten tatsächlich entwendet wurden und nun im Dark Web verfügbar sind. Hoffen wir, dass die Gemeinde Bex mehr Glück hatte…!

In dieser Woche, höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Konflikt und der Rede von Präsident Zelensky im Parlament, führten mehrere DDoS-Angriffe, für Laien «Distributed Denial of Service» genannt, zu einer vorübergehenden Nichtverfügbarkeit verschiedener Online-Dienste, insbesondere in den Städten Lausanne, Zürich, St-Gallen, Freiburg und Basel-Stadt, sowie am Genfer Flughafen. Sogar die ehrwürdige Schweizerische Bankiervereinigung wurde Opfer der Angriffswelle, die gegen die Schweiz schwappte. Die Folgen scheinen sich auf den Imageschaden und das Vertrauen in unsere Institutionen zu beschränken, ihre Cybersicherheit gewährleisten zu können. Werden wir weiterhin Glück haben?

Eine frustrierende Situation, denn zumindest eine bewährte Lösung hätte die Auswirkungen dieser Angriffe drastisch reduziert. Es ist SCION und das Anapaya GATE, eine Schweizer Lösung, die an der ETH Zürich entwickelt wurde und die seit Anfang des Jahres verfügbar ist und insbesondere gegen DDoS schützt, indem es die Dienste für Cyberkriminelle unsichtbar macht. Ja, die Schweiz ist das erste Land, das – sofern es sie richtig nutzt – über eine nationale Internetinfrastruktur verfügt, die in der Lage ist, die Sicherheit massiv zu erhöhen.

Betrachtet man das Glas halb leer, so schmerzen die vielen Vorfälle im Juni. Es ist ärgerlich, dass nach allem, was über die Cyberbedrohung gesagt wurde, wichtige öffentliche Einrichtungen und Firmen immer noch so schlecht reagieren und sogar bewusst machen, dass sie nicht wissen, wo ihre Daten liegen und wie sie verwaltet werden… Und das zweieinhalb Monate vor dem Inkrafttreten des neuen Datenschutzgesetzes?

Wenn man das halbvolle Glas betrachtet, wurde der Schaden glücklicherweise begrenzt und man kann nur hoffen, dass es the last wake up call für die Schweizer Führungskräfte war. Trotz andauernder und stark vereinfachter Kritik macht die Bundesverwaltung den Job und verbessert sich laufend über Inputs eines mutigen NCSC, dessen Mittel wohlgemerkt immer noch viel zu gering sind. Es sollte viel schneller gehen, aber wer die Komplexität der Bundesdienste und ihre zahlreichen Legacy-Elemente kennt, weiss auch, wie lange es dauert, grundlegende Änderungen vorzunehmen.

Ja, es wird immer und immer wieder Zwischenfälle geben und unser Motto bei digiVolution lautet: «Ein Cyberangriff zu erleiden ist keine Schande. Es ist eine Schande, nicht darauf vorbereitet zu sein!»

Unsere Empfehlungen sind einfach. Es geht darum:

  • endlich ÜBERALL die bekannten und verfügbaren Massnahmen umsetzen,
  • diejenigen BESTRAFEN, die diese Massnahmen nicht innerhalb einer angemessenen Frist umsetzen (zur Erinnerung ist Fahrlässigkeit ein strafrechtliches Vergehen),
  • Entscheidungsträger und ihre Stäbe in Krisenmanagement AUSBILDEN und keine Informationen mehr weitergeben, die sich als falsch erweisen, sobald die tatsächliche Realität vorliegt; man muss den Mut haben, «Ich weiss es noch nicht» zu sagen.

Am Ende dieser zwei verflixten Wochen fühlt sich die Schweiz ein wenig wie kürzlich die George-Washington-Brücke in New York während der Brandkatastrophe in Kanada an. Es wäre gut zu handeln, bevor es noch schlimmer wird. Nicht?

Für diejenigen, die nicht wissen, wo anfangen, verfügt digiVolution über erstklassige strategische Kompetenzen, um sie zu begleiten.

Zukunft der Sicherheit in der digitalen Gesellschaft

Wir haben es bereits in früheren Ausgaben vermerkt: Wenn die Prognosen zur Cyberkriminalität eintreffen, wird sich der Schaden weltweit bereits 2025 auf fast 10,5 Billionen $ oder 10% des Bruttoweltprodukts belaufen. Auf die Schweiz bezogen ist das so, als ob sie das 16-fache ihres Armeebudgets aus dem Fenster werfen würde und alles deutet darauf hin, dass die Höllenfahrt noch nicht zu Ende ist. Einfach unerträglich! Die USA scheinen die einzigen zu sein, die diese Abwärtsspirale erkannt haben und sie durchbrechen wollen, deren letale Auswirkungseit 50 Jahren bekannt ist. Selbst wenn die USA ihr Ziel erreichen (im Wesentlichen geht es darum, der gesamten IT-Industrie, die ein halbes Jahrhundert des Libertarismus hinter sich hat, an die Kandare zu nehmen), wann wird wo welcher Effekt spürbar sein? Bei digiVolution denken wir über innovative gesellschaftliche Lösungen nach, die dieser Dringlichkeit und den zahlreichen Herausforderungen der digitalen Mutation gerecht werden, insbesondere auch der demographischen Entwicklung, deren Folgen noch weitgehend unbekannt sind.

Hierfür BENÖTIGEN WIR MATERIELLE UNTERSTÜTZUNG. Bitte kontaktieren Sie uns.

Kleines Cyberdigest

Die Themen, die uns in den vergangenen zwei Wochen beschäftigten.

  • Duplizität – Kann man den Chefs der Tech-Giganten noch glauben? Die Welt ist in Aufruhr, weil führenden Industriellen plötzlich ethische Flügel gewachsen sind. Anscheinend von ihren Erfindungen überwältigt, forderten sie eine Pause bei der Entwicklung der KI, während hinter den Kulissen einige die Flucht nach vorn fortsetzten. Da erklärt einer dem US-Kongress, welche absolute Gefahr die KI darstellt und wie notwendig ihre Regulierung ist. Vier Monate zuvor hatte er jedoch in einem Interview, das auf wundersame Weise aus dem Netz verschwand, dasgenaue Gegenteil behauptet. Glücklicherweise hat das Internet Archive es wieder gefunden.
  • Einweihung des Innovationszentrums UNLIMITRUST – Am 6. Juni wurde die Schweiz durch SICPA, den Weltmarktführer für Sicherheitsdruckfarben für Banknoten und Hauptakteur für sichere Authentifizierungs- Identifizierungs- und Rückverfolgbarkeitslösungen, um einen erstklassigen Campus bereichert. Unlimitrust ist der erste Hub, der sich mit der Entstehung der Vertrauenswirtschaft befasst, einem wesentlichen Bereich, der wie die Resilienz und die Souveränität immer weiter abnimmt. SICPA bietet der Schweiz mit Unlimitrust ein sehr wertvolles Instrument an, um sich in die richtige Richtung zu entwickeln. Danke.
  • Der Verein FUTURS – Am 13. Juni wurde dank einer Gruppe von Enthusiasten unter der Leitung von Dr. Quentin Ladetto, dem Verantwortlichen für prospektive Forschung bei armasuisse, diese Vereinigung gegründet, um die Zukunftsforschung, die Erforschung neuer Ideen und den positiven Umgang mit Ungewissheit zu fördern und zu entwickeln. Es war ein sehr schöner Abend, an dem die Insights zeigten, dass der Verein futurs einem echten Bedürfnis entspricht. Vielleicht gelingt es uns (digiVolution ist bereits Mitglied), das Zitat von Pierre Dac Lügen zu strafen: «Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen!».

  • Privatsphäre – Vor zwei Wochen waren wir besorgt über den Entwurf eines EU-Gesetzes, der von der spanischen Regierung vorgelegt wurde und von Technologieunternehmen verlangen würde, ihre Plattformen auf illegale Inhalte zu untersuchen und dafür die Kryptographie zu schwächen. Ist die Schweiz ein besserer Schüler? Nicht mit dem Kanton Thurgau der eine gesetzliche Bestimmung einführen wollte, die es der Polizei erlaubt hätte, ohne richterlichen Beschluss auf das Mobiltelefon jeder Person zuzugreifen. Und wie werden die Daten aus der Digitalisierung der Autobahnvignette
    verwaltet? Hoffen wir, dass die Recherche zur Nutzung der persönlichen Daten der Kunden durch grosse Schweizer Wirtschaftsakteure einen Schritt in die richtige Richtung bringt.

BOOKS & REPORTS

Hier sind die Bücher und Publikation von Interesse, die wir bei unseren Recherchen in den letzten zwei Wochen gefunden haben.

In Kürze

▶︎ Die CIA wusste dank Holland, dass die Ukrainer planten, die Nordstream-Gaspipelines zu sabotieren. Haben sie das getan Antwort von Dmitry Medvedev, ehemaliger Präsident Russlands und stellvertretender Vorsitzender des Kreml-Sicherheitsrates: «Wenn wir von der erwiesenen Komplizenschaft der westlichen Länder bei der Zerstörung der Nord Stream-Pipelines ausgehen, gibt es für uns keine Einschränkung, nicht einmal eine moralische, um davon abzusehen, die Kommunikationskabel unserer Feinde auf dem Meeresgrund zu zerstören». Ein weiteres Thema, das wir seit den ersten Tagen des Krieges behandelt haben, ist die Frage, ob die Schweiz ihre Eventualplanung für den Fall eines solchen Ereignisses vorgenommen hat.

▶︎ In den USA wurde eine schwere Verletzung der Privatsphäre festgestellt und von ODNI, dem Büro der Nationalen Direktorin für Nachrichtendienste, Frau Avril Haines, gemeldet. Die Ergebnisse sind zwar nicht überraschend, aber das Ausmass ist bemerkenswert. Was ist der Grund für all dies? Die Behörden können die Bürger nicht ausspionieren, also… kaufen sie die Daten vom Privatsektor.

Wir wünschen Ihnen viele lehrreiche Entdeckungen in den ausgewählten Artikeln und Links und freuen uns darauf, Sie bald wiederzusehen.

 

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